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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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eitsprozesses "von oben" in das Unternehmen hereingedrückt werden.<br />

"Von oben" meint in diesem Zusammenhang zum einen, daß dem Versuch<br />

systemischer Rationalisierung ein Prozeß jahrelanger Prozeßanalyse vorausgeht,<br />

21<br />

<strong>und</strong> zum anderen, daß systemische Rationalisierung "von der<br />

Organisation des gesamten Funktionsprozesses her, d.h. mit der Perspektive<br />

der Veränderung von komplexen Funktionszusammenhängen <strong>und</strong> der<br />

Realisierung mehrerer Wirkungspotentiale (...) entwickelt <strong>und</strong> durchgesetzt"<br />

wird (Baethge, Oberbeck 1986, S. 23). Hier ist nun eine erste Differenz<br />

der beiden Ansätze festzuhalten. Zwar verläuft der Prozeß der<br />

Durchsetzung systemischer Rationalisierung nach Auffassung der Autoren<br />

im <strong>ISF</strong> keinesfalls bewußtlos, sondern wird durchaus vom Management<br />

geplant. Dennoch haben sie herausgearbeitet, daß sich systemische Rationalisierung<br />

erst ex post, als Summe unterschiedlicher Einzelmaßnahmen<br />

durchsetzt; sie ist damit zunächst das analytische Konstrukt dessen, was<br />

sich gleichsam hinter dem Rücken der Akteure durchgesetzt hat. 22<br />

Indem sowohl Altmann u.a. als auch Baethge <strong>und</strong> Oberbeck den Typus systemischer<br />

Rationalisierung als Ausdruck eines Strukturbruchs interpretieren,<br />

der klassische, punktuell ansetzende <strong>und</strong> auf der Steigerung tayloristischer<br />

Arbeitsteilung beruhende Rationalisierungsstrategien obsolet<br />

werden läßt, unterstellen sie implizit einen Formwandel kapitalistischer<br />

Akkumulation - oder in den Worten der Regulationisten: ein neues Akkumulationsregime<br />

- ohne sich freilich intensiv darum zu bemühen, ihre<br />

anregenden empirischen Bef<strong>und</strong>e mit einer Theorie historischer Veränderungen<br />

innerhalb entwickelter kapitalistischer Gesellschaften in Beziehung<br />

zu setzen. Beim gegenwärtigen Stand der Diskussion wird man zudem den<br />

an der Diskussion beteiligten Kontrahenten den Vorwurf nicht ersparen<br />

21 Beide Positionen erwecken mitunter den Eindruck, als ließen sich Technisierungs-<br />

<strong>und</strong> Rationalisierungsstrategien ohne größere Reibungsverluste durchsetzen,<br />

als wäre die jeweils vorfindbare soziale Realität auch die ehedem "von<br />

oben" intendierte Realität. Sie vernachlässigen damit die insbesondere in der<br />

angelsächsischen labour process debate betonte Dimension des Aushandelns,<br />

des Konfliktes <strong>und</strong> Konsenses, kurz der Mikropolitik in Unternehmen (vgl. Burawoy<br />

1978; 1979). Man kann hier gewisse Parallelen zu zentralen Versäumnissen<br />

der traditionellen Frankfurter Version des Subsumtionstheorems feststellen<br />

(vgl. Baethge, Oberbeck 1986, S. 25; Altmann u.a. 1986 sind da etwas vorsichtiger,<br />

vgl. auch Sauer, Altmann 1989, S. 8; Döhl 1989).<br />

22 Mit Bezug auf die Technisierung verschiedener Abläufe im Unternehmen haben<br />

die Autoren dies im Begriff des "Computerisierungssogs" zusammengefaßt (vgl.<br />

Döhl u.a. 1989, S. 233 ff.; Deiß u.a. 1989).<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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