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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Pfarrer und Kirche<br />

der Geme<strong>in</strong>deschwester, die beide sofort<br />

kamen, sie wollten mir ja so gerne helfen.<br />

Ihre Anwesenheit war mir e<strong>in</strong> großer<br />

Trost. Aber damals durfte man nicht zu<br />

Hause entb<strong>in</strong>den, nur im Krankenhaus, es<br />

konnte für Schwestern sehr unangenehme<br />

Folgen haben, wenn es dennoch geschah.<br />

Kann man die Verantwortung auf sich<br />

nehmen? Also: „Frau Pfarrer, zoppern sie,<br />

zoppern sie, halten sie zurück!“ Ich lag auf<br />

dem Bett <strong>in</strong> der Küche, aufstehen konnte<br />

ich nicht mehr. Sie machten Feuer und Christian und Gertrud Weiss mit Christel.<br />

stellten Wasser auf – da kam die erlösende<br />

Nachricht: Was mit Hilfe des Traktors nicht gelungen<br />

war, brachte e<strong>in</strong> Pferdegespann zustande. Der Geländewagen<br />

war aus dem Dreck gezogen worden und stand<br />

unten <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de bereit zur Abfahrt.<br />

Ich wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Decke gewickelt und sie trugen<br />

mich auf Händen den Berg h<strong>in</strong>unter. Ich kämpfte mit<br />

den Presswehen. – Der Geländewagen hatte Seitenbänke.<br />

Auf e<strong>in</strong>er Seite saßen me<strong>in</strong> Mann und Ännchen<br />

Buchholzer, auf der anderen Sofia Merla und Hannelore.<br />

Sie musste Montag Früh <strong>in</strong> Agnetheln zur Schule<br />

gehen. Quer über all den Knien lag ich. Fred gab Gas<br />

und wir fuhren zum Dorf h<strong>in</strong>aus, aber nur e<strong>in</strong> kurzes<br />

Stück auf der Hauptstraße, dann war es soweit: „Stehen<br />

bleiben, das K<strong>in</strong>d ist da!“ Sie blieben stehen, deckten<br />

mich auf: Das K<strong>in</strong>d lebte, es atmete! – Zudecken und<br />

Gas! Agnetheln ist, Gott sei Dank, nicht weit. Vor<br />

dem Krankenhaus kam gleich die Hebamme, nabelte<br />

das K<strong>in</strong>d ab, legte e<strong>in</strong> dünnes Laken darauf und trug<br />

Helga und Christel.<br />

es durch die bittere Kälte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Das war e<strong>in</strong> neuer<br />

Schock für den jungen Vater. Se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong> erstes K<strong>in</strong>d, so ungeschützt durch die Kälte!<br />

Es g<strong>in</strong>g gut. Gegen Morgen lagen wir gut versorgt im Krankenhausbett.<br />

Vierzehn Monate später kam unsere Helga zur Welt. Diesmal ganz vorschriftsmäßig.<br />

osterherzen backen<br />

Wir waren e<strong>in</strong> halbes Jahr Pfarrersleute <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong>, da nahte die Osterzeit. Mir wurde<br />

gesagt, <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de sei es Brauch, dass die Pfarrfrau für jeden unkonfirmierten<br />

Jungen, der älter als e<strong>in</strong> Jahr ist, e<strong>in</strong> Lebkuchenherz backe. Schön! Gebacken habe ich<br />

immer gern, und so vielen K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Freude zu machen, lag mir auch. Ja, aber halt!<br />

Habe ich richtig gehört? Nur für die Buben? Und die Mädchen? Es muss doch e<strong>in</strong>en<br />

Grund dafür geben!<br />

Es wusste niemand Bescheid. – Ich fügte mich und buk 100 Kuchenherzen. Es gab<br />

damals <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> viele K<strong>in</strong>der.<br />

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