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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Vor der Reformation<br />

1.2 die ersten hundert Jahre<br />

Wie heißt der Spruch derer, die neue Länder erschließen? „Die ersten f<strong>in</strong>den den Tod,<br />

die zweiten f<strong>in</strong>det die Not, die dritten lohnt das Brot.“ Ne<strong>in</strong>, so war es hier nicht. Die<br />

dritte Generation suchten die Mongolen heim, niemand weiß genau, wie wenige übrigblieben,<br />

weil es ihnen gelang, sich <strong>in</strong> Wäldern zu verstecken oder zu fliehen, wie z. B.<br />

der bekannte Großwarde<strong>in</strong>er Kanoniker, der e<strong>in</strong>en anschaulichen Bericht darüber verfasste.<br />

42 In der vierten Generation kamen die Mongolen noch e<strong>in</strong>mal. E<strong>in</strong>fälle anderer<br />

Völkerschaften folgten und nach 1394 kamen schließlich die Türken. Das war freilich<br />

nur die e<strong>in</strong>e Seite, über die wir <strong>in</strong> Bezug auf <strong>Roseln</strong> fast nichts wissen. Die andere Seite<br />

war der Schutz, den sie <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft der Nachbarn ihrer eigenen Geme<strong>in</strong>de und<br />

dem Zusammenhalt der Umgeme<strong>in</strong>den, der sogenannten Kapitel, später der Stühle<br />

erfuhren. Sicher bald nach dem Mongolene<strong>in</strong>fall, spätestens um 1250 wurde <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong><br />

mit dem Bau e<strong>in</strong>es Wohnturmes begonnen, wie ihn auch andernorts die Gräfen hatten.<br />

Als Bauherr kommt gewiss auch hier e<strong>in</strong> Gräf <strong>in</strong> Frage, wenn auch die Urkunden<br />

<strong>Roseln</strong>s nie von e<strong>in</strong>em Gräfen sprechen. Aus späterer Zeit erfahren wir über Nikolaus<br />

von Ros<strong>in</strong>tal (1362), 43 hören vom Mann des Königs, Salamon de Ros<strong>in</strong>tal (hom<strong>in</strong>es regii,<br />

1373 44 ), und begegnen 1406 im Prozess den „edlen Mädchen Cordula und Ursula,<br />

Töchter des Nikolaus von Rosental“ 45 . Daher und wegen des älteren Bergfrieds sprechen<br />

wir vom Geschlecht der Rosler Gräfen.<br />

Wo lag der älteste Pfarrhof? Das wissen wir nicht. 46 Doch erkennen wir auch hier e<strong>in</strong>e<br />

Parallele zu Kell<strong>in</strong>g, wo ebenfalls der Gräfenhof zum Pfarrhof wurde.<br />

Die ältesten nachweisbaren Verwaltungse<strong>in</strong>heiten waren nach dem Zeugnis unserer<br />

Urkunden die kirchlichen Kapitel. Ihren Namen erhielten sie, weil bei den Zusammenkünften<br />

ihrer Geistlichen jeweils e<strong>in</strong> Kapitel der Bibel gelesen wurde. Und was die<br />

Geistlichen <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>schaft praktizierten, übertrugen sie <strong>in</strong> priesterlichem Dienst<br />

und geistlicher Verantwortung <strong>in</strong> ihre Geme<strong>in</strong>den. Alle Pflege der Geme<strong>in</strong>schaft g<strong>in</strong>g<br />

von e<strong>in</strong>em geistlichen Wort, e<strong>in</strong>em Kapitel aus, beim Richttag wie bei Beratungen. Waren<br />

es die Pfarrer, die ihre Geme<strong>in</strong>de prägten? Waren es die Geme<strong>in</strong>den, die ihre Pfarrer<br />

forderten? Beides war zutreffend, hier so, dort anders. Es war gewiss e<strong>in</strong> gegenseitiges<br />

Geben und Nehmen, und das im Schmelztiegel der Heimsuchungen und Bewahrungen<br />

Gottes.<br />

In e<strong>in</strong>em Verzeichnis kirchlicher Abgaben um 1400 wird <strong>Roseln</strong>, Vallis rosarum, zusammen<br />

mit den Orten Neustadt, Retersdorf, Bekokten, Seligstadt, Hundertbücheln,<br />

Jakobsdorf und Probstdorf genannt. – Sie werden anschließend an die Orte des Kosder<br />

Kapitels angeführt. Diese Orte bilden die Schenker Surrogatie des Kosder (Repser)<br />

Gesamtkapitels. Es ist die erste urkundliche Erwähnung <strong>Roseln</strong>s als Bestandteil dieser<br />

Surrogatie.<br />

42 Ernst Wagner: Quellen, S. 21, auch 20.<br />

43 Urkundenbuch Bd. II Nr. 791 (weiterh<strong>in</strong> für Urkundenbuch: UB).<br />

44 UB Bd. II, Nr. 1010.<br />

45 Urkunde von 1406: „nobilium puellarum Cordulae et Vrsulae filiarum Nicolai de Ronsundal“.<br />

UB Bd. III, Nr. 1575.<br />

46 Vergleiche dazu folgendes Kapitel.<br />

45

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