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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Vor der Reformation<br />

wurden. Im Grab M15 wurde als Grabbeigabe e<strong>in</strong>es Jüngl<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Münze von Johann<br />

von Hunedoara (1441­1446) gefunden. Im ältesten Grab ruht e<strong>in</strong>e Mutter, die mit ihrer<br />

L<strong>in</strong>ken ihr K<strong>in</strong>d umfängt. Dieses Grab stammt aus der Zeit vor der Grundlegung des<br />

Turmes, denn es liegt teilweise unter dessen Fundament.<br />

„Die Grabung C2 wurde im Inneren des Turmes niedergebracht, im Südwesteck (Abb.<br />

F15), <strong>in</strong> 2 x 1,5 m Ausdehnung, mit dem Ziel, die Tiefe des Turmfundamentes und dessen<br />

mittelalterliche Bodenschicht zu untersuchen. Nachdem e<strong>in</strong>e Schicht zeitgenössischer<br />

Ablagerungen entfernt wurde, wurde die mittelalterliche Bodenschicht erreicht, und zwar<br />

e<strong>in</strong>e sehr dünne Sandschicht. Die darauffolgende Erdschicht enthielt fe<strong>in</strong>en Schotter und<br />

Mauerziegelstückchen. Diese Schicht lagerte über dem Mutterboden, <strong>in</strong> diesem Falle gelber<br />

Lehm (F 18a). In e<strong>in</strong>er Tiefe von 0,50 m unter der aktuellen Bodenschicht des Turmes<br />

wurde das Grab e<strong>in</strong>es Neugeborenen gefunden (M16), dessen Knochen sich sehr schlecht<br />

erhalten haben (Oberschenkel und e<strong>in</strong>ige Rippen).<br />

M17 – untersucht <strong>in</strong> C2, Tiefe von ­1,20 m gemessen vom derzeitigen Turmboden, nur<br />

zum Teil erhaltenes Erwachsenengrab, teilweise durch das Turmfundament gestört (von<br />

dessen Westseite) <strong>in</strong> Beckenhöhe; vom Norden her ragt <strong>in</strong> die Grabung e<strong>in</strong> Teil des rechten<br />

Unterarms, der zur Hälfte durch die Fundamentgrabung abgeschnitten ist, und der obere<br />

Teil des Rechten Oberschenkels, die übrige l<strong>in</strong>ke Seite verblieb im nördlich der Grabung<br />

liegenden Bereich (F 18b). In dem Bereich des Grabes wurde e<strong>in</strong> Rohrstück gebrannten<br />

Tones gefunden und e<strong>in</strong> verrosteter Eisennagel [schmiede eiserner Nagel?]. M17 ist ostwestlich<br />

orientiert, die Arme des Toten liegen entlang des Körpers, der direkt auf gelbem<br />

Lehm liegt; ohne Inventar.<br />

Im Inneren verbreitert sich die Mauerstärke des Fundamentes um 0,20 m an der Ostseite,<br />

im Westen dagegen um ungefähr 0,90 m gemessen an der Außenseite des [elevatia] Turmes<br />

(F 18c).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Das Studium der Mauern und der Südfundamente des Turmes sowie des Kirchenschiffes<br />

im Zusammenhang mit den bisherigen Entdeckungen zeigt uns, dass der Turm älter ist als<br />

die Kirche, so wie sie heute dasteht. H<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Datierung m<strong>in</strong>destens vor Ende<br />

des 14. Jahrhunderts belegt die Münze aus der Zeit Johannes von Hunedoaras (Hunyadi)<br />

[1441­46], die im Inventar des Grabes M15 gefunden wurde, und die nicht die älteste<br />

Grabreihe ist. Die älteste Grabschicht wird durch F23 angezeigt, e<strong>in</strong> Grab, das älter als<br />

der Turm und die derzeitige Kirche ist. Diese Tatsache ist nicht e<strong>in</strong>malig im sächsischen<br />

Siedlungsbereich, e<strong>in</strong>e ähnliche Situation f<strong>in</strong>den wir bei der Wehrkirche von Deutschweißkirch,<br />

wo das Fundament des Turmes ebenfalls e<strong>in</strong> Grab störte, das nicht zu der Grabreihe<br />

gehört, die die aktuelle Kirche umgibt, sondern zu der Kapelle <strong>in</strong> der Nähe des Turmes, die<br />

sich älter als der Wohnturm erwies und die <strong>in</strong> die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert<br />

wurde, wogegen der Wohnturm <strong>in</strong> die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts e<strong>in</strong>gegliedert<br />

wurde. 33<br />

Das gegenwärtige Stadium der Forschung gestattet noch ke<strong>in</strong>e Wiederherstellung der Bauphasen<br />

und Evolution der Kirche und des Wohnturmes, vielmehr sche<strong>in</strong>t uns e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>itive<br />

Konklusion zu riskant, bevor die archäologischen Forschungen abgeschlossen s<strong>in</strong>d. Dennoch<br />

wagen wir die Behauptung, dass die Kirche e<strong>in</strong>e Basilika war, wobei wir uns auf die<br />

Fotografie gründen, obgleich <strong>in</strong> der Grabung C1 ke<strong>in</strong>e Spuren des südlichen Seitenschiffes<br />

33 Mariana Dumitrache, Evoluţia cetăţii ţărăneşti de la Viscri, jud. Braşov, în lum<strong>in</strong>a cercetărilor<br />

arheologice şi de arhitectură. In: Cercetări arheologice 4 (1981), S. 264.<br />

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