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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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Aus unserer Sicht scheint, ungeachtet der möglichen Relevanz methodischer<br />

Detailkritik, vor allem die Vernachlässigung der historischen <strong>und</strong> sozio-ökonomischen<br />

Bedingungen, die für die Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

von Organisation bzw. Unternehmen von Bedeutung sind, entscheidend<br />

dazu beigetragen zu haben, daß der situative Ansatz mit seinen Ergebnissen<br />

in eine veritable Krise geraten ist. So fehlt ein tragfähiger gesellschaftstheoretischer<br />

Rahmen, um überhaupt erkennen <strong>und</strong> beurteilen zu<br />

können, was die beobachteten Differenzen <strong>und</strong> Widersprüche in den empirischen<br />

Bef<strong>und</strong>en bedeuten. Mit der fehlenden Bezugnahme auf die gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen geht die Nichtberücksichtigung von<br />

gesellschaftlichen Konstruktionsprinzipien vorfindbarer Organisationsstrukturen<br />

einher. Diese gesellschaftstheoretische Abstinenz (vgl. Zey-<br />

Ferrell, Aiken 1981) hängt wohl nicht unwesentlich damit zusammen, daß<br />

sich die situative Organisationstheorie bei ihrer Themenwahl allzu stark<br />

den Managementinteressen verpflichtet fühlt <strong>und</strong> sich deshalb von der<br />

Frage nach der möglichst effizienten Organisationsgestaltung leiten läßt,<br />

ohne die Spezifika des kapitalistischen Effizienzbegriffes zu reflektieren<br />

(Salaman 1979). Daß sich dabei Fragen der sozialen Herrschaft in Unternehmen,<br />

wie sie im Bereich der Industriesoziologie im Anschluß an Marx<br />

<strong>und</strong> Weber lange Zeit bearbeitet wurden, nicht mehr stellen, liegt auf der<br />

Hand (Clegg, Dunkerley 1980).<br />

Unter kapitalistischen Produktionsbedingungen, so die Einsicht sich kritisch<br />

verstehender Industriesoziologie, dienen organisatorische Strukturierungen<br />

nicht allein zur planvollen Koordination der einzelnen Teilarbeiten<br />

zu einem effizienten Gesamtprozeß. Viele der im Rahmen der sog. "labour<br />

process debate" entstandenen Arbeiten haben betriebliche Organisationsstrukturen<br />

als Mittel zur Kontrolle <strong>und</strong> Leitung einer potentiell widerspenstigen<br />

Arbeitskraft thematisiert (Braverman 1977; Edwards 1981).<br />

Damit wird ein zentrales Konstruktionsprinzip kapitalistischer Arbeitsorganisationen<br />

benannt, mit dem sich der Anschluß an die gesellschaftlichen<br />

Voraussetzungen der Organisation von Industrieunternehmen herstellen<br />

läßt. Wie neuere arbeitspolitische Ansätze gezeigt haben, darf diese kontrolltheoretische<br />

Perspektive allerdings nicht überzogen werden. Zu berücksichtigen<br />

sind insbesondere die inneren Widersprüche <strong>und</strong> Grenzen<br />

der vom Management verfolgten Organisationsstrategien wie auch das<br />

Belegschaftshandeln, das den Prozeß der Organisationsgestaltung mitbeeinflußt<br />

(vgl. Burawoy 1978; 1985).<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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