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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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theorem entwickelt wurden, "sich auf dem Rückzug befinden oder in einen<br />

Gärungsprozeß übergegangen sind, der noch andauert" (Malsch 1987a, S.<br />

78). Warum das Subsumtionstheorem in der soziologischen Diskussion<br />

heute eine eher randständige Position einnimmt, kann in diesem Kontext<br />

nicht eingehend erörtert werden. Es scheint jedoch nicht abwegig, einen<br />

gewissen Trendbruch im politischen Bewußtsein (nicht nur) der Sozialwissenschaftler<br />

zu konstatieren (vgl. Brandt 1983). Neben diesem Umschwung<br />

im "Überbau" sind es jedoch vor allem Strukturveränderungen<br />

auf der Ebene der gesellschaftlichen Produktion <strong>und</strong> Reproduktion, die<br />

zentrale Annahmen des Theorems der reellen Subsumtion in Frage stellen<br />

<strong>und</strong> zu einem teilweisen Umbau seines "Paradigmakerns" zwingen.<br />

Bevor wir jedoch die Entwicklung rekonstruieren, die Brandt ein solches<br />

Anliegen immer dringender erscheinen ließ, sind zunächst einige Stärken<br />

des Subsumtionstheorems zu benennen.<br />

In der "labour process debate" (vgl. Thompson 1983; Hildebrandt, Seltz<br />

1987; Knights, Willmott 1990) <strong>und</strong> in der westdeutschen Industriesoziologie<br />

ist unumstritten, daß Harry Braverman (1974/1977) das Verdienst zukommt,<br />

den "unmittelbaren Arbeitsprozeß", der innerhalb der materialistischen<br />

Theorie seit Marx' "Kapital" kaum noch eine Rolle gespielt hatte,<br />

erneut in das Zentrum der marxistischen Diskussion gerückt zu haben.<br />

Damit konnten auf der Ebene der gesellschaftlichen Arbeit, die noch immer<br />

die Basis der Reproduktion kapitalistischer Gesellschaften darstellt<br />

<strong>und</strong> eine weit über den Produktionsprozeß hinausweisende Bedeutung hat<br />

(Baethge, Kern, Schumann 1988), gesellschaftliche Formbestimmungen<br />

dingfest gemacht werden. Dagegen hatte die b<strong>und</strong>esrepublikanische Industriesoziologie<br />

in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren den Arbeitsprozeß <strong>und</strong> sogar<br />

das Arbeiterbewußtsein gründlich analysiert, beide aber als vor allem<br />

durch die technische Entwicklung bestimmt begriffen. Hoffnungen <strong>und</strong> Befürchtungen<br />

hinsichtlich der Entwicklung des Arbeitsprozesses resultierten<br />

somit aus Spekulationen über den weiteren, gesellschaftlich "exogen" begründeten<br />

Gang des technischen Fortschritts.<br />

Die erste Computerstudie (Brandt u.a. 1978) <strong>und</strong> die Leistungslohnstudie<br />

(Schmiede, Schudlich 1976) stellen innerhalb der westdeutschen Industriesoziologie<br />

erste Versuche dar, den Arbeitsprozeß daraufhin zu befragen,<br />

inwiefern sich hier spezifische gesellschaftliche Formbestimmungen geltend<br />

machen, also an ihm selbst nachzuweisen, daß er als Verwertungspro-<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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