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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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der Industrie unter dem Stichwort "systemische Rationalisierung" nachspüren,<br />

auf eine Berücksichtigung umfassenderer technisch-organisatorischer<br />

Zusammenhänge (s. Kapitel 4). Bemerkenswert ist freilich nicht so<br />

sehr, daß sich die Industriesoziologie inzwischen mit "systemischen", nicht<br />

mehr an einzelnen Arbeitsplätzen ansetzenden Rationalisierungsstrategien<br />

beschäftigt. Viel interessanter ist die Frage, wie dies geschieht. Bei genauerem<br />

Hinsehen zeigt sich nämlich, daß die traditionelle Orientierung<br />

nach wie vor die bestimmende Rolle spielt. So kann oftmals nur schwer<br />

oder gar nicht der Versuchung widerstanden werden, bei allen Überlegungen<br />

weiterhin die Fertigung in den Mittelpunkt zu stellen. Dementsprechend<br />

werden Unternehmen meist einseitig als Technikanwender begriffen,<br />

denen die technisch-wissenschaftliche Entwicklung eine Reihe von<br />

neuen Produktions-, Organisations- <strong>und</strong> Steuerungstechnologien zur Verfügung<br />

stellt, mit deren Hilfe Rationalisierungsmaßnahmen initiiert werden<br />

können. Die Rolle von Unternehmen als Technikentwickler - insbesondere<br />

die Strategie der Produktinnovation - findet demgegenüber sehr<br />

viel weniger Beachtung. Als Konsequenz ergibt sich daraus, daß trotz der<br />

im Begriff der systemischen Rationalisierung angelegten Ausweitung des<br />

Blicks auf die gesamte <strong>Unternehmensorganisation</strong> weiterhin an der Dominanz<br />

der materiellen Produktion festgehalten <strong>und</strong> gar nicht erst die<br />

Frage aufgeworfen wird, ob nicht in wichtigen Industriezweigen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

längst andere Rationalisierungsfelder an Bedeutung gewonnen<br />

haben oder gar zum zentralen Thema geworden sind. Nimmt man dagegen<br />

die von aufmerksamen Beobachtern in den zurückliegenden ein bis zwei<br />

Jahrzehnten registrierten Veränderungen der Sozialstruktur organisierter<br />

Industriearbeit 4<br />

ernst, scheint es gute Gründe dafür zu geben, die Frage<br />

nach neuen Rationalisierungsschwerpunkten auf die Tagesordnung der industriesoziologischen<br />

Forschung zu setzen.<br />

Nicht nur nach unserem Eindruck ist das traditionelle Rationalisierungsverständnis<br />

der Industriesoziologie ihrem Gegenstand längst nicht mehr<br />

4 "Mit Arbeiten in der 'unmittelbaren Produktion' materieller Güter sind in vielen<br />

Industrieunternehmen nur noch 10 bis 15 % der Beschäftigten befaßt. Der<br />

größte Teil der Facharbeiter ist in Vertrieb <strong>und</strong> Wartung, Forschung <strong>und</strong> Entwicklung,<br />

Ingenieurwesen <strong>und</strong> Werkstätten tätig, also nicht mehr in der Fertigung.<br />

Zugleich liegt der Anteil der Angestellten in vielen Industrieunternehmen<br />

inzwischen bei 65 % <strong>und</strong> sogar darüber. Die Zahl der Hochschul- <strong>und</strong> Fachhochschulabsolventen<br />

ist in wichtigen Hochtechnologie-Unternehmen teilweise<br />

bereits größer als die der Facharbeiter" (Hack 1988, S. 25).<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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