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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

4.3.2 Staatsbürgerrecht<br />

Im Jahr 1947 arbeiteten die meisten der zum Arbeitsdienst Ausgehobenen noch <strong>in</strong><br />

Russland. Wenige waren erst – und vor allem krankheitshalber – heimgekehrt, e<strong>in</strong>e unbekannte,<br />

nicht ger<strong>in</strong>ge Zahl von Deportierten war als Krankentransporte <strong>in</strong> die DDR<br />

abgeschoben worden. Es ist besonders im Falle von Müttern und Vätern, die von ihren<br />

m<strong>in</strong>derjährigen K<strong>in</strong>dern weggerissen worden waren, verständlich, dass sie so rasch als<br />

möglich zu den Ihren, also nach <strong>Siebenbürgen</strong> heimkehren wollten. Die Grenzen waren<br />

geschlossen. Etliche wagten es, illegal bei Nacht zu Fuß die Grenze zu überschreiten.<br />

Andere baten ihre Angehörigen daheim um Ausweise, die ihnen legale E<strong>in</strong>reise sichern<br />

sollten. Auch von den zum deutschen Militär E<strong>in</strong>gezogenen versuchten e<strong>in</strong>ige heimzukehren<br />

oder ihre Eltern setzten alles daran, ihnen hilfreiche Papiere zu verschaffen.<br />

Speziell für <strong>Roseln</strong> s<strong>in</strong>d derartige Bemühungen leider kaum bekannt, doch aus anderen<br />

Geme<strong>in</strong>den des Komitats. Im Staatsarchiv von Neumarkt a. M. liegen e<strong>in</strong>ige solcher<br />

Akten. Johann Deutschländer aus Felsendorf, der ansche<strong>in</strong>end gute Beziehungen zur<br />

Sozial­Demokratischen Partei Rumäniens hatte, bemühte sich zum Beispiel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>zelaktion um die Freilassung se<strong>in</strong>er verschleppten Tochter. 48<br />

Am 31. Januar 1947 stellte Aurel Pop, Verwaltungsleiter der Präfektur die Anfrage<br />

ans Innenm<strong>in</strong>isterium, was geschehen soll im Fall des Georg Re<strong>in</strong>er aus Kreisch. Er war<br />

1943 freiwillig zur SS e<strong>in</strong>gerückt, nun sei er jedoch heimlich <strong>in</strong>s Land zurückgekehrt,<br />

hatte aber auch e<strong>in</strong>en Deutschen, Johann Klikowski aus Bremen, mitgebracht. 49<br />

Aufgrund des Gutachtens Nr. 345/946 des Rates der Advokaten des Innenm<strong>in</strong>isteriums<br />

veröffentlichte die Präfektur des Kreises Große Kokel im Amtsblatt des Kreises<br />

Nr. 22 vom 16. November 1946 e<strong>in</strong>e Order, die den Bürgermeisterämtern der Geme<strong>in</strong>den<br />

des Kreises erlaubte, den Sachsen, die <strong>in</strong> „die deutsche SS­Armee“ e<strong>in</strong>gegliedert<br />

oder nach Russland zur Aufbauarbeit geführt waren, Nationalitätsbestätigungen auszustellen.<br />

Am 24. März 1947 untersagte das Innenm<strong>in</strong>isterium unter Nr. 8720 aber,<br />

weiterh<strong>in</strong> solche Bestätigungen auszustellen. Das Problem der Rückkehr dieser Sachsen<br />

<strong>in</strong>s Land wurde von den Organen der Durchführung der Bodenreform wie auch von<br />

allen dadurch Begüterten als e<strong>in</strong>e antidemokratische und faschistische Aktion angesehen.<br />

General N. Stoices cu von der Siguranza war es, der unter Z. 45132/1947 Weisung<br />

gab und dabei Fälle aus Meeburg, Arkeden und Keisd unter Namensnennung anführte,<br />

im Falle Keisd auch drei nannte, denen solche Zeugnisse nach Russland geschickt worden<br />

waren. 50 Unter den <strong>in</strong> die SS „E<strong>in</strong>gegliederten“ (înrolaţi) und den nach Russland<br />

Deportierten (deportaţi) wurde zunächst ke<strong>in</strong> Unterschied gemacht, im letzten Absatz<br />

schließlich doch gebeten, dass wenigstens den Freiwilligen der deutschen Armee (nicht<br />

48 Staatsarchiv Neumarkt a. M., Nr. 247, Nr. 46/1946 u. Nr. 382/1947. Welcher Art die Beziehungen<br />

Johann Deutschländers zu der Sozial­Demokratischen Partei Rumäniens oder deren<br />

Generalsekretär waren, ist nicht bekannt. Aber aus den Akten wird ersichtlich, dass auch von<br />

rumänischer Seite e<strong>in</strong> Nachdenken e<strong>in</strong>setzte. Der Generalsekretär der Sozial­Demokratischen<br />

Partei wird nicht ohne jeden Rückhalt se<strong>in</strong> sehr vorsichtig formuliertes Ansuchen gestellt<br />

haben und der Politische Rat des Kreises wusste zwar, dass das Ansuchen se<strong>in</strong>e Kompetenz<br />

überschritt, aber er leitete es doch befürwortend weiter.<br />

49 Staatsarchiv Neumarkt a. M., Nr. 40/1947.<br />

50 Staatsarchiv Neumarkt a. M., Nr. 3067/1947.<br />

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