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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1848 bis 1944<br />

wir bestehen, wie sie bestanden haben. Gott gebe, dass der neue Brauch Wurzel fasse auch<br />

<strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de <strong>Roseln</strong> und dass er sich fortpflanze von Geschlecht zu Geschlecht.“<br />

Indem der Zusammenhang mit den Ahnen bemüht wurde, setzte sich der Zeitgeist<br />

durch und alle Presbyter unterschrieben.<br />

Am 12.08.1934 bat Rochus Nr. 15 durch den Vorsitzer, das Presbyterium möge gestatten,<br />

dass die NEDR74 am Sonntag im Saal Zeitung lese und bespreche. Es wurde<br />

gestattet. Es ist wahrsche<strong>in</strong>lich, dass solche und gleichartige Versammlungen bis zum<br />

23. August 1944 im Saal weiter stattfanden, wozu im Herbst 1936 auch e<strong>in</strong>e Antenne<br />

montiert wurde, um dort auch geme<strong>in</strong>sam Radio hören zu können. Also wohl <strong>in</strong> der<br />

Reihenfolge: NEDR, DVR, DViR.<br />

Als nächster Punkt der Tagesordnung folgte:<br />

„Die Zuschrift des Bezirkskonsistoriums betreffend die Vertrauenskundgebung für den<br />

Bischof75 wird vorgelesen. Nachdem das Presbyterium den Wunsch geäußert, e<strong>in</strong> Vertrauensschreiben<br />

an den Bischof zu richten, so liest der Vorsitzer das von ihm verfasste<br />

Schreiben vor und fragt das Presbyterium, ob es sich mit dieser Fassung für e<strong>in</strong>verstanden<br />

erkläre. Presbyter Hermann 72 ergreift das Wort und spricht <strong>in</strong> leidenschaftlichem Ton<br />

gegen die Vertrauenskundgebung. Er äußert sich dah<strong>in</strong>, dass er ke<strong>in</strong> Vertrauen zum Bischof<br />

habe. Der Vorsitzer fordert ihn auf, sich <strong>in</strong> ruhigem Tone zu äußern widrigenfalls er<br />

gezwungen sei, ihm das Wort zu entziehen. Da Hermann die Aufforderung nicht beachtet,<br />

so sieht sich der Vorsitzer gezwungen ihn aus der Sitzung zu weisen. Auch diese Aufforderung<br />

beachtet Hermann nicht und ruft leidenschaftlich aus, dass es ihm <strong>in</strong> der Sitzung<br />

gefalle und der solle die Sitzung verlassen, dem es nicht gefalle. Selbst als der Vorsitzer die<br />

Sitzung <strong>in</strong> den Nebenraum verlegt, kommt Hermann h<strong>in</strong> und erklärt, dass er die Sitzung<br />

nicht eher verlasse, bis nicht <strong>in</strong>s Protokoll e<strong>in</strong>getragen werde, dass er se<strong>in</strong>e Äußerung dem<br />

Bischof gegenüber widerrufe. Der Vorsitzer erklärt, dass ihm das Recht zustehe, <strong>in</strong> der<br />

nächsten Sitzung, falls das Protokoll nicht richtig abgefasst se<strong>in</strong> sollte, zu verlangen, dass<br />

es richtig gestellt werde, doch jetzt solle er die Sitzung verlassen. Hierauf verlässt Hermann<br />

die Sitzung. Das Presbyterium beschließt nun e<strong>in</strong>stimmig die Annahme des vom Vorsitzer<br />

verfassten Vertrauensschreibens.“<br />

So nahe beie<strong>in</strong>ander stehen gegensätzliche Bestrebungen. Wir fragen uns, wusste der<br />

Vorsitzer nicht genau, was er mit dem ersten, was mit dem zweiten Beschluss getan hat?<br />

Aber wir wissen ja tatsächlich nicht, wie die Stimmung <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de war, welche<br />

Rücksichten genommen werden mussten, wie die Zahlenverhältnisse der unterschiedlichen<br />

Anhänger standen. Wenn alle me<strong>in</strong>en zu wissen, wo es langgeht und doch jeder<br />

se<strong>in</strong>en eigenen Blickw<strong>in</strong>kel hat, ke<strong>in</strong>er beiseite stehen will und notgedrungen, um nicht<br />

74 Die Nationale Erneuerungsbewegung der Deutschen <strong>in</strong> Rumänien (NEDR) war aus der 1922<br />

von Fritz Fabritius gegründeten Selbsthilfe, e<strong>in</strong>er sogenannten Bauf<strong>in</strong>anzierungsgesellschaft,<br />

hervorgegangen und wurde 1934 von der rumänischen Regierung verboten. Als Deutsche<br />

Volkspartei Rumäniens (DVR) lebte sie von Februar 1935 bis März 1938 weiter. (Nicht zu<br />

verwechseln mit der nationalsozialistischen Deutschen Volksgruppe <strong>in</strong> Rumänien – DViR,<br />

ab 1938.) So nach Müller: Er<strong>in</strong>nerungen, und Ulrich A. Wien: Kirchenleitung über dem<br />

Abgrund, S. X.<br />

75 Bischof D. Victor Glondys führte se<strong>in</strong> Amt <strong>in</strong> schwerer Zeit. „Angriffe gegen den Bischof<br />

wechselten mit Friedensschlüssen und Vertrauenskundgebungen ab.“ So Ludwig B<strong>in</strong>der:<br />

Die Kirche der Siebenbürger Sachsen, S. 77. Vgl. dazu auch Ulrich A. Wien: Kirchenleitung<br />

über dem Abgrund.<br />

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