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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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die den exogenen Charakter von Technik betont, zu einer Auffassung, die<br />

von einer beträchtlichen Formbarkeit <strong>und</strong> Plastizität der Technologie ausgeht<br />

- scheint es uns nötig daran zu erinnern, daß vor allem bei der Entwicklung<br />

technologischer Systeme, ob willentlich <strong>und</strong> planmäßig oder gedankenlos<br />

<strong>und</strong> unbeabsichtigt, politische <strong>und</strong> soziale Strukturierungen eingebaut<br />

werden, die die Spielräume bei der Anwendung dieser Systeme<br />

einschränken oder vorwegbestimmen. Der programmatischen Erklärung<br />

W. Rammerts kann deshalb durchaus zugestimmt werden:<br />

"Wer gegenwärtig kompetent die Folgen neuer Techniken abschätzen will,<br />

kann dies nicht ohne genauere Kenntnis über die sozialen Bedingungen<br />

der Erzeugung <strong>und</strong> Gestaltung technischer Produkte angehen. Denn in den<br />

organisierten Prozessen der <strong>Technikentwicklung</strong>, in den Forschungsinstituten<br />

<strong>und</strong> Industrielabors fallen schon die Vorentscheidungen über Gestalt<br />

<strong>und</strong> Verwendung neuer Produkte <strong>und</strong> damit auch für einen Teil der Folgen"<br />

(Rammert 1990, S. 335).<br />

Und ein zentraler gesellschaftlicher Ort, wo diese Vorentscheidungen fallen,<br />

sind die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsorganisationen multinationaler<br />

Großunternehmen.<br />

Zumindest für diese Organisationen dürfte auch die These zutreffend sein,<br />

daß Wissenschaft <strong>und</strong> Technologie oder immaterielle anstatt materieller<br />

Arbeit zur wichtigsten Gr<strong>und</strong>lage der Kapitalverwertung avancieren<br />

(Brandt 1987). Ob es deshalb auch schon gerechtfertigt ist, von einem aufkommenden<br />

Wissenschaftskapitalismus (Rammert) oder einem technologischen<br />

Kapitalismus (Karpik) zu sprechen, muß aufgr<strong>und</strong> der Vagheit<br />

<strong>und</strong> Unausgeführtheit dieser Konzepte einstweilen offen bleiben. Aber<br />

wenn es auf Unternehmensebene gelingt, in Kooperation mit staatlicher<br />

Forschung <strong>und</strong> akademischer Wissenschaft, die technisch-wissenschaftlichen<br />

Voraussetzungen eines neuen ökonomischen Aufschwungs herauszubilden,<br />

müßte das als weiterer Beleg für die Regenerationsfähigkeit des<br />

modernen Kapitalismus gewertet werden. Und gerade in Zeiten gesellschaftlicher,<br />

politischer <strong>und</strong> ökonomischer Umbrüche, in denen die Weichen<br />

für die weitere Entwicklung neu gestellt werden, stellt die Verfügung<br />

über wissenschaftlich-technische Potentiale eine Machtressource erster<br />

Güte dar. Dies unterstreicht noch einmal die Bedeutung derjenigen Unternehmen,<br />

die in der Lage sind, die wissenschaftliche <strong>und</strong> technische<br />

Entwicklung aktiv voranzutreiben. Allerdings müßten sich neben den notwendigen<br />

technisch-wissenschaftlichen Bedingungen einer neuen Prosperi-<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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