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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Pfarrer und Kirche<br />

Amtszeit von Abschied geprägt<br />

Von Norbert Schenker<br />

Norbert Schenkers Amtszeit fiel <strong>in</strong> die Zeit der Auswanderung<br />

der deutschen Mitglieder. Er übernahm die Geme<strong>in</strong>de<br />

am 27. November 1983 mit e<strong>in</strong>er Seelenzahl von<br />

417 Geme<strong>in</strong>degliedern und verließ sie, als sie ungefähr 70<br />

Geme<strong>in</strong>deglieder zählte.<br />

„Me<strong>in</strong>e Zeit war geprägt von Abschieden“, sagt er, und<br />

erzählt vom Abschiedsritus, der sich herausgebildet hatte:<br />

Die ausreisenden Familien wurden alle vom Pfarrer<br />

besucht. Die Gespräche liefen so verschieden ab wie das<br />

Leben.<br />

Am Sonntag vor der Ausreise besuchte die ganze Familie, und nicht nur die Ausreisenden,<br />

sondern auch weitere Angehörige, die sich zugehörig und also betroffen fühlten,<br />

den Gottesdienst. In diesem Gottesdienst wurden auch die Spenden verlesen, die kaum<br />

jemand vergaß. Sie waren e<strong>in</strong>e willkommene f<strong>in</strong>anzielle Hilfe <strong>in</strong> jener Zeit.<br />

Am Tag vor der Abreise gaben die Ausreisenden e<strong>in</strong> Essen, zu dem Freunde und<br />

Nachbarn, selbstverständlich auch der Pfarrer e<strong>in</strong>geladen wurden. Da wurde gesungen,<br />

gescherzt und gelacht, doch flossen auch Tränen. Reichlich. Öffentliche und heimliche.<br />

Und gerade diese Abschiedsfeiern stärkten das Zusammengehörigkeitsgefühl ungeme<strong>in</strong>.<br />

Der Gottesdienstbesuch war verhältnismäßig gut, während der ganzen Amtszeit. In<br />

der Sommerzeit füllten oft die Gäste aus dem Mutterland die Kirchenbänke.<br />

In den ersten Jahren wurden Pakete, die meist an die Anschrift des Pfarrers gesandt<br />

wurden, gesammelt und von Zeit zu Zeit, wenn e<strong>in</strong>e entsprechende Quantität da war,<br />

an alle aufgeteilt. Das gab natürlich vielfältige Probleme. Wie teilt man 25 Kaffeepackungen<br />

unter 80 Familien? Da half es nur, genau Buch zu führen und dies bei den<br />

folgenden Teilungen zu berücksichtigen. Ohne Verständnis von Seiten der Spendenempfänger<br />

wäre nichts möglich gewesen. Aber genau dieses fand sich.<br />

Infolge der Auswanderungen wechselte auch der Geme<strong>in</strong>dekirchenrat häufig.<br />

Zu Beerdigungen kamen häufiger und immer mehr Rumänen dazu, die auch mehr<br />

und mehr aktiv als Träger und beim Grabschließen mithalfen. Es war selbstverständlich,<br />

dass der Pfarrer während der Trauerfeier Worte auch an sie richtete. Die Adjuvanten<br />

(Bläserchor) mussten aus den Reihen der Probstdorfer Bläser ergänzt werden.<br />

Mitte der achtziger Jahre wurde die Läuteanlage, deren Anschaffung schon Günther<br />

Auner veranlasst hatte, <strong>in</strong>stalliert. Die Anweisungen zur E<strong>in</strong>leitung und Verlegung des<br />

elektrischen Stromes hatte die Firma durch e<strong>in</strong>en Vertreter vor Ort verfügt. Nur gut,<br />

dass <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> das Problem des Stromausfalls nicht so massiv auftrat wie <strong>in</strong> anderen<br />

Geme<strong>in</strong>den!<br />

Pfarrer Schenkers letzter Amtstag <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> war Karfreitag, der 13. April 1990.<br />

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