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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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zeß organisiert ist. Diese Leistung ist um so höher einzuschätzen, als das<br />

Werk Sohn-Rethels, das für die Frankfurter Subsumtionstheorie die Folie<br />

der Argumentation bildete, sich auf den Arbeitsprozeß eher unter dem<br />

Gesichtspunkt einer Denkformenanalyse einläßt. Braverman hätte sich<br />

also eher als Gewährsmann der Subsumtionstheorie angeboten als Sohn-<br />

Rethel, denn dieser mußte erst "vom Kopf auf die Füße gestellt" werden,<br />

wobei er, wie aus der englischen Neuausgabe von "Intellectual and Manual<br />

Labour" (Sohn-Rethel 1978) ersichtlich, durchaus mitgeholfen hat. Und<br />

eben darin ist ein weiteres Verdienst der Vertreter der Subsumtionstheorie<br />

zu sehen: Sie haben zu einer Zeit, da andere, woran sie heute ungern<br />

erinnert werden, noch eine gewisse Revolutionssemantik pflegten, den in<br />

der marxistischen Diskussion virulenten Hoffnungen auf eine letztlich<br />

durch die Logik der Produktivkraftentwicklung induzierte Umwälzung der<br />

kapitalistischen Produktionsverhältnisse die Gr<strong>und</strong>lage entzogen. Allerdings,<br />

so muß man zugeben, sind sie als Kritiker eines "revolutionstheoretischen<br />

Überschusses" in der Marxschen Theorie regelmäßig bei einer "negativen<br />

Revolutionstheorie" gelandet, die ex ante die Vergeblichkeit<br />

emanzipatorischer Anstrengungen aus den Strukturbedingungen kapitalistischer<br />

Verwertung deduziert (vgl. Brandt, Papadimitriou 1990, S. 208 f.; 5<br />

Breuer 1977).<br />

Hatte Sohn-Rethel, <strong>und</strong> mit ihm unzählige andere, noch geglaubt, die<br />

stofflichen Bedingungen des Produktionsprozesses widersprächen seiner<br />

Natur als Verwertungsprozeß, ja wären mit diesem unverträglich, argumentieren<br />

"die Frankfurter" genau umgekehrt. Sie insistieren darauf, daß<br />

der Arbeitsprozeß, wenn nicht die kapitalistische Gesellschaft als solche,<br />

den Imperativen der Kapitalverwertung subsumiert sei. Damit ist nun keineswegs,<br />

wie immer wieder unterstellt wurde, eine bruchlose <strong>und</strong> totale<br />

Subsumtion aller sozialen Tatbestände unter das Kapital postuliert worden<br />

- auch wenn die Logik der Argumentation einen solchen Schluß mitunter<br />

nahelegt. Zwar kann hier nicht im einzelnen auf die Revisionen des Subsumtionstheorems<br />

eingegangen werden (vgl. hierzu Brandt 1981), es soll<br />

aber gezeigt werden, wie Brandt sich gegen derlei totalisierende <strong>und</strong> gera-<br />

5 Die Beiträge der Kolloquienreihe "Industriesoziologischer Technikbegriff' sind<br />

leider nie publiziert worden. Zitiert wird deshalb die von Brandt <strong>und</strong> Papadimitriou<br />

überarbeitete Fassung in Brandt 1990, S. 189 ff., die sich in mehreren<br />

Punkten von der als grauer Literatur zirkulierenden Fassung unterscheidet.<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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