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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Handwerk<br />

Als Baumaterialien dienten <strong>in</strong> der Zeit Bruchste<strong>in</strong>e für die Fundamente und Mauerziegeln<br />

für die Wände bis unter das Dach. Das B<strong>in</strong>dematerial war Kalkmörtel, Zementmörtel<br />

und Lehmbrei. Beton aus Zement und Kies wurde auf dem Dorf kaum<br />

verwendet, da Zement und Kies zu der Zeit sehr teuer waren. Das Gebäudefundament<br />

wurde aus Bruchste<strong>in</strong> und Kalk­Zementmörtel bis zu 50­70 cm über der Erdoberfläche<br />

gemacht. Dann legte man e<strong>in</strong>e Isolierschicht gegen Feuchtigkeit aus Teerpappe und<br />

führte das Mauerwerk bis unter den Dachstuhl aus Mauerziegeln und Kalkmörtel oder<br />

aus Lehmbrei. Die Mauern waren im Kellerbereich 60 cm und oberhalb der Kellerdecke<br />

bis unter das Dach 45 cm stark. Diese Wandstärken hatten nicht nur die Funktion, die<br />

Last zu tragen, sondern auch, im W<strong>in</strong>ter der Kälte Widerstand zu leisten. In den Kellern<br />

wurden Kartoffeln, Rüben, Gemüse, Äpfel u. a. gelagert.<br />

In dieser Zeit wurden die Kellerdecken hauptsächlich gewölbt ausgeführt. E<strong>in</strong> Kellerraum<br />

war <strong>in</strong> der Regel 5 x 6 oder 5 x 5 m groß. In so e<strong>in</strong>em Raum wurden parallel<br />

zur Straße zwei Gewölbebögen als tragende Balken gemauert, der Zwischenraum zwischen<br />

den beiden Bögen (drei Felder) wurde mit e<strong>in</strong>fachem Gewölbe geschlossen. Der<br />

Gewölbebogen wurde aus gut gebrannten Mauerziegeln und Kalkmörtel gemacht. Im<br />

Querschnitt war er 60 cm breit und 45 cm hoch. Die Stützen (Pfeiler) wurden schon<br />

mit dem Außenmauerwerk bis zum Gewölbeauflager hoch gemauert. Anschließend<br />

wurden die aus Brettern vorgefertigten Rundbogenschablonen (jeweils zwei Stück pro<br />

Bogen) auf die vorgesehene Höhe montiert, worauf dann das Rundbogengewölbe, aus<br />

gut gebrannten Mauerziegeln und Mörtel gefertigt, gesetzt wurde. Man begann gleichzeitig<br />

vom rechten und vom l<strong>in</strong>ken Auflager zu mauern und oben <strong>in</strong> der Mitte wurde<br />

der Bogen keilförmig geschlossen. Nach den beiden Kellerbögen folgten die drei Felder<br />

dazwischen auf Höhe der Kellerdecke. Sie wurden ebenfalls gleichzeitig von der Außenmauer<br />

zur Mitte h<strong>in</strong> gefertigt. In der Mitte wurde dann die Schlussste<strong>in</strong>e keilförmig<br />

e<strong>in</strong>geführt. Die Mauerziegeln für diese Feldergewölbe wurden mit kle<strong>in</strong>en mobilen<br />

Handschablonen erstellt. Sie wurden rechts und l<strong>in</strong>ks auf gerade Richtlatten gelegt, die<br />

an den Gewölbebogen festgenagelt waren und entlang dem Gewölbe glitten, worauf<br />

man die Mauerziegeln mit Mörtel auflegte und so das gewünschte Gewölbe formte.<br />

Weiter will ich berichten über das Bauvorhaben e<strong>in</strong>es Hauses, die erforderlichen Baumaterialien<br />

und deren Beschaffung vom damaligen Markt oder aus Selbstgefertigtem,<br />

soweit dies möglich war.<br />

Für den Bau e<strong>in</strong>es Hauses musste der Bauherr sich von e<strong>in</strong>em Architekten e<strong>in</strong>e Zeichnung<br />

fertigen lassen, die dann im Rathaus genehmigt wurde. Vor dem Bauanfang musste<br />

er die Baumaterialien besorgen. Die Mauerziegeln wurden e<strong>in</strong> bis zwei Jahre früher<br />

bestellt. Diese wurden damals hauptsächlich <strong>in</strong> dem nahegelegenen Ziegelgraben, am<br />

Ende der Weihergasse, von Hand hergestellt. Dort befand sich e<strong>in</strong>e für Mauerziegel sehr<br />

gut geeignete Lehmerde. Meist waren es Zigeuner, die <strong>in</strong> der Nähe wohnten, und diese<br />

Arbeiten geschickt und gut durchführten. Der Lehmboden wurde mit Kreuzhacken<br />

abgetragen und mit Schubkarren auf den Zubereitungsplatz gefahren. Dort wurde zum<br />

Lehm Wasser geschüttet, dann wurde er mit Gartenhacken zerkle<strong>in</strong>ert und barfuss mit<br />

den Füßen geknetet, bis sich e<strong>in</strong> ganz zäher Teig ergab. Dieser Teig wurde dann <strong>in</strong> aus<br />

Holzbrettern vorgefertigte Formen mit jeweils e<strong>in</strong>em Griff rechts und l<strong>in</strong>ks fest e<strong>in</strong>gestampft.<br />

Sie hatten die Größe e<strong>in</strong>er Mauerziegel (30 x 15 x 8 cm). Anschließend wurde<br />

die Form gleich abgezogen. So blieben die geformten Lehmkuchen <strong>in</strong> Ziegelgröße ta­<br />

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