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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Handwerk<br />

hanf: Se<strong>in</strong>e ernte und Verarbeitung<br />

Von Sofia Löprich geb. Klockner<br />

grobe wäsche ohne waschmasch<strong>in</strong>e<br />

Die grobe Wäsche konnte man nicht mit der Hand waschen, daher wurde sie am Abend<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes Schaff (det Schriutes) gelegt, das man auf e<strong>in</strong>en Schragen stellte, unter dem<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Schaff se<strong>in</strong>en Platz hatte. Das Schaff hatte e<strong>in</strong> Loch im Boden, <strong>in</strong> das e<strong>in</strong> Stab<br />

(Klepel) als Verschluss h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passte. Am Abend wurde die Wäsche, mit warmem Wasser<br />

übergossen, e<strong>in</strong>geweicht. Das Wasser wurde im Boichkessel warm gemacht. Am andern<br />

Tag wurde der Stab gelockert, damit das Wasser ablaufen konnte.<br />

Im Kessel wurde frisches Wasser erhitzt und so lange über die Wäsche gegossen und<br />

wieder erhitzt, bis es unten gut heiß herauskam. Dann wurde e<strong>in</strong> Tuch (det Äschdeach 2 )<br />

über die Wäsche gebreitet und Asche darauf gestreut, nicht zu viel, damit die Lauge der<br />

Wäsche nicht schadete und nicht zu wenig, damit die Lauge scharf genug sei. Das hatten<br />

die Frauen im Griff. Über diese Asche wurde nun das zum Kochen gebrachte Wasser<br />

vier­ bis fünfmal darübergegossen, vor dem letzten Guss der Stab fest e<strong>in</strong>gedrückt, damit<br />

diese Lauge bis zum nächsten Morgen wirken konnte. Diese Prozedur hieß: det Boichen.<br />

Am nächsten Morgen wurden mehrere Schäffer an den Brunnen, an e<strong>in</strong>e der Wasserleitungen<br />

der Straße – es gab jahrelang vier solcher Viehtränken mit fließendem Wasser<br />

<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de – oder an e<strong>in</strong>en sauberen Bach gefahren und mit Wasser gefüllt. Beim<br />

nun folgenden Wäscheklopfen halfen Freund<strong>in</strong>nen oder Nachbar<strong>in</strong>nen mit. Für dieses<br />

Wäscheklopfen brauchte man e<strong>in</strong>en vier Meter langen und dreißig bis vierzig Zentimeter<br />

breiten Tisch. Jede Frau benötigte e<strong>in</strong>en Wäscheklopfer (Bloel ). Die Wäsche musste<br />

zweimal aus der Lauge und dann öfter aus frischem Wasser geklopft werden. Zuletzt<br />

wurde sie <strong>in</strong> sauberes Wasser gelegt, bis alles fertig war. Aus diesem Wasser wurde sie<br />

zuletzt zum Abtropfen über den Waschtisch gehängt. Dann wurde fröhlich gegessen.<br />

Anschließend wurden im ganzen Hof oder Garten starke Wäscheseile aufgezogen, auf<br />

die die abgetropfte Wäsche aufgehängt wurde. War die Wäsche bei gutem Sonnensche<strong>in</strong><br />

getrocknet, dann konnte die Hausfrau sie erleichterten Herzens <strong>in</strong> Truhen und Schränke<br />

versorgen.<br />

Unfolgsamen K<strong>in</strong>dern wurde mitunter gesagt: „Pass af, ech bloaeln dich!“ – Pass auf,<br />

ich bläue/klopfe dich!<br />

hanf: Se<strong>in</strong>e ernte und Verarbeitung<br />

Waren Hanf und Flachs reif, mussten sie mit der Hand aus der Erde gezogen, am Schuh<br />

von der Erde abgeklopft, und zu e<strong>in</strong>em Reist 3 zusammengebunden, zum Trocknen auf<br />

den Boden gelegt werden. E<strong>in</strong> Reist war so viel, wie zwei Hände umgreifen konnten.<br />

Trocknen mussten sie, bis alle ihre Blätter vollkommen vertrocknet waren und ebenfalls<br />

abgeklopft werden konnten. Sonst hätten sie beim Rösten im Wasser die Qualität<br />

der Ware verdorben. In all den zahlreichen Arbeitsgängen wurden die Reisten immer<br />

e<strong>in</strong>zeln behandelt. Sie wurden wiederholte Male abgeklopft. Zehn Reisten wurden zu<br />

2 Aschetuch.<br />

3 Vgl. dazu Wahrig: Wörterbuch, Reiste 2 und Riste, Sp. 3043 und 3092.<br />

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