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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

Aus den Berichten von Georg Bierkoch und Michael Andree sowie aus dem Archiv<br />

der Konsumgenossenschaft Harbach lässt sich die folgende Entwicklung nachzeichnen.<br />

Der Beg<strong>in</strong>n der Farm „Gospodăria Agricolă de Stat“, der landwirtschaftlichen Staatsfarm,<br />

kurz: GOSTAT genannt, datiert von September 1948. Sie wurde von e<strong>in</strong>em<br />

Farmleiter, e<strong>in</strong>em Buchhalter und e<strong>in</strong>em Brigadier geführt, die für die wirtschaftlichen<br />

und f<strong>in</strong>anziellen Angelegenheiten verantwortlich waren. Es gab etwa zehn Ochsen­ und<br />

vier Pferdegespanne, mit denen auch geackert wurde. Wie auch die wenigen von Pferden<br />

gezogenen Sämasch<strong>in</strong>en, waren sie den Sachsen enteignet worden. Zusätzlich wurden<br />

sächsische Bauern engagiert, die noch Pferde­, Kühe­ und Büffelgespanne besaßen.<br />

Diese spannten zu zweit oder zu dritt zusammen und waren froh, nahe daheim Arbeit<br />

zu f<strong>in</strong>den. Freilich, der Lohn war ger<strong>in</strong>g: 12 Lei pro Tag. Die größten Flächen säten die<br />

Bauern von Hand. Die Bodenfläche jedoch wurde nicht entsprechend bearbeitet, so war<br />

auch die Ernte schwach.<br />

Seit 1945 oder 1946 durfte die Halmfrucht nicht mehr <strong>in</strong> Scheunen e<strong>in</strong>geführt<br />

werden, da der Staat fürchten musste, er werde dann um die abgabepflichtige Quote<br />

betrogen. Alle Bauern und Neubauern mussten ihre Ernte auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Tenne<br />

führen. Da lag sie im Freien, wurde beregnet und nicht rechtzeitig gedroschen. Selbst<br />

die Farm hatte anfangs ke<strong>in</strong>e Lagerräume.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n erhielt die Farm 368 ha Ackerland, 165 ha Wiese, 14 ha Obstgarten und<br />

etliche ha We<strong>in</strong>garten. Dieser Boden stammte aus der Staatsreserve und von rumänischen<br />

Bauern, die den im Frühjahr 1945 erhaltenen selbst nicht bebauen konnten oder<br />

wollten.<br />

Im Herbst 1949 wurde e<strong>in</strong>e Farmkant<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gerichtet, <strong>in</strong> der die Arbeiter jeden Tag<br />

essen konnten. Weil damals Mangel an Brot, Fleisch, Zucker und Mehl herrschte, waren<br />

die Arbeitsstellen noch begehrter. Dort gab es jeden Tag drei Mahlzeiten:<br />

Speisezettel des Staatgutes <strong>Roseln</strong> aus den 1950er Jahren<br />

Wochentag Morgens Mittags Abends<br />

Montag Marmelade mit Brot Bohnensuppe, Bohnensuppe<br />

und Tee<br />

Kraut mit Speck von Mittag<br />

Dienstag Marmelade mit Brot Makkaronisuppe, Makkaronisuppe<br />

und Kaffee<br />

Kartoffelgulasch von Mittag<br />

Mittwoch Reis mit Milch Gemüsesuppe, Gulasch Makkaroni mit Käse<br />

mit Schaffleisch [Telemea – e<strong>in</strong> Salzkäse]<br />

Donnerstag Marmelade mit Brot Krautsuppe,<br />

Krautsuppe<br />

und Tee<br />

Schaffleisch als Braten von Mittag<br />

Freitag Milchkaffee mit Brot Geriebene Bohnen mit Makkaroni mit Käse<br />

Maisbrei<br />

(Telemea)<br />

Sonnabend Schmalzbrot mit Tee Gemüsesuppe,<br />

Kraut mit Speck<br />

Grießbrei<br />

Brotportion 150 Gramm 200 Gramm 150 Gramm<br />

Der Preis für die Verpflegung e<strong>in</strong>es Tages betrug 37 % des Verdienstes.<br />

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