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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Anhang<br />

kirchlicher Besitz erwähnte We<strong>in</strong>garten war dem Pfarrer zur Nutzung überlassen worden;<br />

er wird dafür den Abendmahlswe<strong>in</strong> beigestellt haben, für dessen Beschaffung im<br />

Rechnungsbuch ke<strong>in</strong>e Ausgaben verzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />

Innerhalb jedes der drei Felder ist e<strong>in</strong>e große Anzahl von Namen e<strong>in</strong>zelner Flurteile,<br />

<strong>in</strong> denen Medemäcker lagen, verzeichnet. Das ist das deutliche Bild der Gewaengliederung,<br />

die sich der Lage anpaßt und <strong>in</strong> parallelen Ackerstreifen e<strong>in</strong>er Reihe von Besitzern<br />

ihre Anteile zuweist, anfangs gleich große, später durch Teilung, Erbgang, Kauf im Flächenmaß<br />

verändert. Diese Gewaen­Namen steigen die Talhänge h<strong>in</strong>an und auf die Rücken<br />

der Hügel h<strong>in</strong>auf. Die Medemverzeichnisse enthalten natürlich nicht alle Gewaen­<br />

Namen, aber auch aus den <strong>in</strong> ihnen angeführten ist zu ersehen, daß die Rodung schon<br />

weit vorgeschritten war, der Pflug den Wald stark zurückgedrängt hatte. Und noch e<strong>in</strong>es<br />

lassen diese Flurnamen erkennen: alle s<strong>in</strong>d sie deutsch, bzw. sächsisch <strong>in</strong> schwerfälliger<br />

Verdeutschung, e<strong>in</strong> Beweis, daß die Rodungs­ und die anschließende Bestellarbeit alle<strong>in</strong><br />

von sächsischen Siedlern verrichtet wurde.<br />

Aus mehreren Flurnamen ergeben sich noch besondere Beziehungen. Im Feld gegen<br />

Probstdorf hieß e<strong>in</strong> Flurteil: „Auf S. Kathar<strong>in</strong>a­Berg“ und <strong>in</strong> dem nach Agnetheln<br />

benannten Felde e<strong>in</strong>e Stelle: „Bei hl. Klos“ (Nikolaus). Die Rosler haben also <strong>in</strong> den<br />

Jahrhunderten ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche neben ihren Kirchenheiligen<br />

auch diese beiden Heiligen besonders verehrt. Sie fanden sich <strong>in</strong> ihrer Verehrung<br />

mit vielen andern Volksgenossen zusammen, da gerade diese beiden Heiligen bei den<br />

sächsischen Siedlern sehr beliebt waren. Bei dem Schifferpatron Nikolaus läßt sich wohl<br />

an altheimische Beziehungen, die von den Ufern des Rhe<strong>in</strong>s oder aus den Niederlanden<br />

mithere<strong>in</strong>gebracht und festgehalten wurden, denken; was sie an die gelohnte hl. Kathar<strong>in</strong>a<br />

band, kann nur durch e<strong>in</strong>gehendere Studien aufgedeckt werden. – An den beiden,<br />

mit den Namen dieser Heiligen geschmückten Stellen der Feldmark standen vor der<br />

Reformation wohl kle<strong>in</strong>e Kapellen, die den Feldarbeitern die Mahnung ans Herz legten,<br />

über der Arbeit das Gebet nicht zu vergessen oder bei drohenden Gefahren für Leib und<br />

Leben oder der Seele Frieden an der geweihten Stätte, Schutz und Stärkung zu suchen.<br />

Die katholische Kirche hat es trefflich verstanden, gerade durch ihre ausgebreitete<br />

Heiligenverehrung dem schwachen Glauben ihrer Anhänger äußere Stützen zu bieten.<br />

Sie sandte ihnen gleichsam diese Heiligen <strong>in</strong>s Leben nach, aufs Feld h<strong>in</strong>aus, an die<br />

Straßen, auf die Brücken, an Orte, die irgendwelche Bedeutung für die nahe Weilenden<br />

oder Vorüberwandelnden hatten, nicht zuletzt auch an solche fernabgelegene Stellen,<br />

die aus irgend e<strong>in</strong>em Grunde aus dem Unterbewusstse<strong>in</strong> altheidnische Vorstellungen,<br />

die ja ke<strong>in</strong>eswegs völlig tot waren, heraufholten. Die Heiligenkapellen „bannten“ diese<br />

Geister, d. h. sie bogen die heidnisch­mystischen Vorstellungen <strong>in</strong> römisch­kirchliche<br />

Glaubensregungen um. Der Protestantismus hat gewiß mit Recht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verlangen<br />

nach Ver<strong>in</strong>nerlichung des Glaubenslebens und nach unmittelbarer H<strong>in</strong>wendung zu<br />

Gott und zu dem, den er uns als alle<strong>in</strong>igen Führer und Helfer gesandt hat, diese äußere<br />

Stützen als unzulänglich, ja ablenkend abgelehnt; er hat es aber nicht vermocht, alle<br />

se<strong>in</strong>e Gläubigen so hoch zu heben, daß sie nicht je und je nach äußeren Stützen greifen<br />

oder gar <strong>in</strong> vorchristliche Vorstellungen zurücks<strong>in</strong>ken. Es ist nicht zufällig, daß die Ros­<br />

12 K für die Zwetschgenbäume des alten Pfarrerswe<strong>in</strong>gartens <strong>in</strong> den Schräwen, den er durch<br />

die Kommassation erhielt.

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