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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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schen Forschung erhalten Lizenzproduktion <strong>und</strong> Lizenztausch nämlich<br />

eine neue, darüber hinausgehende Bedeutung. Sie eröffnen den Zugriff<br />

auf japanische Forschungspotentiale. Als Beispiele können Abkommen<br />

von Siemens im Halbleiterbereich angeführt werden:<br />

Gegenüber amerikanischen <strong>und</strong> vor allem japanischen Chip-Produzenten sind die<br />

europäischen Firmen Siemens, Philips <strong>und</strong> Thomson weit im Hintertreffen. Der<br />

Schlüssel für Innovationen in der Chip-Produktion liegt neben der Verfügung über<br />

avanciertes wissenschaftlich-technisches Wissen auch in der Fertigung. Durch bessere<br />

"cleaning-rooms" produzieren japanische Unternehmen wesentlich weniger<br />

Ausschuß <strong>und</strong> haben dadurch erhebliche Kostenvorteile. Mit der für 1984 geplanten<br />

Produktion eines 1-Mbit-Speichers nahm sich Siemens vor, diesen Rückstand aufzuholen.<br />

Der Versuch scheiterte allerdings schon in der ersten Phase. Siemens<br />

mußte Toshiba zu Hilfe rufen <strong>und</strong> erwarb 1985 eine Produktionslizenz für die Fertigungstechnologie<br />

des 1-Mbit-DRAM-Chips. Der Vertrag sah auch die Unterstützung<br />

durch japanische Fachkräfte vor. "Siemens begründete diesen Schritt damit,<br />

daß man die in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland knappen Fachkräfte nicht bei der<br />

Entwicklung des 1-Mbit-Speichers binden, sondern sich voll auf die Entwicklung des<br />

4-Mbit-Chips konzentrieren wolle" (Oesterheld, Wortmann 1988, S. 62). Dies kann<br />

freilich auch als fre<strong>und</strong>liche Umschreibung der Tatsache verstanden werden, daß<br />

Siemens in Gefahr geriet, den technologischen Anschluß im Halbleiterbereich zu<br />

verpassen. Ebenfalls 1985 wurde zwischen Siemens <strong>und</strong> Toshiba ein Patentlizenztausch<br />

für das gesamte Gebiet der Halbleiterbauelemente mit gegenseitigen weltweiten<br />

Rechten abgeschlossen.<br />

Auch mit anderen Halbleiterherstellern besitzt Siemens Verträge über einen Patentlizenztausch.<br />

So besteht (seit 1976) ein solches Abkommen mit Intel (u.a. über<br />

16K- <strong>und</strong> 32K-Mikroprozessorfamilien) <strong>und</strong> mit Advanced Mikro Devices (AMD)<br />

(ebd., S. 61). Mit Philips werden Pläne für ISDN-Bausteine ausgetauscht.<br />

Die angesprochene Kooperation von Siemens mit Toshiba machte - auch<br />

mit der angegebenen Begründung - insofern Sinn, als der hohe Anteü an<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung, der für die Quantensprünge der Technologieentwicklung<br />

in der Mikroelektronik notwendig ist, bei entsprechendem Einsatz<br />

von Ressourcen durchaus eine "nachholende Entwicklung" ermöglicht.<br />

Ferner wird deutlich, daß Fragen der wissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

<strong>und</strong> der industriellen Produktion zusammenhängend bearbeitet<br />

werden. Wie weit die Verflüssigung von Unternehmensgrenzen <strong>und</strong> die<br />

Ausweitung der Verwertungsperspektive großer Unternehmen inzwischen<br />

gediehen ist, läßt sich nicht zuletzt daran erkennen, daß man sich bei der<br />

Erreichung des nächstgelegenen Ziels der Hilfe bereits am Markt erfolgreicher<br />

Konkurrenten bedient.<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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