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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1848 bis 1944<br />

Regelung. Der Staat könne auch jetzt die Lehrergehalte bezahlen, so wie das <strong>in</strong> Nordsiebenbürgen<br />

durch den ungarischen Staat geschehe.<br />

Rektor Lautner führt aus: Es handelt sich hier um e<strong>in</strong> Vermögen, das bisher die Kirche verwaltet<br />

hat. Nun soll dieses Vermögen die Volksgruppe verwalten. Es bleibt also immer uns,<br />

denn wir s<strong>in</strong>d ja dieselben. Das Vertrauen, das wir bisher der Kirche schenkten, schenken<br />

wir nun der Volksgruppe.“<br />

Daraus spricht gewiss viel erfahrene Enttäuschung, aus all den Jahren der Gehaltsrückstände.<br />

Der wesentliche Unterschied, dass die Leiter der Volksgruppe wechseln, von<br />

an Gott Gebundenen zu an „den Führer“ Gebundenen, blendete Lautner aus. Bl<strong>in</strong>des<br />

Vertrauen auf den Führer war Devise.<br />

„Der Vorsitzende bemerkt dazu: Es handelt sich um e<strong>in</strong> Vermögen, das die Kirche sich<br />

geschaffen und das ihr Eigentum bildet. Dass wir leider nicht mehr dieselben s<strong>in</strong>d, hat die<br />

Agitation der letzten Tage erwiesen, – wie auch aus den e<strong>in</strong>gangs gemachten Ausführungen<br />

hervorgeht.“ [Es folgen zwei leere Seiten.]<br />

„Johann Gull 50 spricht sich für die Übergabe aus, während Kirchenvater Klockner die<br />

Annahme des Antrages des Vorsitzenden empfiehlt.<br />

Rektor Lautner stellt den Antrag auf Vertagung dieses Gegenstandes. Es sei mit dem Antrag<br />

des Vorsitzenden nicht gerechnet worden und die dort aufgeworfenen Fragen seien<br />

unbekannt. Auch wäre es gut zu erfahren, wie es andere Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> dieser Sache machen<br />

würden.<br />

Der Vorsitzende stellt den Antrag auf Vertagung zur Aussprache.<br />

Kirchenvater Klockner spricht sich gegen e<strong>in</strong>e Vertagung aus.<br />

Der Vorsitzende bemerkt dazu: Kirchenvater und Ortsleiter Frank habe ihn um Abhaltung<br />

e<strong>in</strong>er Sitzung zur Verhandlung dieses Gegenstandes ersucht, und zwar müsse er bis spätestens<br />

den 13. Dezember l. J. berichten. Obgleich es dem Vorsitzenden zeitlich nur schwer<br />

möglich gewesen sei, habe er die Sitzung für heute e<strong>in</strong>berufen, um dem Ortsleiter ke<strong>in</strong>e<br />

Schwierigkeiten mit se<strong>in</strong>er übergeordneten Behörde zu bereiten. Nun komme von derselben<br />

Seite der Antrag auf Vertagung. Wo bleibe da die deutsche Aufrichtigkeit?! Zu dem,<br />

was die übrigen Geme<strong>in</strong>den beschließen, sei ja schon bekannt, dass e<strong>in</strong>ige so und andere<br />

anders, und zwar gerade auch im S<strong>in</strong>ne des Gegenantrages beschlossen hätten.<br />

Die Abstimmung ergibt 8 Stimmen für und damit die Annahme des Antrages auf Vertagung<br />

dieses Gegenstandes.“<br />

In der Sitzung waren 14 Presbyter anwesend. Dieses Protokoll trägt die Handschrift<br />

von Pfarrer Lutsch selbst. Die folgenden haben e<strong>in</strong>en anderen Verfasser, aber – wie aus<br />

der Unterschrift deutlich zu erkennen ist – nicht den als Schriftführer angegebenen<br />

Kirchenvater Mart<strong>in</strong> Klockner.<br />

Pfarrer Lutsch hatte gewiss bewusst den letztmöglichen Term<strong>in</strong> vor dem 13. Dezember<br />

gewählt und darauf vertraut, dass er e<strong>in</strong>e Mehrheit gew<strong>in</strong>nen könne. Kirchenvater<br />

Mart<strong>in</strong> Klockner stand voll auf se<strong>in</strong>er Seite. In den vierzehn vorausgehenden Tagen<br />

hatte Adolf Lutsch gewiss nicht nur mit Amtsbrüdern des Harbachtals <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gestanden, sondern wohl auch <strong>in</strong> Hermannstadt Rat gesucht. Er gehörte nicht nur der<br />

von Stadtpfarrer Konrad Möckel, Kronstadt, <strong>in</strong> <strong>Siebenbürgen</strong> organisierten Michaelsbruderschaft<br />

an, der es um die wesentliche Erneuerung der Kirche g<strong>in</strong>g, sondern<br />

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