Roseln mitten in Siebenbürgen

Pfarrer und Kirche
Für Gottesdienste, Feiern, Andachten war wohl immer zuerst zu sorgen, damit die
Lebensmitte im Evangelium frisch und echt blieb. Darum gab es viel Einsatz und Pflege
für das Gotteshaus.
Kurator Georg Bierkoch, Kirchenväter wie Michael Andree, Martin Lautner, Alfred
Rochus, Martin Baltes samt ihren Frauen und Familien standen voll im Leben und
waren mit Weitblick und ganzem Herzen für die Kirchengemeinde im Einsatz. Ich
kann nur sie hier stellvertretend für viele treue Mitarbeiterinnen und Helfer erwähnen,
unvergessen auch Organisten und Burghüterehepaar.
Die ökumenische Weite bewährte sich in freundschaftlichen Beziehungen zu einigen
rumänisch­orthodoxen Christen – besonders zum Pfarrer­Ehepaar Rebegel. Es gab Anteilnahme
am Schulleben, Kindergarten oder was sich wirtschaftlich auf der Staatsfarm
oder politisch im Dorf tat. Es durfte nicht offiziell geschehen, aber privat, im Vertrauen.
Ich denke und wünsche, dass viele Kinder ihre Lehrerin Annemarie Frank für ihre
aufopferungsvolle Arbeit heute im Rückblick noch mehr schätzen, ebenso auch die
politisch­vermittelnde Tätigkeit ihres Mannes.
Adjuvanten und Kirchenchor waren lebendige Gruppen im Dorfleben und gestalteten
die großen Feste und Familienereignisse mit. Das Abschiedsingen und ­feiern vor
dem Auswandern von Gemeindegliedern in die BRD wurde auch für mich zur neuen
Aufgabe. Wie vorbereiten und begleiten in ein Land, das ich selbst nicht kannte?
glauben und werte
Auf Veränderungen im Leben ist der am Besten vorbereitet, der Jesus Christus als Herrn
des Lebens kennengelernt hat. Denn der kann immer hilfreich sein, wird zur Kraftquelle
für die alltäglichen Aufgaben und richtet uns auf Neues aus.
Solches Wissen und Vertrauen im Glauben wollte ich weitergeben und einüben –
möglichst von Kindesbeinen an und mit möglichst vielen. Das war auch den meisten
Roslern bewusst. Darum unterstützten fast alle das kirchliche Leben mit persönlichem
Einsatz und hatten darin ein Hoffnungszeichen für die Zukunft.
Wir hatten den wertvollen Schatz des Reiches Gottes in einem guten irdenen Gefäß
überliefert bekommen, in einem Gemeindeleben und evangelischen Glauben, der
siebenbürgisch­sächsisch­herzlich und ernst­nüchtern­praktisch geprägt war. Wir waren
(und sind) auch nur irdene Gefäße, durch die aber trotz mancher Schwachheit, Versagen
und Armut auch das von Gott gewollte neue Miteinander der Menschen in Liebe
aufleuchten kann. Und das habe ich in Roseln erlebt.
Mit diesen christlichen Wertmaßstäben für Ehe, Familie, Nachbarschaft, für eine
Gesellschaft in Freiheit und Verantwortung füreinander haben sich dann die meisten
Rosler auch als Aussiedler in Deutschland bewährt.
Allerdings hat sich auch die weltliche Lebensweise öfter breitgemacht und hat über
hilfreiche „Beziehungen“ durch „Geschenke“ die Gerechtigkeit und den fairen Wettbewerb
auf den Kopf gestellt. Und die Wahrheit ist dabei auch schon mal auf der Strecke
geblieben.
Doch Umkehr und Versöhnung waren uns nicht fremd, sie brachten uns zu Gott und
zueinander zurück – darauf setze ich immer noch meine Hoffnung im Glauben.
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