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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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onstheorems zurück. Dieser besteht im Paradox, einerseits eine unversöhnliche<br />

Widerspenstigkeit des Lohnarbeiters gegen die Autorität des<br />

Kapitals anzunehmen, andererseits aber den Klassenkonflikt auf der<br />

Ebene des Arbeitsprozesses weitgehend zu vernachlässigen oder diesen,<br />

wo er doch ins Blickfeld gerät, stets als zugunsten des Kapitals vorentschieden<br />

anzusehen (vgl. ebd., S. 27 f.). Zudem hat die "labour process debate"<br />

gezeigt, daß die Reorganisation des Arbeitsprozesses nicht allein als<br />

Resultat bewußt betriebener Strategien der Unternehmensleitungen, sondern<br />

auch als Resultat von Auseinandersetzungen verschiedener Gruppen<br />

im Unternehmen zu verstehen ist. Dieser Bef<strong>und</strong> kann wiederum gegen<br />

Braverman <strong>und</strong> damit gegen vereinfachende Versionen des Subsumtionstheorems<br />

gewandt werden. Ist die Vorstellung einer nahezu unumschränkten<br />

Herrschaft des Kapitals im Unternehmen hinfällig, so kommt den Bemühungen<br />

um eine Sicherung der Leistungs- <strong>und</strong> Kooperationsbereitschaft<br />

naturgemäß eine höhere Aufmerksamkeit zu (vgl. Burawoy 1979).<br />

Wichtig ist, daß Brandt mit der Aufnahme zentraler Momente der "labour<br />

process debate" Ebenen der Analyse erschließt, die (nicht nur) in Frankfurt<br />

bis dahin aus industriesoziologischen Analysen weitgehend ausgeblendet<br />

blieben: die Dialektik von Anpassung <strong>und</strong> Widerstand, von Kontrolle<br />

<strong>und</strong> Konsens. Damit scheint er von der dem Frankfurter Subsumtionstheorem<br />

innewohnenden "Logik der Vollendung" abzurücken.<br />

Das wird auch dort deutlich, wo Brandt (1983) eine "Metaphysik der reellen<br />

Subsumtion" kritisiert, die diejenigen Friktionen <strong>und</strong> Widersprüche<br />

vernachlässige, die bei der Integration der heterogenen stofflichen Voraussetzungen<br />

in den kapitalistischen Produktionsprozeß notwendigerweise<br />

auftreten. Diese "Metaphysik der reellen Subsumtion" zeichne sich dadurch<br />

aus, daß sie, ohne sich hinreichend der Gefahr empirischer Widerlegung<br />

auszusetzen, zu schnell <strong>und</strong> unter Vernachlässigung "entgegenwirkender<br />

Ursachen" von der Entwicklungslogik kapitalistischer Gesellschaften<br />

auf deren tatsächliche Entwicklungsdynamik schließen zu können<br />

glaube. Aus einer durchaus sinnvollen Arbeitshypothese bzw. einer idealtypischen<br />

Konstruktion werde so leicht eine apriorische Gewißheit, die<br />

empirische Forschung letztlich überflüssig mache. Mag man auch in den<br />

Publikationen der Frankfurter Industriesoziologen genügend Belege für<br />

derlei vereinfachende Interpretationen finden, so läßt sich doch bei Brandt<br />

selbst recht früh eine Distanzierung von der Vorstellung einer eindimensionalen<br />

<strong>und</strong> unilinearen Entwicklungslogik feststellen, die zu Recht von<br />

vielen Kritikern des Subsumtionstheorems immer wieder moniert wurde.<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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