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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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Reprofessionalisierung der betreffenden Arbeitskräfte begünstigt, kann<br />

nur durch empirische Untersuchungen ermittelt werden. 17<br />

Man versteht jedenfalls immer weniger, was "Industrie" heute bedeutet,<br />

wenn man sich bei der Analyse ausschließlich auf die Bereiche der materiellen<br />

Produktion konzentriert. Was sich nämlich seit einigen Jahren abzeichnet,<br />

ist ein gr<strong>und</strong>legender Wandel von Industriearbeit, der dazu führt,<br />

daß diese nicht länger (wie selbstverständlich) mit materieller Arbeit<br />

gleichgesetzt werden kann. Das gilt vor allem, aber nicht nur, für die<br />

"science based industries", zu denen an erster Stelle die Elektro- <strong>und</strong> Elektronik-,<br />

die Chemische <strong>und</strong> die Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtindustrie zählen, <strong>und</strong><br />

in denen "Wissenschaft <strong>und</strong> Technologie oder immaterielle statt materieller<br />

Arbeit zur Basis der Kapitalverwertung aufrücken" (Brandt 1987).<br />

Ähnliche Tendenzen sind auch in der Automobilindustrie <strong>und</strong> in wichtigen<br />

Teilen des Maschinenbaus zu beobachten.<br />

Klar zu sein scheint, daß der von uns favorisierte erweiterte "thematische<br />

Zugriff in seiner empirischen Umsetzung mit einem eigenen "konzeptionellen<br />

Zugriff verb<strong>und</strong>en werden muß. Um den veränderten Struktur<strong>und</strong><br />

Funktionszusammenhängen in industriellen <strong>Unternehmensorganisation</strong>en<br />

auf die Spur zu kommen, dürfen nach unserer Auffassung mehrere<br />

Umstände nicht aus den Augen verloren werden:<br />

(a) Eine isolierte Betrachtung einzelner Abteilungen oder Arbeitsplätze ist<br />

immer weniger sinnvoll. Das gilt besonders bei der Analyse von industri-<br />

17 Dabei könnte auch die Gültigkeit der folgenden Aussage eines FuE-Managers<br />

der Elektroindustrie aus den späten 70er Jahren überprüft werden, die sich auf<br />

die wichtiger werdende Planung <strong>und</strong> Kontrolle von Produktionsabläufen <strong>und</strong><br />

Produkten bezieht: "Je mehr wir im Moment im Vorfeld technologisch bessere<br />

Lösungen finden, desto weniger Qualifikationen brauchen wir am Ende, wenn es<br />

produziert wird. (...) Durch die Vorfeldarbeiten, die immer besser, präziser<br />

werden, die mehr Einsatz von technischen Mitteln i.d.R. zur Folge haben, haben<br />

wir unten am Ende das Ergebnis, daß für weite Mitarbeiterbereiche die Qualifikationsanforderungen<br />

sinken statt steigen" (zitiert nach Heisig u.a. 1985, S. 30).<br />

Möglicherweise ist der in diesem Statement zum Ausdruck kommende Planungsoptimismus<br />

ein Reflex des zu diesem Zeitpunkt noch funktionierenden<br />

Modells der traditionellen Massenproduktion, der mit der Krise dieser Produktionsweise<br />

seinen Gr<strong>und</strong> verloren hat. Denkbar ist allerdings auch eine zwischenzeitliche<br />

Weiterentwicklung <strong>und</strong> Verfeinerung entsprechender Planungs<strong>und</strong><br />

Kontrollkonzepte, die gerade unter den Bedingungen nicht-standardisierter<br />

Produktion zu den geschilderten Qualifikationsauswirkungen führen.<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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