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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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Angestelltenarbeit bedeutsam waren. Der einzelne Sachbearbeiter, der systemunterstützt<br />

ein ungleich größeres Tätigkeitsfeld wird bearbeiten können,<br />

wird zugleich in ein "Netz systemvermittelter Kommunikation <strong>und</strong><br />

Kontrolle" (S. 33) gezwängt, wodurch sich, folgt man Baethge <strong>und</strong> Oberbeck,<br />

die Bedeutung seines Erfahrungswissens erheblich vermindert (S.<br />

64). 25 Die Autoren sehen also das Aufgabengebiet des einzelnen Sachbearbeiters<br />

als erweitert, seine berufliche Autonomie (in technisch gesetzten<br />

Grenzen) gesteigert <strong>und</strong> seine Verantwortung gestärkt, dennoch aber<br />

seine betriebliche Position als geschwächt an.<br />

Fassen wir die Auseinandersetzung mit Baethge/Oberbeck zusammen:<br />

Das "Systemische" im Prozeß systemischer Rationalisierung bleibt in diesem<br />

Kontext wesentlich auf das Subsystem der industriellen Verwaltung,<br />

der Zirkulation, also auf den Bereich der, wenn wir uns einer reichlich antiquiert<br />

anmutenden Ausdrucksweise bedienen dürfen, unproduktiven Arbeit<br />

bezogen. Eine Prozeßanalyse im Sinne einer Analyse des Gesamtprozesses<br />

kapitalistischer Verwertung findet nur in Maßen statt. Andere Unternehmensfunktionen<br />

als die von Baethge <strong>und</strong> Oberbeck untersuchten<br />

Bereiche der industriellen Verwaltung <strong>und</strong> Dienstleistung bleiben trotz des<br />

Verweises auf das systemische neuer Rationalisierungsstrategien ausgeblendet,<br />

die Analyse also letztlich "subsystemisch". Dennoch ist, trotz der<br />

annotierten Vorbehalte, der von den Autoren geleistete Versuch der Bestimmung<br />

neuer Rationalisierungsstrategien im Angestelltenbereich als<br />

"systemisch" für unsere Fragestellung von Interesse, weil hier aufgr<strong>und</strong><br />

empirischer Erfahrungen die neue Qualität von Rationalisierungsstrate-<br />

25 Es ist u.a. dieser Sachverhalt, die Entwertung von Erfahrungswissen durch<br />

Übertragung dieser Wissenselemente auf die Maschine, der in der industriesoziologischen<br />

Diskussion mit "Taylorismus" <strong>und</strong> "Fordismus" assoziiert wird (vgl.<br />

Pries 1988; Jürgens, Malsch, Dohse 1989). Insofern verw<strong>und</strong>ert die schroffe Ablehnung<br />

dieser Begriffe durch Baethge <strong>und</strong> Oberbeck schon, obwohl andererseits<br />

ihre Kritik überzogener Taylorismuskonzepte durchaus überzeugt (vgl.<br />

auch Oberbeck 1987, S. 160 f.). Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

der Hinweis, daß der Enteignung von "traditionellen" Wissensbeständen regelmäßig<br />

die Aneignung neuer Wissenselemente folgt (Malsch 1987a). Es<br />

bleibt aber die Frage, ob nicht auch ein Formwandel des Taylorismus denkbar<br />

ist, der zwar auf erhöhtem Qualifikationsniveau ansetzt, zugleich aber die durch<br />

die neuen Technologien gegebenen Kontrollpotentiale (wo notwendig) nutzt<br />

<strong>und</strong> die von Braverman als zentral angesehene Trennung von Vorstellung <strong>und</strong><br />

Ausführung auf einer höheren <strong>und</strong> abstrakteren Ebene reproduziert, indem<br />

diese in den Medien der Hard- <strong>und</strong> Software technisch sedimentiert, petrifiziert<br />

<strong>und</strong> durch entsprechende organisatorische Arrangements abgesichert wird.<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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