24.01.2013 Aufrufe

Roseln mitten in Siebenbürgen

Roseln mitten in Siebenbürgen

Roseln mitten in Siebenbürgen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

292<br />

Die kommunistischen Jahre<br />

der Staat se<strong>in</strong> Versprechen des Unterrichts <strong>in</strong> deutscher Sprache e<strong>in</strong>hielt und es e<strong>in</strong>ige<br />

Jahre lang <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> sogar e<strong>in</strong>e deutschsprachige Oberstufe gab.<br />

E<strong>in</strong>e Übersicht (vgl. die Tabelle im Anhang, S. 507ff.) be<strong>in</strong>haltet die Namen und Daten<br />

aller bekannten Prediger, Rektoren, Lehrer, Kantoren, Organisten und Diskantisten,<br />

die <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> je gewirkt haben.<br />

*<br />

Anekdote: hygiene angesagt<br />

Die Lehrer<strong>in</strong> lässt sich die Taschentücher zeigen. T<strong>in</strong> hat ke<strong>in</strong> Taschentuch. „Ich habe<br />

euch doch gesagt, heute soll jeder e<strong>in</strong> sauberes Taschentuch mitbr<strong>in</strong>gen. Warum hast du<br />

ke<strong>in</strong>es?“ „Ich bitte, Frau Lehrer<strong>in</strong>, me<strong>in</strong>e Mutter hat die Schneizeltücher alle gewaschen<br />

und auf das Himmels gehängt, aber die Schlacht war geschlossen.“ (Schnäzzeldächer<br />

bedürfen ke<strong>in</strong>er Erklärung. Der Hämmels ist der Dachboden. Und die Schluecht ist e<strong>in</strong>e<br />

Falltür, zum Keller­E<strong>in</strong>gang oder zum Dachboden­Aufgang.)<br />

*<br />

4.4.5 Angespannte Lage auf dem Pfarrhof und <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

Im Laufe der Jahre wurde die Lage von Pfarrer Csallner immer unhaltbarer. Das<br />

Eckzimmer auf dem Pfarrhof war mit Möbeln der Pfarrwitwe besetzt, wogegen Csallner<br />

immer neue E<strong>in</strong>gaben machte. E<strong>in</strong> Versuch des Landeskonsistoriums schon im Oktober<br />

1946, Csallner als Pfarramtsverweser nach Kle<strong>in</strong>bistritz zu versetzen, misslang. Es ist<br />

anzunehmen, dass das Kultusm<strong>in</strong>isterium se<strong>in</strong>e Anerkennung dafür verweigerte. E<strong>in</strong><br />

oder zwei Jahre später wurde Pfarrerswitwe Lutsch e<strong>in</strong>e Stelle als Leiter<strong>in</strong> des Altenheims<br />

<strong>in</strong> Schäßburg mit Wohnung und Verdienst angeboten, doch schlug sie dies aus, da sie<br />

<strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> besser stehe. Im September 1948 suchte das Presbyterium um Ausschreibung<br />

der Pfarrstelle an. Wäre das Ansuchen genehmigt worden und hätte sich e<strong>in</strong> Bewerber<br />

gefunden, hätte Csallner als nur ernannter Vertreter weichen müssen. Aber da die Geme<strong>in</strong>de<br />

bei Landeskirche, Bezirk und Pfarrer beträchtliche Schulden hatte, wurde die<br />

Ausschreibung nicht genehmigt.<br />

Ende des Jahres 1947 war Pfarrer Csallners jüngste Tochter, damals 19 Jahre alt,<br />

aus ihrer bisherigen Wohnung auszuziehen genötigt, nach <strong>Roseln</strong> gekommen und <strong>in</strong>s<br />

Pfarrhaus übersiedelt. Kurz danach zog auch ihre älteste Schwester zu, die 1945 nach<br />

Russland deportiert worden war und davor als Sparkassenbeamt<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hermannstadt<br />

gearbeitet hatte. Sie brachte auch alle Möbel der Familie aus Hermannstadt mit. So<br />

wohnten außer dem Pfarrerehepaar mit vier Jungen nun noch zwei erwachsene Töchter<br />

und e<strong>in</strong>e 94­jährige Großmutter <strong>in</strong> zwei Zimmern, Küche und Amtszimmer. Doch es<br />

sollte noch schlimmer kommen.<br />

Bleiben wir aber zunächst <strong>in</strong> zeitlicher Reihenfolge und fügen wir hier e<strong>in</strong>en erfreulicheren<br />

Bericht e<strong>in</strong>. Unter dem 19. Oktober 1947 und als Punkt 85 ist im Presbyterialprotokoll<br />

zum Thema Kirche und Turm zu lesen:<br />

„Nach Eröffnung der Sitzung berichtet der Vorsitzer, dass Herr Prof. Horeth aus Hermannstadt<br />

an e<strong>in</strong>igen Tagen der vergangenen Woche unsere Kirche und den Turm baugeschichtlich<br />

untersucht habe. Was er dabei ihm, dem Vorsitzer, alles gezeigt und gedeutet habe, sei<br />

so <strong>in</strong>teressant gewesen, dass er, der Pfarrer, sich gleich vorgenommen habe, möglichst viel

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!