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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Das älteste Rosler Kirchenrechnungsbuch<br />

ler wohl ihre Kirchenheilige vergaßen, weil sie <strong>in</strong> der Kirche Sonntag um Sonntag evangelischen<br />

Gottesdienst hielten, an den e<strong>in</strong>samen Stellen der Feldmark aber die Er<strong>in</strong>nerung<br />

an die beiden Heiligen, die sie geweiht haben, lange über die Reformation h<strong>in</strong>aus<br />

festgehalten haben; es war ihnen aber hiefür ke<strong>in</strong> evangelischer Ersatz geboten worden.<br />

III. 84<br />

Weisen diese an katholische Heilige er<strong>in</strong>nernden Flurnamen bis <strong>in</strong> die Stammheimat<br />

zurück, so rufen andere die Zeit der Ansiedlung wach. So die Namen „oben am Dorf“<br />

und „unten am Dorf“. Es s<strong>in</strong>d damit allem Ansche<strong>in</strong> nach die erstgerodeten und angebauten<br />

Flurteile bezeichnet, die noch nicht besonderer, unterscheidender Benennungen<br />

bedurften, nur nach ihrer räumlichen Beziehung zu der geme<strong>in</strong>samen Wohnstätte, dem<br />

Dorf, bestimmt wurden. Beim Weiterausgreifen des Anbaues mußten dann den neuen<br />

Gewannen besondere kennzeichnende Namen beigelegt werden. Jene allgeme<strong>in</strong>en Bestimmungen<br />

aber hatten sich so fest mit den nächstgelegenen Flurteilen verbunden, daß<br />

sie <strong>in</strong> der anfänglichen Form weitergeführt wurden. Auch e<strong>in</strong> dritter Name sche<strong>in</strong>t an<br />

die älteste Siedlungszeit zu er<strong>in</strong>nern. Er hieß und heißt: „Beim wenigen <strong>Roseln</strong>“, d. h.<br />

beim kle<strong>in</strong>en <strong>Roseln</strong> (vergl. Jena und Wenigen­Jena). Vielleicht war es die erste Dorfanlage,<br />

vielleicht e<strong>in</strong> weiterer Ausbau: wie immer, das Dorf sammelte und festigte sich an<br />

anderer, dauernd festgehaltener Stelle, das „Wenige <strong>Roseln</strong>“ verschwand im freien Felde.<br />

Wir s<strong>in</strong>d damit von der Feldmark wieder <strong>in</strong>s Dorf zurückgekehrt und sehen uns nach<br />

dessen Bewohnern um. Über ihre Zahl gibt das Rechnungsbuch ke<strong>in</strong>en sicheren Aufschluß.<br />

Doch können wir aus dem oben erwähnten Umstand, daß die Rosler Sachsen<br />

die Rodung und den Anbau der Feldmark bis auf die Höhen h<strong>in</strong>auf und bis <strong>in</strong> den Talgrund<br />

am Fuße der nördlichen Wasserscheide ausgedehnt hatten, auf e<strong>in</strong>en guten Bevölkerungsstand<br />

schließen. Es spricht dafür auch die Tatsache, daß der Verpachtung der<br />

Medemländer e<strong>in</strong> lebhaftes Interesse der sächsischen Bewohner – ke<strong>in</strong>er andern – entgegenkam,<br />

selbst Mitglieder der führenden Familien, die bei den Altschaftwahlen immer<br />

wieder berücksichtigt ersche<strong>in</strong>en, zu ihrem Grundbesitz gerne noch e<strong>in</strong> Pachtland h<strong>in</strong>zunahmen.<br />

Im allgeme<strong>in</strong>en darf auch für <strong>Roseln</strong> gelten, daß die letzten Jahrzehnte des<br />

16. Jahrhunderts bis nahe an dessen Abschluss e<strong>in</strong>e Zeit des Aufblühens heraufgeführt<br />

hatten. Das Rechnungsbuch unterstreicht diese Me<strong>in</strong>ung auch durch die <strong>in</strong> den Pachtverzeichnissen,<br />

bei Ämterbesetzungen und <strong>in</strong> anderen Zusammenhängen angeführten<br />

Familiennamen. Wir f<strong>in</strong>den da e<strong>in</strong>e verhältnismäßig reiche Anzahl verschiedener Familiennamen,<br />

auch e<strong>in</strong> gutes Kennzeichen für e<strong>in</strong>e gesunde Bevölkerungsbewegung. Und<br />

dabei tritt auch hervor, daß e<strong>in</strong>ige dieser Familiennamen e<strong>in</strong>e mehrfache Vertretung,<br />

also e<strong>in</strong>e entwickelte Verzweigung im Dorfe erkennen lassen. Die verbreitetste und<br />

immer wieder <strong>in</strong> führenden Stellungen hervortretende Familie war die der Menges oder<br />

Manges. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts standen ihre Mitglieder im Dorf, ja darüber<br />

h<strong>in</strong>aus auch im Stuhl vorne an. Schon 1506 war e<strong>in</strong> Georg Menges von <strong>Roseln</strong> e<strong>in</strong><br />

führender Vertreter des Schenker Stuhles, der mit anderen Stuhlvertretern die Steuerbeträge<br />

des Stuhles nach Hermannstadt überführte. Die Familie ist später auch <strong>in</strong> anderer<br />

H<strong>in</strong>sicht über den Dorfkreis h<strong>in</strong>ausgewachsen. E<strong>in</strong> Sproß daraus entschied sich für den<br />

84 Anm. C.W.: Im Siebenbürgisch­Deutschen Tageblatt vom 16.3.1936, Nr. 18868 (Schluss).<br />

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