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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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Da man, ohne einem negativ gefärbtem technologischem Determinismus<br />

zu verfallen, davon ausgehen muß, daß einmal mit Erfolg in die soziale<br />

Realität implementierte Techniken (<strong>und</strong> Technologien) sich nicht ohne<br />

weiteres wieder aus ihr entfernen lassen (Winner 1977), ist es sinnvoll, die<br />

(nicht nur in der Industriesoziologie) vorherrschende Konzentration der<br />

Analyse auf den "stage of application" um die Perspektive des "stage of<br />

origination" neuer Technologien (Robins, Webster 1985, S. 20) zu erweitern.<br />

Dies scheint vor allem notwendig, damit die (Industrie-)Soziologie<br />

nicht stets vor "vollendete Tatsachen" (Hack 1988) sich gestellt sieht. 7<br />

Wenn wir die Analyse der Generierung technologischer Innovationen<br />

nicht der (neuerdings modischen) "Technik-Soziologie" überlassen, sondern<br />

als originären, aber bislang vernachlässigten Zweig der Industriesoziologie<br />

ansehen, so trägt dies dem (dort vernachlässigtem) Umstand<br />

Rechnung, daß zur Erzeugung neuer Technologien menschliche Arbeit<br />

notwendig ist, die in zunehmendem Maße industriell organisiert wird.<br />

Immerhin sind in der jüngeren Vergangenheit auch von seiten der Industriesoziologie<br />

Analysen vorgelegt worden, die sich bemühen, das "wechselseitige<br />

Begründungsverhältnis" der "Industrialisierung der Wissenschaft"<br />

<strong>und</strong> der "Verwissenschaftlichung der Industrie" zu erhellen (Hack, Hack<br />

1985). Allerdings ist das große Verdienst dieser Studien zugleich ihre zentrale<br />

Schwäche. Wird zwar zum ersten Mal in der Geschichte der (westdeutschen)<br />

Industriesoziologie thematisiert, worin die Relevanz der FuE-<br />

Abteilungen zu sehen ist, die absolut <strong>und</strong> relativ einen immer größeren<br />

Stellenwert in Unternehmen der science based industries haben; <strong>und</strong> wird<br />

7 So selbstverständlich, wie sich dem heutigen Betrachter die technologischen<br />

Artefakte präsentieren, sind sie ja nicht zu dem geworden, was sie nun sind. Im<br />

Prozeß der Entwicklung von technischen/technologischen Artefakten wurden<br />

neben den letztlich erfolgreichen Strategien immer auch Nebenwege eröffnet<br />

bzw. abgeschnitten, die aus der (wissenschaftlichen) Versenkung geholt zu haben,<br />

das Verdienst von Technikhistorikern ist. Neben den bekannten Studien<br />

über die Entwicklung der Kernkraftindustrie in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

die zeigen, daß es nicht vorrangig technologische Gründe waren, die in<br />

letzter Konsequenz zum "Schnellen Brüter" geführt haben (Radkau 1983), sind<br />

hier auch Studien zu nennen, die für vergleichsweise "harmlosere" Alltagstechnologien<br />

die historisch vorhandenen alternativen Entwicklungspfade der sozialwissenschaftlichen<br />

Diskussion (wieder) erschließen, z.B. für Kühlschränke<br />

(Cowan-Schwartz 1985), Fahrräder (Pinch, Bijker 1984), das Telefon (Rammert<br />

1989) <strong>und</strong> Glühbirnen (Hughes 1979) (vgl. für einen Teil der Produktionstechnologie<br />

Noble 1978; Hirsch-Kreinsen 1989; für die Entwicklung der Mikrobiologie<br />

Yoxen 1981).<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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