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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Aus ältester Zeit<br />

worden, es hätte sich, wenn schon nicht <strong>in</strong> Urkunden, so doch <strong>in</strong> Erzählungen und<br />

Dichtung bewahrt.<br />

Die Erdburg, deren Umrisse im Wald bei Schönberg heute noch zu sehen s<strong>in</strong>d, ursprünglich<br />

gewiss zusätzlich durch Palisaden geschützt, die wahrsche<strong>in</strong>lich Lesses hieß,<br />

also „Spähort“ und mit deren Namen die Ungarn später die Geme<strong>in</strong>de Schönberg<br />

belegten, war e<strong>in</strong>st wohl von Seklern zur Grenzverteidigung errichtet worden. Es ist zu<br />

vermuten, dass sie im Besonderen zum Schutz der Straße diente, die von Hermannstadt<br />

über Leschkirch durch Werd, direkt unterhalb ihrer nach Großschenk und <strong>in</strong>s Burzenland<br />

weiterführte. Diese Burg spielt <strong>in</strong> der Sage der umliegenden Ortschaften e<strong>in</strong>e<br />

bedeutende Rolle.<br />

Im nahe gelegenen Schönberg erzählt man sich folgende Sage zur Entstehung der<br />

Nachbarorte39 (vgl. dazu auch die nebenan stehenden Abbildungen):<br />

Es „soll Schönberg zusammen mit Mergeln und Agnetheln gegründet worden se<strong>in</strong>. Es sei<br />

nämlich neben Schönberg e<strong>in</strong>e Burg gewesen – man bezieht sich auf den Bergkegel im<br />

W<strong>in</strong>kelbusch, ‚die Burg‘ genannt – auf der e<strong>in</strong> alter Graf mit se<strong>in</strong>en drei Töchtern Agnetha,<br />

Maria und Schönberga gewohnt haben soll. Agnetha sei sehr fleißig gewesen und<br />

habe sich im Haushalt beschäftigt. Maria sei sehr geschickt gewesen und habe sich deshalb<br />

mit Näherei und Stickerei befasst, während Schönberga mehr die freie Natur geliebt habe<br />

und sich deshalb mit Landwirtschaft abgegeben hätte. Als nun der alte Graf aus Kummer,<br />

weil er ke<strong>in</strong>en männlichen Erben hatte, gestorben war, seien die drei Schwestern ause<strong>in</strong>andergegangen<br />

und hätten drei Geme<strong>in</strong>den gegründet. Agnetha habe Agnetheln, Maria<br />

Mergeln und Schönberga Schönberg gegründet. Nach den Neigungen der drei Schwestern<br />

beschäftigten sich bis <strong>in</strong> die neueste Zeit here<strong>in</strong> die Agnethler vorwiegend mit Hausarbeiten<br />

(Handwerk), die Mergler<strong>in</strong>nen mit Näherei und Stickerei und die Schönberger<br />

hauptsächlich mit Landwirtschaft.<br />

Dieser Version steht allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e andere gegenüber, die besagt, dass <strong>in</strong> alter Zeit da droben<br />

die Schwestern Agnetha, Rosalia und Maria gelebt, die mit ihren Leuten Agnetheln,<br />

<strong>Roseln</strong> und Mergeln Ursprung und Namen gegeben hätten. Auf diese Weise seien von<br />

jener Burg diese drei blühenden Orte gegründet worden.<br />

Wiederum e<strong>in</strong>er anderen Version zufolge sollten <strong>in</strong> dieser Burg vier Schwestern mit den<br />

Namen Agnetha, Rosa, Schöna und Margareta gewohnt haben. Es sei e<strong>in</strong> großer Streit<br />

wegen e<strong>in</strong>es Pr<strong>in</strong>zen unter ihnen ausgebrochen, der sie ause<strong>in</strong>andergesprengt habe, worauf<br />

sie sich getrennt und die vier Ortschaften Agnetheln, <strong>Roseln</strong>, Schönberg und Mergeln<br />

gegründet hätten.<br />

Wie also festzustellen ist, hat die Volksfantasie hier <strong>in</strong> fruchtbaren Boden Wurzeln geschlagen.“<br />

Die gängigste Fassung, <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> wie Agnetheln zu hören, überliefert Friedrich Müller. 40<br />

Es fällt dabei auf, dass Schönberg, dem die Burg am nächsten und auf dessen Hattert sie<br />

liegt, nicht erwähnt wird. Ist das nur, weil der Name Schönberga doch ungewöhnlich<br />

ist? Müller erzählt so:<br />

„In e<strong>in</strong>em jungen Eichenwald, e<strong>in</strong>e halbe Stunde westlich von Schönberg, f<strong>in</strong>den sich noch<br />

Spuren e<strong>in</strong>er alten Erdverschanzung, e<strong>in</strong> Kreis von achtundfünfzig Schritt Durchmesser.<br />

39 Mart<strong>in</strong> Schnabel: Schönberg <strong>in</strong> <strong>Siebenbürgen</strong>, S. 10f.<br />

40 Friedrich Müller (Hg.): Siebenbürgische Sagen, „Die Burg bei Schönberg“, Nr. 409, S. 306.

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