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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Die kommunistischen Jahre<br />

Waffen­SS) solche Zeugnisse nicht mehr ausgestellt würden. Die Warnung galt allen<br />

Ämtern, h<strong>in</strong>tergründig me<strong>in</strong>te der an die Präfektur gesandte Rapport wohl vor allem<br />

die Präfektur selbst. Die Bodenreform als „demokratische“ Aktion wurde von gegendemokratischen<br />

und faschistischen (Faschismus als Fe<strong>in</strong>d schlechth<strong>in</strong>), „reaktionären<br />

Elementen“ kritisiert. In den beiden vorhergehenden Jahren hatte es sich gezeigt, dass<br />

die Landwirtschaft der „Neubegüterten“ noch nichtmal annähernd das erbrachte, was<br />

das Land, das e<strong>in</strong>st Agrarprodukte ausgeführt hatte, für sich benötigte. Das „Vertrauen<br />

der [neu] begüterten E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> die Auswirkungen der Bodenreform“ darf nicht<br />

geschwächt werden, forderten die neuen Machthaber!<br />

Die Präfektur aber hatte durch ihren Erlass vom 16. November die Ausfolgung von<br />

Nationalitätszeugnissen gestattet. Da Nationalitätszeugnisse auszustellen nun verboten<br />

war, verlangten die Bittsteller fortan Identitätszeugnisse – diese enthielten auch die<br />

Staatsbürgerschaft! Wer würde schon so unklug se<strong>in</strong>, etwas Verbotenes zu fordern!?<br />

E<strong>in</strong> Wort zur Bestechlichkeit, die seit jeher zwei Seiten hat: Den, der sich bestechen<br />

lässt e<strong>in</strong>erseits, andererseits den, der besticht. Letzterer fühlt sich oft als der Überlegene.<br />

In se<strong>in</strong>er eignen Sicht ist er der, der se<strong>in</strong>en Willen durchzusetzen vermag. Das gilt vor<br />

allem für Fälle, <strong>in</strong> denen geistig Überlegene etwa von ihnen verachtete Emporkömml<strong>in</strong>ge<br />

„schmieren“. Das Recht sieht die Hauptschuld auf Seiten des Bestechers, der<br />

aktiv wird und den Beamten verleitet. Aber wer will urteilen, wenn Unrecht zu Recht<br />

erhoben wurde? Es geht nicht anders, es g<strong>in</strong>g nicht anders, wurde oft gesagt und darum<br />

praktiziert. Darüber könnten Bände gefüllt werden. Es war gewiss der e<strong>in</strong>fachere Weg.<br />

Wir wissen aber auch: Es war ebenso sehr viel möglich durch gute Worte, durch zähes<br />

Durchhalten und geschicktes Taktieren.<br />

Bürgermeister Jiga Iosif aus Schaal bestätigte am 10. Juli 1947, dass der junge Johann<br />

Rampelt, im Jahr 1923 am 18. Mai 51 <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Schaal geboren und aufgewachsen<br />

sei, als Sohn des Johann und der Anna, „die auch gegenwärtig <strong>in</strong> dieser Geme<strong>in</strong>de<br />

wohnen, da sie Ure<strong>in</strong>gesessene s<strong>in</strong>d, die sich nur mit Ackerbau beschäftigen“. Zugleich<br />

besche<strong>in</strong>igte er, dass die Eltern des Obengenannten <strong>in</strong> den Nationalitätsregistern der<br />

Geme<strong>in</strong>de unter der Zahl 698 fungieren, neben denen auch der Obenangezeigte e<strong>in</strong>getragen<br />

war. Bürgermeister und Notare vom alten Schlag wussten, dass die Staatsbürgerschaft<br />

zu den Grundrechten des Staatsbürgers gehört und nur durch e<strong>in</strong>en Rechtsakt aberkannt<br />

werden konnte. Jiga stellte auch e<strong>in</strong>er Russlanddeportierten, die <strong>in</strong> der Ostzone<br />

lebte, e<strong>in</strong> ausführliches Zeugnis aus. Auf jeden Fall atmen jene beiden Besche<strong>in</strong>igungen<br />

den Geist guten Zusammenlebens. 52<br />

Noch im November 1948 heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vertraulichen Schreiben: 53<br />

„Wir haben die Ehre, Sie zu bitten, Maßnahmen zu ergreifen, dass die Bürgermeisterämter<br />

ke<strong>in</strong>e Nationalitätsbesche<strong>in</strong>igungen für Personen erstellen, die im Ausland leben, da e<strong>in</strong><br />

Teil von ihnen mit vollem Recht die Staatsbürgerschaft verloren haben durch ihre Taten:<br />

E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> die Armee e<strong>in</strong>es fremden Staates, der gegen die Vere<strong>in</strong>ten Nationen [!]<br />

kämpfte, fe<strong>in</strong>dliche Haltung gegen die Rumänische Volksrepublik usw. In Fällen, <strong>in</strong> denen<br />

Personen, die sich im Ausland bef<strong>in</strong>den, solche verlangen ... hat zu folgen, dass vom Dienst<br />

51 Das Datum und der ganze Text s<strong>in</strong>d kaum noch lesbar.<br />

52 Staatsarchiv Neumarkt a. M., Fond Nr. 670 1892­1950.<br />

53 Staatsarchiv Neumarkt a. M., Fond Nr. 670 1232.

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