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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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materiellen Arbeit hinaus auszudehnen - <strong>und</strong> damit nicht nur die Anwendung,<br />

sondern auch den Prozeß der Erzeugung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> neuer Technologien zu thematisieren. Im Anschluß an eine<br />

Defizitanalyse, die den gängigen, instrumentellen Technikbegriff des Marxismus<br />

<strong>und</strong> weiter Teile der westdeutschen Industriesoziologie einer kritischen<br />

Würdigung unterzieht, werden einige Thesen in bezug auf die Entwicklung<br />

von Wissenschaft, Technik <strong>und</strong> menschlicher Arbeit formuliert.<br />

Dabei wird auch das Frankfurter Institut nicht vom Vorwurf der Nutzung<br />

eines "instrumentellen Technikbegriffs" freigesprochen:<br />

"Gemeinsam zu sein scheint diesen Lösungsversuchen bei allen Differenzen<br />

wiederum, daß 'kapitalistische Technik' als kapitalistisch angewandte<br />

Technik verstanden wird, als eine Technik also, die für Zwecke der Kapitalverwertung<br />

instrumentalisiert wird, selbst aber einer von diesen Zwekken<br />

unabhängigen Eigenlogik folgt. Das gilt auch für das Frankfurter Institut,<br />

dessen metaphorischer Sprachgebrauch nicht darüber hinwegtäuschen<br />

kann, daß analytisch auch weiterhin zwischen ökonomischen Zwekken<br />

<strong>und</strong> technischen Mitteln unterschieden wird" (Brandt, Papadimitriou<br />

1983, S. 140).<br />

Die Autoren legen zwar großen Nachdruck darauf, daß kapitalistische Gesellschaften<br />

notwendig auf systemfremde Substratbedingungen rekurrieren<br />

müssen - neben der menschlichen Arbeit auch Wissenschaft <strong>und</strong> Technik;<br />

sie betonen aber zugleich, daß diese einem Prozeß zunehmender reeller<br />

Subsumtion unterworfen seien. Dieser bezieht sich nicht nur auf die Arbeitsbedingungen<br />

der Wissenschaftler, denen allerdings von seiten des<br />

Kapitals notgedrungen eine relative Autonomie zugestanden wird, sondern<br />

auch, sieht man einmal von seinen formativen Phasen ab, auf die<br />

Entwicklung des Wissenschaftssystems selbst. Und auch die Arbeitsbedingungen<br />

der Wissenschaftler <strong>und</strong> Ingenieure unterscheiden sich, so Brandt<br />

<strong>und</strong> Papadimitriou, nur so lange von denen der Arbeiter in der unmittelbaren<br />

Produktion, wie eine durchgängige Algorithmisierbarkeit ihrer Arbeit<br />

nicht möglich ist <strong>und</strong> dadurch ihre vollständige Subsumtion zunächst<br />

verhindert wird. Die Argumentation mündet schließlich in die These ein,<br />

der Prozeß wissenschaftlicher Erkenntnis selbst sei "bis in seine Struktur<br />

hinein der Steuerung durch Verwertungsimperative unterworfen" <strong>und</strong> externe<br />

<strong>und</strong> interne Regulative seien "aufgr<strong>und</strong> der offenen Struktur dieses<br />

Prozesses in unauflöslicher Weise miteinander" verb<strong>und</strong>en. Damit sei die<br />

gängige Unterscheidung von Produktivkräften <strong>und</strong> Produktionsverhältnissen<br />

nicht länger haltbar. Darüber hinaus werde diese durch den Umstand<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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