Roseln mitten in Siebenbürgen

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Der Anfang vom Ende
Am 25. August erklärte die rumänische Regierung Deutschland den Krieg. Was alles
in jenen allerersten Tagen in Städten und Dörfern geschah, kann nicht erfasst werden.
In Roseln gingen die Bauern jedenfalls zunächst weiter jeder seiner Beschäftigung
nach und warteten ab.
Schon nach wenigen Tagen wurde Bürgermeister Thomas Albrich durch Iosif Bologa
ersetzt. Damit wurde einer Anordnung von oben gehorcht. Wie sie lautete, wer sie erlassen
hatte, ist dem Verfasser nicht bekannt.
Am 29. August 1944 erschien die vorerst letzte Nummer der „Kirchlichen Blätter“;
die nächste folgte erst am 6. Juni 1946.
Einige russische Gefangene hatten bei sächsischen Bauern in der Gemeinde gearbeitet.
Die waren nach dem Umschwung sofort freigelassen worden. Eines Tages kamen sie
mit russischen Soldaten in die Gemeinde zurück, besuchten ihre ehemaligen Herren,
bei denen sie gut gehalten waren. Dort wurde geschlachtet und gefeiert. Die Feierstimmung
der ehemaligen Arbeitgeber dürfte gemischt gewesen sein.
Ob das vielleicht am 3. Oktober geschah? Zu jenem Datum gehört folgender Akt:
„Protokoll.
Erstellt heute 3. Oktober 1944 beim Bürgermeisteramt der Gemeinde Roseln.
Die Unterfertigten stellen fest, dass heute am oben genannten Datum, gelegentlich des
Durchmarsches sowjetischer Truppen durch die Gemeinde, bei diesem Bürgermeisteramt
16 sowjetische Soldaten mit 4 Wagen sich einfanden, die von diesem Bürgermeisteramt
mehrere Lebensmittel für die Soldaten und für die Pferde behoben, dabei auch 16 Kg.
Zucker, von dem von der Deutschen Volksgruppe dieser Gemeinde übernommenen.
Zu diesem Behuf wurde dieses Protokoll erstellt.
D.c.m.s. L.S.
Bürgermeister ss. Bologa Iosif Notar ss. Petru Maniu Secretar ss. Moldovan Moise 95 “
Da Roseln abseits der Durchfahrtstrassen lag, blieb es bei diesem einen Besuch.
„Freitag den 6. Oktober 1944 begab ich mich in die Kanzlei und fragte den Herr Notär
Petre Maniu in Anwesenheit von Gull Michael Nr. 65, ob wir Presbyterialsitzung halten
dürften. Er antwortete: Warum nicht? Darauf ich sagte: Wegen des Versammlungsverbotes,
von dem ich freilich nichts gelesen hätte, darum es nicht genau kenne und also nicht wisse,
ob es sich auch auf Sitzungen beziehe. Darauf mir der Herr Notär antwortete: Selbstverständlich
können Sie Sitzung halten; wenn das verboten wäre, dürfte ja auch ich als Notär
mit dem Sfat Comunal96 keine Sitzung halten, und Sie wissen, dass wir es tun; Sie besprechen
ja Verwaltungsangelegenheiten in der Sitzung und das müssen Sie ja tun, sonst geht
ja alles drunter und drüber. Darauf ich: Ich wollte Sie fragen, um nicht etwas zu tun was
nicht erlaubt ist. Dazu sagte er noch: Halten Sie beruhigt, die Sitzungen des Presbyteriums
sind erlaubt. – Das ganze Gespräch hörte oben Genannter Michael Gull 65 an.“ 97
Am 8. Oktober 1944 wurde die erste Presbyterialsitzung in der veränderten Lage gehalten.
Eine Reihe von Erlässen war zur Kenntnis zu nehmen, das ehemals abgetretene
Vermögen wurde protokollarisch übernommen.
95 Staatsarchiv Neumarkt a.M., Fond 2, Inv. 670, Nr. 699. Aus dem Rumänischen übersetzt von
C.W.
96 Rumänische Bezeichnung für Gemeinderat.
97 Zettel, mit Schreibmaschine geschrieben, im PProtokoll vom 15. Juli 1945.