Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
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ANLAGE D: DISKONTIERUNG<br />
werden, um die Veränderung ihres Wertes im Zeitverlauf entsprechend dem wachsenden<br />
Einkommen zu berücksichtigen (d. h. durch eine zunehmende Zahlungsbereitschaft für den<br />
Schutz/Erhalt der Umwelt). Es ist also nicht angebracht, niedrigere Diskontierungssätze zu<br />
verwenden, um Unsicherheiten und eine unterschiedliche Wertschätzung dieser Auswirkungen in<br />
verschiedenen Generationen zu kompensieren.<br />
Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Wird eine neue Schutzausrüstung <strong>zur</strong> Reduzierung der<br />
Exposition gegenüber Emissionen vorgeschlagen, so würde deren Einführung zu Verbesserungen<br />
der Gesundheit der Beschäftigten führen, die mit diesem Stoff arbeiten. Basiert der Nutzen über die<br />
Lebensdauer der Ausrüstung auf der Summe des diskontierten Nutzens der einzelnen Jahre (unter<br />
Heranziehung des Nettobarwerts) und wird von einem steigenden gesellschaftlichen Einkommen<br />
ausgegangen, werden künftige Generationen diesen Nutzen womöglich hoher schätzen als die<br />
gegenwärtigen Generationen. Um dem Rechnung zu tragen, sollte der Ansatz nicht lauten, den<br />
Diskontierungssatz zu senken, sondern darauf abzielen, künftige Generationen durch die Erhöhung<br />
der Wertschätzung für diesen Nutzen in der Zukunft einzubeziehen.<br />
Generationenübergreifende Aspekte<br />
Das Konzept des „produktiven“ Kapitals fügt sich nahtlos in den Themenbereich<br />
generationenübergreifender Aspekte ein. Ohne Diskontierung würde ein heute gerettetes Leben<br />
ebenso hoch bewertet wie ein im Jahr 2050 gerettetes Leben. Durch die Diskontierung würde<br />
jedoch berücksichtigt, dass die gegenwärtige Investition derzeit x EUR einsparen und bis 2050<br />
verwendet würde, um weitere Leben zu retten. Es muss jedoch ein Gleichgewicht oder Kompromiss<br />
gefunden werden, da künftig eintretender Nutzen nicht aufgrund unserer Ungeduld über Gebühr<br />
benachteiligt werden sollte.<br />
Die Berücksichtigung von Auswirkungen, die über einen langen Zeitraum hinweg auftreten (dies ist<br />
insbesondere für PBT- und vPvB-Stoffe relevant), macht die Bestimmung des Diskontierungssatzes<br />
sehr schwierig. Die Hauptgründe hierfür liegen darin, dass wir die Präferenzen künftiger<br />
Generationen nicht kennen und die Raten des Einkommens- und Wirtschaftswachstums unsicher<br />
sind. Dies führte dazu, dass der Gedanke sinkender Diskontierungssätze zunehmend Beachtung<br />
fand (Groom et al., 2005). Beispielsweise nahm die Regierung des Vereinigten Königreichs<br />
aufgrund der Unsicherheit der wirtschaftlichen Bedingungen sinkende soziale Raten in das<br />
Grünbuch des Schatzamtes und damit in die offiziellen <strong>Leitlinien</strong> für die Würdigung der Vorhaben<br />
und politischen Strategien der Regierung auf.<br />
Die Einbeziehung von im Zeitverlauf sinkenden sozialen Raten könnte die Berücksichtigung der<br />
folgenden Aspekte erlauben:<br />
• Künftige Änderungen der Präferenzen: Die Präferenzen von Einzelpersonen und Gesellschaften<br />
dürften sich im Laufe der Zeit immer wieder ändern, und auch ihre Haltung gegenüber<br />
künftigen Generationen und potenziellen menschlichen Katastrophen ist womöglich nicht<br />
unabänderlich.<br />
• Unsicherheit bezüglich der künftigen wirtschaftlichen Bedingungen: Zukunftsprognosen,<br />
insbesondere wenn sie über 30 Jahre hinausgehen, sind sehr schwierig und werden sehr<br />
kontrovers diskutiert. Ein von optimalem Wachstum ausgehendes Wirtschaftsmodell kann um<br />
ein „Vorsichtsmotiv“ ergänzt werden, das mehrere Annahmen bezüglich der Zukunft verlangt.<br />
In einer vorsichtigen Gesellschaft sparen die Menschen, weil die Zukunft ungewiss ist und sie<br />
Vorsorge treffen möchten. Gollier (2002) ist der Auffassung, dass sich eine vorsichtige<br />
Gesellschaft umso mehr um die Zukunft bemühen dürfte, wenn diese ungewisser ist. Dem<br />
würde durch die Senkung des Diskontierungssatzes Rechnung getragen, sodass mehr<br />
Investitionen (welche der Zukunft zugutekommen) rentabel werden. Die Verwendung eines von<br />
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