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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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Analyse, als ausschließliches Zentrum der Kapitalverwertung angesehen. 29<br />

Anregungen, wie sie etwa von Sauer während seines Beitrags auf dem<br />

Hamburger Soziologentag gegeben wurden (Sauer 1987), werden nicht<br />

(oder nur sehr verkürzt) aufgenommen. Sauer hatte u.a. darauf hingewiesen,<br />

daß "betriebliche Teilbereiche (z.B. Organisations- <strong>und</strong> Finanzabteilungen,<br />

Controlling), die auf abstraktere Verwertungszwecke ausgerichtet<br />

sind, eine zunehmend wichtigere Rolle erhalten" (ebd., S. 149), während<br />

umgekehrt "noch stofflich geprägte betriebliche Teilbereiche (vor allem<br />

Funktionen in der unmittelbaren Fertigung) an Bedeutung verHeren"<br />

(ebd.). Trotzdem wird weiterhin die Vorstellung genährt, veränderte Umweltanforderungen,<br />

die man im Anschluß an Child als größeres Ineffizienz-<br />

<strong>und</strong> Nachfragerisiko fassen kann <strong>und</strong> die von Altmann u.a. als erhöhter<br />

Ökonomisierungs- <strong>und</strong> Flexibilisierungsdruck umschrieben werden,<br />

ließen sich vor allem durch den Einsatz neuer Technologien <strong>und</strong> neuer<br />

Organisationstrukturen in der Fertigung begegnen.<br />

Zum anderen teilt der Münchner Ansatz systemischer Rationalisierung<br />

eine zentrale Schwäche der westdeutschen Industriesoziologie, 30 indem er<br />

durch die eben beschriebene Konzentration der analytischen <strong>und</strong> empirischen<br />

Anstrengungen auf den unmittelbaren Produktionsprozeß den Bereich<br />

der Entwicklung neuer (Produkt- <strong>und</strong> Prozeß-)Technologien ver-<br />

29 Nach unserer Auffassung muß sich die Industriesoziologie angesichts umfassender<br />

Strukturveränderungen in fortgeschrittenen Industriegesellschaften von der<br />

überkommenen Gleichsetzung von "produktiver" <strong>und</strong> "materieller" Arbeit lösen.<br />

Theoretisch war diese Ineinssetzung je schon fragwürdig, aber sie hatte immerhin<br />

empirisch einiges für sich. Diese Plausibilität geht nun vollends verloren, da<br />

die entwickelten kapitalistischen Gesellschaften sich zwar nicht in "Dienstleistungsgesellschaften"<br />

verwandeln, aber sich die industrielle Sozialstruktur doch<br />

einschneidend zugunsten des sogenannten tertiären Sektors <strong>und</strong> in Richtung auf<br />

einen "technologischen Kapitalismus" verändert.<br />

30 Damit soll nicht bestritten werden, daß die Entwicklung neuer Prozeßtechnologien<br />

<strong>und</strong> die Beziehungen zwischen Herstellern <strong>und</strong> Anwendern derselben seit<br />

Jahren einen Schwerpunkt der Arbeiten des Münchner <strong>ISF</strong> darstellen (vgl. etwa<br />

Deiß u.a. 1989; Döhl 1989; Hirsch-Kreinsen 1989; Deiß u.a. 1990; Deiß, Hirsch-<br />

Kreinsen 1992). In diesen Arbeiten wird aber übersehen, daß aufgr<strong>und</strong> der gestiegenen<br />

Bedeutung der Entwicklung neuer Produkt- <strong>und</strong> Prozeßtechnologien -<br />

insbesondere in der verwissenschaftlichten Industrie - "die Technik" von einer<br />

Kontextbedingung zu einem zentralen Parameter der Unternehmensstrategie<br />

aufrückt, wie auch die damit verb<strong>und</strong>ene Restrukturierung der gesamten <strong>Unternehmensorganisation</strong><br />

nicht die ihr zukommende Aufmerksamkeit erfährt.<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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