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Roseln mitten in Siebenbürgen

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154<br />

3. der AnFAng Vom ende<br />

(1848 bis 1944)<br />

3.1 das mite<strong>in</strong>ander der bevölkerungsgruppen roselns<br />

Die französische Revolution hatte gleich e<strong>in</strong>em Sturm viel Morsches, H<strong>in</strong>fälliges <strong>in</strong><br />

Frankreich h<strong>in</strong>weggefegt. Zwar störte der Lärm, der von dort <strong>in</strong> die umliegenden Länder<br />

drang, manche Schläfer. Aber sie kamen wieder zur Ruhe. „Es wird so schlimm nicht<br />

werden“, mag mancher gedacht haben.<br />

Das Jahr 1848 weckte alle Schläfer Europas. Auch durch <strong>Siebenbürgen</strong> fegte der<br />

Sturm, Stefan Ludwig Roth fiel, und <strong>in</strong> vielen Geme<strong>in</strong>den, die die Kämpfer zum Teil<br />

nur streiften, wurden <strong>in</strong>sgesamt mehr als hundert Sachsen exekutiert.<br />

<strong>Roseln</strong> wurde von den kämpfenden Heeren nicht berührt, es lag abseits der Marschroute.<br />

Um das Leben e<strong>in</strong>es Roslers, ke<strong>in</strong>es Sachsen, wurde doch gebangt. Was geschehen,<br />

wie er <strong>in</strong> die Gewalt des Grafen Haller geraten war, wissen wir nicht. Erhalten blieb<br />

der undatierte Brief, zweifellos den Jahren der Revolution zuzuordnen, <strong>in</strong> dem Pfarrer<br />

Michael Zikeli sich an Johann Gottfried Weber wendet, den Pfarrer von Retersdorf, 1<br />

das Siebenbürgischer Stammsitz der Grafen Haller von Hallerste<strong>in</strong> war:<br />

„Wohlehrwürdiger Herr! Theuerster Herr Amtsbruder!<br />

Unter den Rosler Wallachen, welche <strong>in</strong> Rethen2 (wie ich vernommen) auch gegen Sie, auch<br />

gegen die Leute des TitH., Grafen Haller gefehlt haben, bef<strong>in</strong>det sich auch e<strong>in</strong> Ville Graek,<br />

Wallachischer Schullehrer aus <strong>Roseln</strong>, dermalen <strong>in</strong> der Gefangenschaft <strong>in</strong> Rethen. Sollte<br />

derselbe aufgereizt und angestachelt von e<strong>in</strong>em hiesigen schlechten Wallachen Namens<br />

Stephan Graek, etwas getan haben, was er nicht hätte tun sollen, so bitte ich Sie, decken<br />

Sie auch etwas mit dem Mantel der Liebe zu, und nehmen Sie von mir die Versicherung<br />

an, dass er hier uns als e<strong>in</strong>er der ehrlichsten Wallachen bekannt ist. –<br />

Hat er gefehlt, so mag er se<strong>in</strong>e angemessene Strafe, entweder <strong>in</strong> Geld oder <strong>in</strong> Schlägen<br />

leiden. Sollten Sie aber im Stande se<strong>in</strong>, etwas dazu beizutragen, so bitte ich Sie, sorgen<br />

Sie dafür, dass er wegen se<strong>in</strong>em Fehler nicht se<strong>in</strong> Leben verliere, denn ich b<strong>in</strong> überzeugt,<br />

dass der genannte Stephan Graek die größte Schuld trägt, und der Ville Graek nur von<br />

jenem verleitet wurde. Ist es Ihnen möglich, etwas zur Rettung des Lebens des Ville Graek<br />

beizutragen so nehmen Sie von mir die Versicherung an, dass Sie mich dadurch zu Gegengefälligkeit<br />

verb<strong>in</strong>den. In der Hoffnung, dass Sie me<strong>in</strong>er Bitte nicht vergessen werden,<br />

verbleib ich<br />

Euer Wohlehrwürden bereitwilligster Diener M. Z. [Michael Zikeli]“<br />

Was vorgefallen war, welche Folgen es hatte – wir wissen es nicht. Alle<strong>in</strong> dies erfahren<br />

wir, von dem rumänischen Lehrer jener Jahre, der, wie dem Grundbuch zu entnehmen<br />

ist, <strong>in</strong> der Weihergasse Nr. 233 wohnte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em von se<strong>in</strong>em Vater ererbten, gemauerten<br />

Haus. In welchen Räumlichkeiten er Schule hielt, ist nicht bekannt, denn der „Saal“ neben<br />

dem orthodoxen Pfarrhaus, der später dazu diente, war damals noch nicht gebaut.<br />

1 Johann Gottfried Weber, Pfarrer <strong>in</strong> Retersdorf von 1841 bis 16.02.1863.<br />

2 Wallachen = Rumänen, Rethen = Retersdorf.<br />

3 Heute Nr. 162.

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