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Roseln mitten in Siebenbürgen

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436<br />

Anhang<br />

te durch das sogenannte „Fettendorf“ noch immer so beschwerlich, daß e<strong>in</strong> Fuhrmann<br />

mit zwei Pferden nicht mehr als 5­6 „Rump“ Frucht h<strong>in</strong>fahren kann. Die Fuhrlöhne<br />

haben sich ziemlich lange auf gleicher Höhe erhalten, denn laut e<strong>in</strong>em Steuerbüchle<strong>in</strong>,<br />

auf welches ich später noch kommen werde, s<strong>in</strong>d im Jahre 1751 der Geme<strong>in</strong>de „vor 8<br />

Vorspannspferde bis Birthelm 1 fl 20 Denar“ von der Kontributionssteuer abgerechnet<br />

worden; desgleichen für 4 Vorspannsochsen bis Henndorf (von <strong>Roseln</strong> 18 Kilometer<br />

weit) 24 Denar. Im übrigen hat sich die Höhe der Fuhrlöhne gewiß auch nach der<br />

Beschaffenheit der Wege gerichtet, denn im oben erwähnten Jahr 1613 heißt es, daß<br />

„item an Fuhrlohn am Korn, so <strong>in</strong> die Hermannstadt verkauft ist worden Denar 7“<br />

gezahlt worden s<strong>in</strong>d, also um 1 Denar für den „Rump“ weniger als bis nach Birthelm,<br />

obwohl die Entfernung von hier bis nach Hermannstadt auf der heutigen Straße etwa<br />

55 Kilometer beträgt. 91<br />

„1616 als man das Tor auf dem Pfarrhof hat gemacht die Rost und Nägel 16 Denar“.<br />

„Drei Dill 21 Denar“.<br />

Die Kirchenzucht war bei unsern Alten sehr strenge und traf den Schuldigen <strong>in</strong> äußerst<br />

empf<strong>in</strong>dlicher Weise. So hat die Geme<strong>in</strong>de im Jahre 1619<br />

„e<strong>in</strong>en Töppich <strong>in</strong> die Kirch gekauft für 8 fl. von der Straf, welche der Michaelis Schuller<br />

und Johannes Schneider erlegt haben, so ihnen auferlegt war.“<br />

Jeder Leser möge die Höhe dieses Strafbetrages selbst ermessen, wenn ich ihm berichte,<br />

daß e<strong>in</strong> „Rump Korn“ (etwa 90 Liter) damals für 60­80 Heller erhältlich war. Jene beiden<br />

Büßer müssen etwas großes verschuldet gehabt haben.<br />

Auffallend tief s<strong>in</strong>d im Jahre 1621 die Kornpreise gesunken, denn damals ist<br />

„e<strong>in</strong> Rump Korn verkauft worden mit Denar 41.“<br />

Interessant ist, daß die Kirche hier wahrsche<strong>in</strong>lich nur <strong>in</strong> ziemlich weit vone<strong>in</strong>ander<br />

liegenden Zwischenzeiten gekehrt worden ist, denn es kommt im Jahre nur etlichemale<br />

vor, daß „die Jungen“ (Knaben) for Kirchkehren (Christtag, Ostern, Pf<strong>in</strong>gsttag usw.) je<br />

e<strong>in</strong> bis zwei „octo v<strong>in</strong>i“ (Achtel We<strong>in</strong>) bekommen haben. Es sche<strong>in</strong>t überhaupt auch<br />

manche andere Arbeit am Kirchengut mit We<strong>in</strong> bezahlt worden zu se<strong>in</strong>.<br />

Während heute sogar an unsern Bauernhäusern die Querhölzchen an den untern<br />

Fensterrahmen lästig geworden s<strong>in</strong>d und nur e<strong>in</strong>e große Glastafel den Rahmen ziert,<br />

haben sich unsere Alten mit den „Schlemen“ 92 begnügen müssen, die im übrigen auch<br />

nicht billig waren, denn im Jahre 1658 bezahlt die Kirchenkasse „für drei Schlemen zum<br />

Diakono (Prediger) 36 Denar“, die man „ex poenis“ (aus den Strafen) genommen hat,<br />

deren <strong>in</strong> diesem Jahre 2 fl. 16 Denar e<strong>in</strong>gekommen waren.<br />

Entsprechend den damaligen Fleischpreisen (das Pfund zu 4­5 Denar) war im Jahre<br />

1689 das Pfund Speck für 12 Denar erhältlich.<br />

91 Anm. C.W.: Die verkehrte Preisdifferenz für den fast doppelt so weiten Weg bis Hermannstadt<br />

könnte auch mit der E<strong>in</strong>samkeit und Gefahr auf der kaum befahrenen Straße nach<br />

Birthälm zusammenhängen.<br />

92 Anm. C.W.: Schlemen hießen die präparierten Schwe<strong>in</strong>sblasen, die früher statt Fensterglas<br />

benützt wurden.

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