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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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Die Diskussion über den Wandel moderner Unternehmens- <strong>und</strong> Marktstrukturen<br />

ist keinesfalls eine rein akademische Übung. Das wird schnell<br />

deutlich, wenn man die gesellschaftliche Funktion von Großunternehmen<br />

in kapitalistischen Industriegesellschaften berücksichtigt. Bekanntlich fehlt<br />

es in kapitalistisch verfaßten Ökonomien an einer zentralen Planungsinstanz.<br />

Die Funktion der gesellschaftlichen Koordination wird deshalb in<br />

nicht unerheblichem Maße zur inneren Angelegenheit von Großunternehmen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Umfangs ihrer Investitionsentscheidungen muß der<br />

Ort der gesellschaftlichen Kontrolle <strong>und</strong> Koordination eher bei ihnen als<br />

beim Staat gesucht werden.<br />

Diese Koordinations- <strong>und</strong> Kontrollfunktion wird noch offensichtlicher,<br />

wenn man die Ausgabenstruktur für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung betrachtet.<br />

Die einschlägigen Statistiken belegen die überragende sozio-ökonomische<br />

Bedeutung der innerhalb der Industrie durchgeführten Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung. Der von der Wirtschaft aufgebrachte Anteil an den FuE-<br />

Gesamtausgaben in der B<strong>und</strong>esrepublik hat mittlerweile die 70 %-Marke<br />

überschritten. Berücksichtigt man außerdem, daß ein Gutteil der akademischen<br />

Anstrengungen zur Produktion neuen wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen<br />

Wissens in enger Kooperation mit der Industrie erfolgt, so muß<br />

deren Bedeutung noch höher veranschlagt werden. Betrachtet man die<br />

FuE-Aufwendungen der Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen<br />

(s. Abschnitt 6.7), so wird unschwer die Dominanz der Großunternehmen<br />

sichtbar. Mit ihren komplexen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsorganisationen<br />

<strong>und</strong> den dazu gehörigen Wissenschaftlern <strong>und</strong> Ingenieuren verfügen<br />

sie über Möglichkeiten, denen auf gesellschaftlicher bzw. politischer Ebene<br />

nichts Vergleichbares gegenübersteht. Es liegt auf der Hand, daß sich mit<br />

diesem forschungs- <strong>und</strong> technologiepolitisch hochrelevanten Potential eine<br />

beträchtliche gesellschaftliche Macht verbindet.<br />

Indem hier die Machtpotentiale von Großunternehmen <strong>und</strong> damit auch<br />

die Bedeutung von dort entwickelten Strategien hervorgehoben werden,<br />

soll weder einem unhaltbaren Voluntarismus das Wort geredet noch die<br />

gesellschaftliche oder technologische Entwicklung auf die in einigen Konzernzentralen<br />

getroffenen forschungs- <strong>und</strong> technologiepolitischen Entscheidungen<br />

zurückgeführt werden. Auch liegt uns nichts ferner, als verschwörungstheoretische<br />

Varianten aus der Debatte über den Monopolkapitalismus<br />

wiederzubeleben. Aber gerade in Zeiten, in denen die Technikforschung<br />

eine Kehrtwendung gemacht hat - von einer Innovationstheorie,<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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