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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Und wieder Heimat<br />

standen. E<strong>in</strong>ige Jahre später sollen es über e<strong>in</strong>e Million Mitglieder gewesen se<strong>in</strong>, womit<br />

sie die zweite Stelle <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>genommen haben. Die Mitglieder hatten zwar allerlei<br />

Vorteile, doch nichts zu sagen. Wie viele es nur aus Opportunismus, wie viele dazu gezwungen<br />

wurden, wird man nie feststellen können. Die Führung lag ganz <strong>in</strong> der Hand<br />

Nicolae Ceauşescus, der mit und, wenn nötig, auch gegen se<strong>in</strong>e Führungsriege se<strong>in</strong>e<br />

Ansichten durchsetzte.<br />

Als im Januar 1945 auf persönlichen Befehl Stal<strong>in</strong>s 70.000 Deutsche Rumäniens<br />

zum Wiederaufbau Russlands dah<strong>in</strong> deportiert wurden, kreideten wir das – <strong>in</strong> Unkenntnis<br />

der H<strong>in</strong>tergründe – der rumänischen Regierung an. Sachsen und Banater wussten<br />

sich nicht schuldiger an den Zerstörungen des Krieges <strong>in</strong> Russland als auch die übrigen<br />

Nationen des Landes. Erst nach 1990 konnten Urkunden die Sachlage klarstellen, doch<br />

bleibt weiterh<strong>in</strong> Klärungsbedarf. 6 Etwa 15 % starben dort.<br />

Im März 1945 folgte die Enteignung der Bauern, die zuerst alle Ackerflächen betraf.<br />

Ausgenommen davon sollten alle die se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> der rumänischen Armee bis zuletzt<br />

gedient hatten, also bis etwa Dezember 1944, manche noch bis Anfang Januar; denn<br />

spätestens dann wurden sie entlassen, um deportiert zu werden. Etliche wurden direkt<br />

<strong>in</strong> Lager überwiesen. Andere wurden von wohlgesonnenen Kommandanten entlassen,<br />

nicht ohne Vorwarnungen. – Die Enteignungen des Viehs, der Ackergeräte und Häuser<br />

dauerten bis 1950 und teilweise darüber h<strong>in</strong>aus (besonders bei Handwerkern). 7<br />

Heimkehren konnten von den zur Kriegszeit <strong>in</strong> Deutschland Weilenden die wenigsten.<br />

Das Blutgruppenzeichen, das allen <strong>in</strong> die Waffen­SS E<strong>in</strong>gegliederten e<strong>in</strong>gebrannt<br />

worden war, diente nun als Erkennungszeichen. Derjenige, an dem es entdeckt wurde,<br />

wurde e<strong>in</strong>gesperrt oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Lager gesteckt. – Selbst Deportierte, die aus Russland <strong>in</strong><br />

die DDR entlassen worden waren, konnten deswegen ke<strong>in</strong>en Pass erhalten, sondern nur<br />

unter Gefahren, illegal, heimkehren. So war Familienzusammenführung für viele nur<br />

nach Deutschland s<strong>in</strong>nvoll. Das Rote Kreuz bemühte sich darum, sie – her oder h<strong>in</strong> – zu<br />

ermöglichen. Doch erst Anfang der 60er Jahre begannen Ausreisen nach Deutschland<br />

möglich zu werden. Damit stieg für viele die Hoffnung auf e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Familienzusammenführung<br />

dort „drüben“.<br />

1978 gelang es Helmut Schmidt, e<strong>in</strong> geheimes Abkommen zur Familienzusammenführung<br />

abzuschließen, wobei die BRD für jeden Auswanderer e<strong>in</strong> Kopfgeld zahlte. 8<br />

Um <strong>in</strong> die begünstigte Auswahl derer zu kommen, denen dies gestattet wurde, haben<br />

unzählige Auswanderungswillige rumänischen Agenten, aber auch Betrügern Unsummen<br />

entrichtet, die sie z. T. <strong>in</strong> Deutschland – wenn sie die Ausreise erlangten – als<br />

Schuld abtragen mussten.<br />

All dies bedenkend war es ke<strong>in</strong> Wunder, dass nach der „gestohlenen Revolution“,<br />

gleich nach Beg<strong>in</strong>n der Studentenunruhen <strong>in</strong> Bukarest, Mitte Januar 1990 der große<br />

Exodus begann. Viele „brachen ihre Zelte ab“ und verschleuderten Haus und Hof, Hab<br />

und Gut, um im „Mutterland“, das die meisten nur aus Erzählungen kannten, e<strong>in</strong> neues<br />

Leben zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

6 Michael Kroner: Geschichte, Bd. I, S. 233. Vgl. dazu das ganze Kapitel dort.<br />

7 Ebenda, auch S. 271ff. „Die Enteignungen im Schenker Bezirk“.<br />

8 Vgl. auch Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 33 (2010), Heft 1, S. 96, den Beitrag<br />

von He<strong>in</strong>z Günther Hüsch: „In Sachen Familienzusammenführung Rumänien“ 1967­1989.

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