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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

„dass allzu große Labilität religiöser Gebundenheit Kirche und Schule dem Abgrund zugeführt<br />

haben und jetzt, wo es Gegenwart und Zukunft dieser festesten Stützen unseres Lebens<br />

zu sichern gilt, kann von denen, die an ihrer Sicherung mitarbeiten sollen, an e<strong>in</strong>em<br />

klaren Bekenntnis nicht vorüber gegangen werden.“<br />

Daher hielt Pfarrer Lutsch mit den beiden Lehrer<strong>in</strong>nen diese apologetischen Kurse, die<br />

Rektor Lautner, da er gekündigt hatte, nicht besuchte. Am 30. Juni 1945 berichtete<br />

Lutsch:<br />

„Die beiden genannten Lehrkräfte versuchen nicht, dem Stoff und dem Dogma unserer<br />

Kirche zu widersprechen, doch s<strong>in</strong>d sie auch zu e<strong>in</strong>em lebendigen evang. Glaubensleben<br />

noch nicht durchgedrungen.“<br />

Von den Amtsleuten der Volksgruppe <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> wurde ke<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terniert, woraus zu<br />

entnehmen ist, dass sie sich nicht besonders exponiert hatten. E<strong>in</strong>zig e<strong>in</strong> Rosler wurde<br />

gleich nach dem Umschwung <strong>in</strong>terniert; er soll <strong>in</strong> Târgu Jiu und Turnu Măgurele gewesen<br />

se<strong>in</strong>, wo ihm Pfarrer Csallner begegnete. Es hieß, er habe vorher e<strong>in</strong>en schwunghaften,<br />

aber dubiosen Handel mit dem Ausland betrieben.<br />

Der ehemalige Ortsgruppenleiter dankte im Oktober 1944 als Kirchenvater ab. Im<br />

Jahr 1951 wurde er wieder nicht nur <strong>in</strong>s Presbyterium, sondern auch zum Kirchenvater<br />

gewählt. Er gehörte <strong>in</strong> den sechziger Jahren nicht zu den regelmäßigen Kirchenbesuchern,<br />

aber auch nicht zu den ganz seltenen, im Unterschied zu Rektor Lautner, der am<br />

12. Februar 1945 mit dem Palmsonntag se<strong>in</strong>en Dienst kündigte und dabei die Erklärung<br />

abgab:<br />

„Nachdem das L[andes]K[onsistorium] durch Rundschreiben Z. 3264/944 me<strong>in</strong> Dienstverhältnis<br />

mit der Geme<strong>in</strong>de als aufgelöst betrachtet, <strong>in</strong> das Erziehungswerk der bisherigen<br />

Lehrer wenig Vertrauen setzt, so sehe ich mich gezwungen e<strong>in</strong>en Berufswechsel zu vollziehen.“<br />

Er wahrte Distanz zur Kirche.<br />

E<strong>in</strong> anderer Vertrauensmann der Volksgruppe wurde noch e<strong>in</strong>igen Befragungen unterworfen,<br />

der Kassier Georg Höchsmann. Man sollte denken, dass solches sehr bald<br />

nach dem Umschwung geschah. Doch ne<strong>in</strong>: Am 20. Juli 1945 wurde er von der Gendarmerie<br />

Henndorf zitiert, um Auskunft zu geben über den Verbleib von 96.741 Lei,<br />

die er am 23. August 1944 <strong>in</strong> Agnetheln übergeben hatte, gemäß e<strong>in</strong>es am 3. April<br />

1945 erstellten Protokolls, gelegentlich der Übernahme des Eigentums der Ortsgruppe<br />

<strong>Roseln</strong> durch die dafür e<strong>in</strong>gesetzte Kommission und Übergabe aller Gegenstände zur<br />

Besorgung an das Ortsamt <strong>Roseln</strong>. In diesem Protokoll wurde nicht alle<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Name<br />

verballhornt: Hexman Gheorghe12 , sondern statt Rehner Hans, wie noch richtig im Akt<br />

vom 3. April zu lesen war nun Reh<strong>in</strong>er Hanţ und statt Breckner He<strong>in</strong>rich nun Brehner<br />

merih13 geschrieben.<br />

Georg Höchsmann ist früh ausgewandert und verstarb <strong>in</strong> Österreich. Die eben belegte<br />

Befragung war nicht die erste. Er erhielt den Pass zu e<strong>in</strong>er Urlaubsreise <strong>in</strong> den<br />

fünfziger oder Anfang der sechziger Jahren, auf die er se<strong>in</strong>e jüngste Tochter mitnehmen<br />

durfte. Von dieser Reise kehrte er nicht mehr heim. Se<strong>in</strong>e Frau verstarb 1990 <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong>.<br />

12 Sprich „Djordje“.<br />

13 Staatsarchiv Neumarkt a. M. Nr. 50.<br />

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