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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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Hierarchieebenen strebte man eine Vereinfachung der komplexen <strong>und</strong><br />

zeitraubenden Entscheidungsstrukturen an. In allen Berichten über die<br />

Reorganisation der Siemens AG wird herausgestrichen, daß die Geschäftsführenden<br />

Einheiten mit größeren Entscheidungsbefugnissen ausgestattet<br />

werden. Sie sollen als "autonom operierende Einheiten mit überschaubarer<br />

Größe, flacher Hierarchie <strong>und</strong> kurzen Entscheidungswegen"<br />

über alle notwendigen Ressourcen <strong>und</strong> Funktionen von der Produktentwicklung<br />

bis zur Werbung verfügen, um innerhalb ihrer Geschäftsfelder<br />

autonom operieren zu können. Dadurch hofft man zum einen, Fertigungs<strong>und</strong><br />

Marktüberleitungsprobleme von Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsergebnissen<br />

besser bewältigen zu können, zum anderen werden die einzelnen<br />

Einheiten unter dem Gesichtspunkt der Gewinnerzielung transparenter<br />

<strong>und</strong> besser Steuer- <strong>und</strong> kontrollierbar.<br />

Damit ist schon angedeutet, daß die Dezentralisierung von operativen<br />

Kompetenzen bei Siemens nicht mit einer Verlagerung von Strategie- <strong>und</strong><br />

Kontrollfunktionen verb<strong>und</strong>en ist. Diese werden vor allem von den Zentralen<br />

Stäben wahrgenommen, deren Leiter nach dem Abschluß der Reorganisation<br />

in Gremien, in denen sie zahlenmäßig dominieren, über strategische<br />

Konzernentscheidungen mitberaten. Verantwortliche für das operative<br />

Geschäft sollen dabei, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht beteiligt<br />

werden. Hier wird ein Charakteristikum dezentraler <strong>Unternehmensorganisation</strong><br />

deutlich, nämlich die Zentralisierung von Entscheidungsbefugnissen<br />

für diejenigen Fragen, welche von herausragender strategischer<br />

Bedeutung für das Gesamtunternehmen sind. So weist Siemens<br />

für seinen Bauelementebereich seit Jahren Verluste aus, hält sich also aus<br />

strategischen Erwägungen eine Abteilung, die nicht im Wortsinne als "Profit-Center"<br />

funktioniert, auch wenn sie so organisiert ist. Selbst wenn die<br />

Vorzeichen positiver sind, die entsprechenden Bereiche also Gewinne erzielen,<br />

heißt das noch nicht, daß sie über diese frei verfügen könnten. Die<br />

unteren Leitungsebenen sind also de facto nicht autonom, sondern bewegen<br />

sich im Rahmen von strategischen Vorentscheidungen des Topmanagements.<br />

Dadurch werden die Gestaltungs- <strong>und</strong> Interventionsspielräume<br />

maßgeblich vorstrukturiert <strong>und</strong> ggf. stark eingeschränkt, so daß das mittlere<br />

<strong>und</strong> untere Management in aller Regel innerhalb von vorgegebenen<br />

"Handlungskorridoren" operiert.<br />

Ähnliche Entwicklungstendenzen in Richtung Dezentralisierung, die mit<br />

der Notwendigkeit begründet werden, den gestiegenen Anforderungen an<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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