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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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schling auf die betrieblichen Bedingungen konzentriert, die bei der Entscheidung<br />

über die Nutzung bzw. Nicht-Nutzung dieser Spielräume eine<br />

Rolle spielen. Ein zweiter Schritt bei der Abkehr von technikdeterministischen<br />

Auffassungen wurde durch die Einsicht befördert, daß nicht nur die<br />

Einsatz- <strong>und</strong> Nutzungsformen von Technologien Gegenstand des interessengeleiteten<br />

Handelns sozialer Akteure sein können. Auch die wissenschaftlich-technische<br />

Entwicklung gilt vielen Autoren mittlerweile als sozialer<br />

Prozeß, der sozialwissenschaftlicher Erklärung <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Steuerungsversuchen zugänglich ist (MacKenzie, Wajcman 1985; Weingart<br />

1989). Während sich schon ganze Bibliotheken mit den Arbeiten derer<br />

füllen lassen, die sich der Frage nach den sozialen Folgen neuer Technologien<br />

widmen <strong>und</strong> während an Forschungen über alternative Einsatzformen<br />

ebenfalls kein Mangel herrscht, dürften sich die sozialwissenschaftlichen<br />

Ergebnisse zum Thema Technikgenese recht bequem in einem nicht allzu<br />

großen Regal unterbringen lassen. Der Stand der Forschung zur Technikgenese<br />

wird von Kennern der nationalen <strong>und</strong> internationalen Forschungslage<br />

bestenfalls als "bruchstückhaft" bezeichnet. Die meisten Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Thesen orientierten sich, so zumindest Lutz (1990), entweder an einzelnen<br />

exzeptionellen Technikobjekten, so daß deren Verallgemeinerungsfähigkeit<br />

beeinträchtigt sei, oder unterstellten eine vereinfachende Verursachungslogik.<br />

Nicht erwähnt werden in dieser Kritik von Lutz diejenigen Arbeiten,<br />

denen es nicht primär um die Untersuchung der Entstehungsprozesse bestimmter<br />

Technologien, sondern um die Analyse des gesellschaftlichen<br />

Orts der Erzeugung neuen wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen Wissens<br />

geht. Wir zählen derartige Studien, die außerordentlich wichtige Erkenntnisse<br />

über die Produktion wissenschaftlich-technischer Innovationen bereithalten,<br />

gleichwohl ebenfalls zur sozialwissenschaftlichen Technikgeneseforschung.<br />

Zu nennen sind in diesem Zusammenhang zunächst einmal<br />

wissenschaftssoziologische Arbeiten, die unter dem Label "Labor-Studien"<br />

firmieren (vgl. etwa Knorr-Cetina 1984; Latour, Woolgar 1979; Lynch<br />

1985) <strong>und</strong> die dafür gesorgt haben, daß alltägliche Arbeits- <strong>und</strong> Kommunikationsprozesse<br />

in Forschungslaboratorien zu einem anerkannten Gegenstand<br />

empirischer soziologischer Analyse geworden sind. So verdienstvoll<br />

es ist, durch diesen Zugriff den sozialen Charakter der Produktion<br />

wissenschaftlicher Tatsachen <strong>und</strong> der dazu gehörigen "technologischen Artefakte"<br />

(Pinch, Bijker 1984) erhellt zu haben, so problematisch ist es, dabei<br />

von den objektivierten Strukturzusammenhängen zu abstrahieren, in<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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