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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Die kommunistischen Jahre<br />

Um e<strong>in</strong>e Zeit [wohl noch bevor das Protokoll geschrieben wurde] kam das Auto <strong>in</strong> die<br />

Geme<strong>in</strong>de bis vor die Staatsschule. Bald danach auch noch e<strong>in</strong> zweites. Man sagt, damals<br />

sei auch Cernetz, der russische Kommandant aus Schäßburg <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de gekommen.<br />

Auch berichtet Johann Klockner von e<strong>in</strong>em Deutschen Soldaten, der damals im Turm der<br />

Kirche sich versteckt habe und von ihm e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Brown<strong>in</strong>g Revolver erhielt, so dass<br />

er flüchten konnte.<br />

6. Georg Bierkoch (* 1927) war zu Gast auf der rumänischen Hochzeit. Er erlebte mit,<br />

dass der Notar gerufen wurde und was geschehen sei:<br />

Der Notar habe gezittert, als man ihn rief, und gesagt, nun gehe es auch ihm ans Leben.<br />

Montagmorgen, beim Austreiben der Herde, wurde zum Tode des Pfarrers mit allen drei<br />

Glocken geläutet.<br />

Der Trauergottesdienst fand Mittwoch <strong>in</strong> der Kirche statt. Die Leichenpredigt hielt Pfarrer<br />

Pavek aus Probstdorf. Es seien viele Pfarrer anwesend gewesen. Er selber gehörte zum Bläserchor.<br />

War damals 17 Jahre alt.<br />

7. Frau Kathar<strong>in</strong>a Andree geb. Rochus erzählt, sie wohnten <strong>in</strong> der Weihergasse Nr. 22,<br />

im Haus neben dem Gässchen, das zur orthodoxen Kirche führte. H<strong>in</strong>ter ihrem Garten,<br />

im rechten W<strong>in</strong>kel dazu schließe der Garten von Kurator Fleischer an.<br />

Sie waren an dem Abend früh schlafen gegangen und hatten von allem nichts erfahren,<br />

aber ihr Hund habe die ganze Nacht gebellt und als sie am nächsten Tag erfuhren, was<br />

vorgefallen, haben sie die Stelle gesehen, wo Frau Pfarrer Lutsch sich <strong>in</strong> Fleischers Garten<br />

unter e<strong>in</strong>em Jasm<strong>in</strong>strauch verborgen hatte. Man habe die Spuren genau gesehen.<br />

8. Über die Ereignisse <strong>in</strong> Agnetheln konnte noch Folgendes <strong>in</strong> Erfahrung gebracht werden.<br />

In e<strong>in</strong>em Telefongespräch, dessen Anrufer anonym bleiben will, dem Verfasser aber<br />

bekannt ist, wurde auf e<strong>in</strong>e Anfrage im Agnethler Blatt mitgeteilt:<br />

„Ich war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Junge noch, so 13 Jahre und me<strong>in</strong>e Nachbar<strong>in</strong>, die Kraus Bertha war<br />

Köch<strong>in</strong> im Restaurant (Hotel). Ich weiß noch genau, dass sie erzählt hat, dass e<strong>in</strong>em russischen<br />

Offizier im Hotel die Tasche gestohlen worden war und große Aufregung herrschte.<br />

Am nächsten Morgen <strong>in</strong> der Früh um fünf, wie man die Viehherde h<strong>in</strong>ausgetrieben hat,<br />

fand man <strong>in</strong> dem Malm, den die Herde h<strong>in</strong>terlassen hat, die Tasche. Und der Offizier<br />

war glücklich, dass er die Pistole und was dort war, wieder hatte. Aber bei der Frau Kraus<br />

und bei uns, die Nachbarn waren, hat man Hausdurchsuchung gemacht und das war sehr<br />

aufregend.“<br />

Er denkt, dass der Hotelverwalter damals der Herr Weber war. Das meiste weiß er aus den<br />

Erzählungen der Frau Kraus.<br />

9. Horst Weber (* 1944, Journalist, Redakteur der HZ33 ) teilt auf e<strong>in</strong>e im Agnethler<br />

Blatt veröffentlichte Anfrage betreffend den Vorfall <strong>in</strong> Agnetheln/<strong>Roseln</strong> vom Juli 1945<br />

Folgendes mit:<br />

„In den masch<strong>in</strong>enschriftlichen Aufzeichnungen me<strong>in</strong>es Vaters He<strong>in</strong>rich Weber (1893­<br />

1974), betitelt „Me<strong>in</strong> Lebenslauf“, steht auf den Seiten VI und VII folgendes (die fehlerhafte<br />

Orthographie und Interpunktion wurde trotz offensichtlicher Vertipper beibehalten):<br />

‚Die Zeit von 1934 bis 1944 war ausgefüllt mit der Pachtung Gasthaus Agnetha [= Agnethler<br />

Geme<strong>in</strong>degasthaus, später ‚Central‘, Anm. H.W.]. Solche e<strong>in</strong> Betrieb liess e<strong>in</strong>em nicht<br />

33 HZ = Hermannstädter Zeitung, <strong>in</strong> Hermannstadt ersche<strong>in</strong>endes Wochenblatt.

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