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Technikentwicklung und Unternehmensorganisation - ISF München

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listischer Gesellschaften die Vermutung nahe, daß er an der theoretischen<br />

Tragfähigkeit traditioneller Fassungen des Subsumtionstheorems <strong>und</strong> ihrer<br />

Ergiebigkeit für empirische Forschung auch für den Bereich zweifelte,<br />

für den es ursprünglich entwickelt worden war, den Bereich der unmittelbaren<br />

Produktion. Hier, wie bereits in dem Aufsatz "Marx <strong>und</strong> die neuere<br />

deutsche Industriesoziologie" (1984) <strong>und</strong>, noch deutlicher, in dem Versuch,<br />

den späten Horkheimer für eine Weiterentwicklung des Subsumtionstheorems<br />

zum Subsumtionsmodell in Anspruch zu nehmen (Brandt<br />

1986a), wird das Subsumtionstheorem von Brandt auf einem Abstraktionsniveau<br />

reformuliert, das die Differenz zwischen allgemeinen (meta-)<br />

theoretischen Annahmen <strong>und</strong> operationalisierbaren, empirischer Forschung<br />

zugänglichen Fragestellungen weiter vergrößert. Somit reduziert<br />

sich das Subsumtionsmodell auf die - freilich f<strong>und</strong>amentale - Feststellung,<br />

daß in kapitalistischen Gesellschaften die Tauschabstraktion konstitutiv<br />

für alle gesellschaftlichen Prozesse sei, also auch die Entwicklung von Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik durchdringe. 6<br />

Im "technologischen Kapitalismus"<br />

sei jedoch nicht mehr die abstrakte (materielle) Arbeit, sondern die wissenschaftliche<br />

(immaterielle) Arbeit Gr<strong>und</strong>lage der Tauschabstraktion.<br />

Damit ist die nur scheinbar akademische Frage gestellt, ob die verwissenschaftlichte<br />

Technik anstelle der materiellen Arbeit zum zentralen Substrat<br />

gesellschaftlicher Synthesis wird, die allerdings auch weiterhin die<br />

Form der Tauschabstraktion hat, oder ob sie selbst zur vorherrschenden<br />

Form gesellschaftlicher Synthesis aufrückt <strong>und</strong> damit die Tauschabstraktion<br />

aus ihrer ehemals zentralen Rolle verdrängt.<br />

Fassen wir den bisherigen Gang der Argumentation dieses Abschnitts zusammen.<br />

Die Rekonstruktion des Brandtschen Versuchs, den Geltungsanspruch<br />

des Subsumtionstheorems auszuweiten, hat gezeigt, daß das<br />

zunächst vernachlässigte Problem der Widerspenstigkeit der Substratbedingungen<br />

"Technik" <strong>und</strong> "Wissenschaft" (ihrer autonomen Eigenlogik) zu<br />

einer weitergehenden Revision des Subsumtionsmodells zwingt. Ein nichtinstrumenteller<br />

Begriff der Technik kann sich eben nicht in der Anwendung<br />

der Subsumtionslogik auf einen neuen Bereich erschöpfen, sondern<br />

muß sich auf die dort geltenden Bedingungen, Widerstände <strong>und</strong> Grenzen<br />

6 Damit wird ein Motiv aufgenommen, das Adorno in seinem Eröffnungsvortrag<br />

zum 16. Deutschen Soziologentag in Frankfurt 1968 sehr stark gemacht hatte:<br />

die wechselseitige Vermittlung von Produktivkräften <strong>und</strong> Produktionsverhältnissen<br />

(vgl. Adorno 1969).<br />

Bieber/Möll (1993): <strong>Technikentwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmensorganisation</strong>.<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-67890

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