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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Der Anfang vom Ende<br />

und Grundsätze. Das Presbyterium nimmt diese Zuschrift zur Kenntnis, bedauert, dass es<br />

den Prozess gegen den Pfarrer geführt, und dankt diesem für se<strong>in</strong>e Spende.“<br />

Am 30. November 1927 teilte der Vorsitzer mit,<br />

„dass die Kirchengeme<strong>in</strong>de für den enteigneten Grund 85.708 Lei 17 B zu erhalten habe.<br />

Da der Staat jedoch diese Summe nicht <strong>in</strong> barem Gelde auszahle, sondern Staatspapiere<br />

dafür gebe, so habe die Geme<strong>in</strong>de die Vorladung für den 2ten Dezember zum Bezirksgericht<br />

erhalten, um dort zu erklären, dass die Enteignung rechtmäßig vollzogen worden sei,<br />

um dann e<strong>in</strong> Rezipis zu erhalten, mit welchem sie die Staatsobligationen erhalte. Er fragt<br />

nunmehr, ob das Presbyterium zur Verhandlung ersche<strong>in</strong>en und dort die verlangte Erklärung<br />

abgeben wolle, oder wolle es durch e<strong>in</strong>en Advokaten an den Kassationshof E<strong>in</strong>sprache<br />

erheben.<br />

Auf Antrag Geisel 101 beschließt das Presbyterium, durch e<strong>in</strong>en Advokaten beim Kassationshof<br />

E<strong>in</strong>sprache zu erheben, und betraut den Pfarrer damit, diese E<strong>in</strong>gabe durch e<strong>in</strong>en<br />

Rechtsanwalt machen zu lassen.“<br />

Die Saalbauschuld wuchs bedrohlich.<br />

Am 3. August 1929 hielt Pfarrer Csallner se<strong>in</strong>e letzte Presbyterialsitzung und gab<br />

e<strong>in</strong>en Überblick über die wirtschaftliche Lage, die Schulden des Saalbaufonds und die<br />

Gehaltkonten der Angestellten.<br />

Am 1. Dezember 1929 hielt Pfarrer Adolf lutsch, aus Urwegen gebürtig, se<strong>in</strong>e erste<br />

Presbyterialsitzung. In der zweiten Sitzung, am 16. Dezember 1929 ließ er e<strong>in</strong>en ungewöhnlichen<br />

Beschluss fassen:<br />

„In Anbetracht dessen, dass die Kirchenväter viel Arbeit haben, dass das Kirchenväteramt<br />

<strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> <strong>in</strong> letzter Zeit nicht mehr als Ehrenamt, sondern mehr als Zwangsamt angesehen<br />

wird, beschließt das Presbyterium auf Anregung des Pfarrers den Ehrensold der Kirchenväter<br />

– der vor dem Krieg und bisher 30 Lei betrug – auf 3.000 Lei zu erhöhen.“<br />

Dieser Beschluss zeitigte erst gute Früchte, obgleich er den Ehrensold <strong>in</strong> Lohn und den<br />

Ehrenamtlichen zu e<strong>in</strong>em Angestellten wandelte. Die Begründung e<strong>in</strong>es Rekurses, der<br />

dagegen sofort e<strong>in</strong>gereicht wurde, ist nicht bekannt. Das Presbyterium wies ihn ab.<br />

Nach e<strong>in</strong>igen Jahren war der Beschluss nicht mehr tragbar, da die Geme<strong>in</strong>deglieder im<br />

Kirchenvater sozusagen den Angestellten des Pfarrers und Steuere<strong>in</strong>nehmer sahen. Das<br />

war dem Ansehen des Amtes nicht dienlich. Auch der damalige Kirchenvater wollte es<br />

nicht mehr.<br />

Lehrer Mart<strong>in</strong> Lautner, der spätere Rektor, erhielt <strong>in</strong> der gleichen Sitzung das Recht,<br />

auf dem „Lehrerhof“ Nr. 110, dem ehemaligen „Predigerhof“ zu wohnen. Er sollte zum<br />

„Rektorhof“ werden.<br />

Nach dem 18. August 1930 nahm Pfarrer Lutsch Urlaub und reiste nach Leipzig, wo<br />

er Hildegard Klara Böhme heiratete und sie heimbrachte. Das Presbyterium beschloss:<br />

„Die Abholung der Pfarrer<strong>in</strong> von Agnetheln soll Albrich 117 mit e<strong>in</strong>em Vierergespann<br />

besorgen und erhält dafür e<strong>in</strong>e Entlohnung von 500 Lei. Die Kutsche hat die Kirche zu<br />

bestellen.“<br />

Diese Formulierung muss ausgekostet werden: Nicht „das junge Paar“ wird abgeholt,<br />

sondern „die Pfarrer<strong>in</strong>“, h<strong>in</strong>ter der <strong>in</strong> diesem Fall der geliebte, geschätzte, geehrte<br />

Pfarrer fast verschw<strong>in</strong>det. Ist es doch e<strong>in</strong>e „Deutsche“, aus Deutschland, das bald als<br />

das „Reich“ gepriesen werden wird. Damals brachten e<strong>in</strong>e Reihe junger Pfarrer ihre

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