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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1500 bis 1848<br />

Die Mädchen haben hier nicht schreiben gelernt. Selbst bei den Schulknaben fand es<br />

noch vor zwei Jahren Anstand wegen des dazu erforderlichen Papiers. Sie konnten nicht<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Schule unter der Aufsicht des Schulmeisters wegen des e<strong>in</strong>geschränkten<br />

Schulraumes schreiben, sondern schrieben zu Hause auf hölzerne Tafeln, und zeigten so<br />

dann <strong>in</strong> der Schule ihre geschriebenen Zeilen vor. Die hölzernen Tafeln s<strong>in</strong>d abgeschafft<br />

und es wird nun <strong>in</strong> der Schule unter der Aufsicht des Schulmeisters auf Papier geschrieben.<br />

33. Folgende Kenntnisse werden <strong>in</strong> der hiesigen Schule nicht gelehrt. Populäre Naturgeschichte<br />

und Naturlehre, samt der Anwendung beider auf Ökonomie und Technologie.<br />

Populäre Feldmesskunst. Populäre Anthropologie. Populäre Rechtslehre. Populäre geographische<br />

und historische Kenntnis des Vaterlandes.<br />

34. Es ist ke<strong>in</strong>e besondere Methode zum Schulunterrichte hier e<strong>in</strong>geführt als die bis<br />

jetzt gewöhnliche; die Anfänger, Knaben und Mädchen, lernen die Buchstaben durch öfters<br />

vorsagen und vorzeigen kennen, zusammensetzen und aussprechen. Nur <strong>in</strong> Rücksicht<br />

des Schreibens lernen die ungeübteren Knaben, an e<strong>in</strong>er schwarzen Tafel mit Kreide die<br />

Buchstaben malen, wo sie dann diejenigen Buchstaben zeichnen müssen, die ihnen vorgeschrieben<br />

s<strong>in</strong>d, oder von den Lehrern verlangt werden.<br />

35. Der hier angegebenen Hilfsmittel hat man sich hier noch niemals bedient, außer der<br />

kalligraphischen Vorschriften.<br />

36. Es werden aus Mangel der dazu erforderlichen Lehrer hier ke<strong>in</strong>e Privatstunden, weder<br />

für Knaben noch Mädchen erteilt. Außer <strong>in</strong> der Musik werden e<strong>in</strong>ige Knaben privatim<br />

<strong>in</strong> der Schule unterrichtet.<br />

37. Die Schulzucht wird nach ke<strong>in</strong>en bestimmten Gesetzen, sondern nach Gutdünken<br />

des Schulmeisters gehandhabt.<br />

38. Der Rohheit der Sitten, der Gleichgültigkeit, Trägheit, wird zu erst durch gel<strong>in</strong>dere<br />

Mittel, durch Vorstellungen, durch Belehrungen zwar begegnet, wenn aber diese<br />

wie gewöhnlich nichts fruchten, so werden nicht selten auch Zwang und schärfere Mittel<br />

angewendet.<br />

39. Es wird sowohl über die Knaben als Mädchen e<strong>in</strong> Verzeichnis geführt, diejenigen<br />

welche stark versäumen, werden um die Ursache befragt, f<strong>in</strong>det sich dass die Eltern selbst<br />

daran schuld s<strong>in</strong>d, so werden selbige durch den Pfarrer amtlich dazu verhalten, klagen diese<br />

aber selbst ihre K<strong>in</strong>der der Nachlässigkeit an, so s<strong>in</strong>d körperliche Strafen darauf gesetzt.<br />

40. Die Vorsorge, die Ausbrüche der Unzucht unter den K<strong>in</strong>dern zu verhüten, ist, dass<br />

sich die K<strong>in</strong>der nie selbst überlassen bleiben, im Falle der Lehrer nicht immer gegenwärtig<br />

se<strong>in</strong> kann, so wird der ordentlichste Knabe und das sittsamste Mädchen als Aufpasser<br />

(vigil) bestellt, um das unanständige Verhalten der Sittenlosen dem Lehrer anzuzeigen, auf<br />

welches immer e<strong>in</strong>e nachdrückliche Ahndung erfolgt.<br />

41. Bis jetzt haben scharfe Drohungen und die nachdrücklichsten Züchtigungen so<br />

ziemlich dem Mutwillen gesteuert, Bäume, Gebäude u. dgl. zu beschädigen.<br />

42. Die bisherige Gewohnheit, die Re<strong>in</strong>lichkeit unter den Knaben und Mädchen zu bezwecken,<br />

ist, dass jeden Mittwoch und Sonnabend Nachmittag gleichsam e<strong>in</strong>e Visitation die<br />

Re<strong>in</strong>lichkeit der K<strong>in</strong>der betreffend von dem Lehrer selbst vorgenommen und über jedes nach<br />

Befund der Sache die erforderliche Anmerkung und Verbesserung darüber gemacht wird.<br />

Was die Anständige Haltung des Leibes und schickliche Anrede und Antwort anbelangt,<br />

so geschieht diese Er<strong>in</strong>nerung gelegenheitlich, wenn der Lehrer fragt oder e<strong>in</strong>zelne vorruft.<br />

43. Die Schulstrafen bestehen teils <strong>in</strong> Körperlichen, teils <strong>in</strong> andern, wodurch das Ehrgefühl<br />

rege gemacht wird. Die Knaben werden bei harten Vergehungen mit Ruten, die Mäd­<br />

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