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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Die kommunistischen Jahre<br />

genauso wenig Erfolg wie die später erfolgte E<strong>in</strong>gabe Pfarrer Csallners, der ebenfalls<br />

nachweisen konnte, sich mit der Volksgruppe im Streit befunden zu haben.<br />

E<strong>in</strong>ige Äcker waren nicht ausgemessen worden und konnten vom Organisten und<br />

dem Pfarrer noch e<strong>in</strong>e Zeit lang genutzt werden. 1947 oder 1948 wurden sie entdeckt<br />

und e<strong>in</strong>er anderen Bestimmung zugeführt.<br />

*<br />

Anekdote: Primar banu Andrei<br />

E<strong>in</strong>es Tages kam Primar Banu mit etlichen der damaligen Potentaten zu dem Schmied<br />

Andreas Rochus. Er solle ihm die letzte Sau, die nicht lange her 10 Ferkel geworfen<br />

hatte, „verkaufen“. Der Schmied, nicht groß und stark, wie man sich e<strong>in</strong>en Schmied<br />

vorstellt, wies se<strong>in</strong>e Tochter an, den Männern den Zutritt zum Stall zu verwehren. Er<br />

dachte wohl, sie werden sich schämen, e<strong>in</strong>em Mädchen Gewalt zu tun. Aber Banu packte<br />

sie und stieß sie weg. Dann leerten sie den Stall.<br />

1958 lag der noch gar nicht alte Banu an e<strong>in</strong>em schweren Krebsleiden todkrank danieder<br />

und die Tochter des Schmieds, <strong>in</strong>zwischen Geme<strong>in</strong>deschwester, kam, um ihm<br />

die schmerzstillenden Injektionen zu setzen. Es g<strong>in</strong>g rasch bergab mit ihm, aber dann<br />

konnte er doch nicht sterben, litt und litt. E<strong>in</strong>es Morgens kam se<strong>in</strong>e Tochter, um die<br />

Schwester zu rufen: „Komm, me<strong>in</strong> Vater kann nicht sterben. Komm, dass du ihm die<br />

letzte Spritze gibst.“ Als Sofia zu dem Kranken e<strong>in</strong>trat, war es für diesen das Wichtigste,<br />

um Vergebung zu bitten für das, was er damals getan hatte. Sie vergab ihm. Dann verabreichte<br />

sie ihm die Spritze, verabschiedete sich und g<strong>in</strong>g heim. Noch hatte sie die Brücke<br />

des Zigeunerbachs nicht erreicht, da holte Banus Tochter sie e<strong>in</strong> und sagte: „Der Vater<br />

ist im Frieden e<strong>in</strong>geschlafen.“ Wie wird er vor den Allmächtigen treten, da nur e<strong>in</strong>e von<br />

vielen ihm vergab? – „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist me<strong>in</strong> Schmuck und Ehrenkleid!“<br />

Aber die vielen, von denen e<strong>in</strong>ige vielleicht nicht vergebungsbereit s<strong>in</strong>d? Wer<br />

nicht gerne vergibt, dem kann auch nicht vergeben werden – so e<strong>in</strong>fach ist das.<br />

Erzählt 2008 von Sofia Merla, geb. Rochus.<br />

*<br />

Adolf Lutsch ermahnte als Dechant zu jener Zeit die Amtsbrüder, den geistlichen<br />

Dienst umso treuer zu tun. Wir erfahren, dass er „schon seit Jahren“ <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> jeden<br />

Sonntag und Freitag abends Gebetsstunden gehalten hatte. In e<strong>in</strong>em Fragebogen, den<br />

er den Amtsbrüdern schickte, steht an dritter Stelle die Frage: „Werden K<strong>in</strong>dergottesdienste<br />

abgehalten? Es besteht die Pflicht, das e<strong>in</strong>mal monatlich zu tun.“ Allerd<strong>in</strong>gs<br />

beantwortet er selbst, als Pfarrer von <strong>Roseln</strong>, diese Frage so: „Früher wurden K<strong>in</strong>dergottesdienste<br />

abgehalten, seit etwa e<strong>in</strong> bis zwei Jahren nicht mehr.“ Bei Beantwortung<br />

der fünften Frage: „Wie oft und wann wird das heilige Abendmahl gefeiert? Wie ist die<br />

Beteiligung daran?“ kann er melden:<br />

„Früher ward das heilige Abendmahl am Bußtag, Gründonnerstag und Palmsonntag, sowie<br />

bei Beg<strong>in</strong>n der Erntezeit gefeiert. Die Beteiligung war mäßig. In der letzten Zeit feiern wir<br />

es e<strong>in</strong>mal monatlich bei sehr zahlreicher Beteiligung.“<br />

Am 6. Dezember 1944 hatte das Landeskonsistorium Abhaltung von apologetischen<br />

Kursen mit allen Lehrern angeordnet, weil die Vergangenheit lehrte,

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