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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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gien herausgearbeitet wurde, die nicht an Einzelarbeitsplätzen ansetzen,<br />

sondern sich auf den Arbeitsprozeß als ganzen beziehen.<br />

Wenden wir uns nun den Entwürfen einiger Mitarbeiter des Münchner Instituts<br />

für Sozialwissenschaftliche Forschung (<strong>ISF</strong>) zu, die etwa zur selben<br />

Zeit wie Baethge <strong>und</strong> Oberbeck einen Trend zu systemischen Rationalisierungsstrategien<br />

ausgemacht haben. 26<br />

Analog den in der Organisationstheorie (noch) vorherrschenden Annahmen<br />

des situativen Ansatzes (s. Abschnitt 3.3) gehen auch die Münchner<br />

Vertreter einer These "systemischer" Rationalisierung davon aus, daß die<br />

Unternehmen mit dem "Neuen Rationalisierungstyp" auf starke Veränderungen<br />

in ihrer Umwelt reagieren, die sich knapp mit verschärfter (Weltmarkt-)Konkurrenz<br />

<strong>und</strong> erhöhten Flexibilitätsanforderungen umschreiben<br />

lassen. 27<br />

Allerdings sind die Vertreter des Münchner Ansatzes systemischer Rationalisierung<br />

in bezug auf die Prognose zukünftiger Entwicklungen industrieller<br />

Arbeit sehr viel vorsichtiger als Baethge <strong>und</strong> Oberbeck oder Kern<br />

26 Vgl. Altmann u.a. 1986, nach unserem Wissen immer noch die geschlossenste<br />

Darstellung dessen, was nach Auffassung der Münchner Kollegen unter dem<br />

"Neuen Rationalisierungstyp" zu verstehen ist. Neuere Veröffentlichungen konzentrieren<br />

sich meist auf bestimmte Einzelaspekte systemischer Rationalisierung,<br />

beispielsweise auf die Abnehmer-Zulieferer-Problematik (vgl. die Beiträge<br />

von Döhl <strong>und</strong> Deiß sowie von Sauer, Altmann in Altmann, Sauer 1989), auf die<br />

Probleme betrieblicher Interessenvertretung (vgl. Sauer 1989; Deiß 1988) <strong>und</strong><br />

auf die Prozesse der Technikselektion in Unternehmen (Döhl 1989). Eine überarbeitete<br />

Fassung des Begriffs systemischer Rationalisierung, die insbesondere<br />

auch die Frage der Technikgenese angemessen berücksichtigt, findet sich in<br />

Sauer u.a. 1992, mit Bezug auf die arbeitsteilige Entwicklung neuer Produkte in<br />

der Automobilindustrie in Bieber, Sauer 1991.<br />

27 Es kann vermutet werden, daß der neue Rationalisierungstyp sich neben diesen<br />

der Umwelt zuzuordnenden Anforderungen auch dem Umstand verdankt, daß<br />

in der Tradition fordistisch-tayloristischer Rationalisierung stehende Strategien<br />

einer "Vermehrung des Immergleichen" (Beck 1988), im Sinne einer Vertiefung<br />

der Arbeitsteilung bei Verschärfung der Trennung von Ausführung <strong>und</strong> Vorstellung,<br />

einer Standardisierung von Arbeitsvöllzügen bei Durchplanung sämtlicher<br />

Produktionsstufen, einer Steigerung der Kontrolle der Beschäftigten bei<br />

verschärfter Wissensenteignung <strong>und</strong> breiter Dequalifizierung nicht mehr tragen.<br />

Darüber herrscht in der gesamten Industriesoziologie im Gr<strong>und</strong>e Einigkeit. Die<br />

kontrovers diskutierte Frage ist, aufgr<strong>und</strong> welcher Ursachen <strong>und</strong> mit welchen<br />

Folgen dieser Zusammenbruch ehemals erfolgreicher Strategien erfolgt.<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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