24.01.2013 Aufrufe

Roseln mitten in Siebenbürgen

Roseln mitten in Siebenbürgen

Roseln mitten in Siebenbürgen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Vor der Reformation<br />

„[...] weil ich den Weg de<strong>in</strong>er Gebote nicht e<strong>in</strong>gehalten habe. Ke<strong>in</strong>e Hoffnung auf Rettung<br />

besteht für mich auf Grund me<strong>in</strong>er Werke, vielmehr hängt me<strong>in</strong>e Seele alle<strong>in</strong> an der Unermesslichkeit<br />

de<strong>in</strong>er Güte und so vertraue ich auf den Reichtum de<strong>in</strong>er Barmherzigkeit [...]“ 17<br />

Solche Zusätze f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> siebenbürgischen Handschriften häufig.<br />

In gleiche Richtung weist uns die Geschichte im Ganzen: Die Empfänglichkeit im<br />

16. Jahrhundert für die Gedanken der Reformation, dann – gem<strong>in</strong>dert – im 18. Jahrhundert<br />

für den Pietismus, im 20. Jahrhundert – noch mehr gem<strong>in</strong>dert, aber dennoch<br />

recht deutlich – für die Geme<strong>in</strong>schaftsbewegung, ergeben e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche L<strong>in</strong>ie.<br />

Segen, der <strong>in</strong>s tausendste Glied geht, hier wirkt er <strong>in</strong> dreißig bis vierzig Generationen.<br />

1.1.2 Was ist aus <strong>Roseln</strong>s Urgeschichte zu berichten?<br />

Die Archäologie belegt, dass <strong>in</strong> und um <strong>Roseln</strong> herum schon aus ältesten Zeiten Spuren<br />

menschlicher Siedlungen zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Doch lassen wir den Fachmann sprechen<br />

(vgl. dazu auch die Abb. auf S. 29­31). Zeno­Karl P<strong>in</strong>ter schreibt: 18<br />

„Nord­Nordwest der Geme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> etwa 700 m Entfernung, rechter Seite des Weges,<br />

ungefähr <strong>in</strong> der Höhe der zweiten Brücke über den Grundbach19 und unterhalb des Bergrückens,<br />

den die E<strong>in</strong>wohner ‚Schluisken‘ 20 heißen, <strong>in</strong> der Nähe des Ortes der ‚Um Burch‘<br />

genannt wird, erheben sich auf e<strong>in</strong>er Ebene, die von Menschenhand zubereitet sche<strong>in</strong>t, drei<br />

Hügel parallel zum Bergrücken aufgereiht. Der größte Hügel misst etwa 4 m Höhe, der<br />

kle<strong>in</strong>ste etwa 2 m. Bei der Begehung <strong>in</strong> diesem Gebiet wurde ke<strong>in</strong> archäologisches Material<br />

gefunden, doch wird auch nicht geackert, vielmehr ist es Weideland. Die Ausmaße, die<br />

Wahl des Ortes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umgebung und Art der Anlegung, machen es wahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

dass diese Hügel der Übergangsperiode zu der Bronzezeit zugehören. Da jedoch Hügel<br />

vom Neolithikum bis zur Völkerwanderungszeit errichtet wurden, kann e<strong>in</strong>e genaue Datierung<br />

nur durch e<strong>in</strong>e gründliche archäologische Untersuchung erfolgen. Diese Hügel s<strong>in</strong>d<br />

am wahrsche<strong>in</strong>lichsten etwa um das Jahr 5000 v. Chr. zu datieren. Welche Funktion sie<br />

hatten, müsste e<strong>in</strong>e systematische Forschung oder zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e Probegrabung ergeben.<br />

Derartige Hügel können Grabmale e<strong>in</strong>es Stammesfürsten se<strong>in</strong>, vielleicht aber auch schlicht<br />

und e<strong>in</strong>fach nur Herrschaftszeichen über e<strong>in</strong> Territorium, oder auch, so gruppiert wie <strong>in</strong><br />

<strong>Roseln</strong>, Kultstätte, e<strong>in</strong>e Art Tempel der ersten <strong>in</strong>dogermanischen Bevölkerung, die von<br />

Asien kam und Träger des Sonnenkultes und der Kultur des Kupfers, Goldes, sodann der<br />

Bronze war.<br />

Gelegentlich von Arbeiten zur Zuleitung des Wassers für den K<strong>in</strong>dergarten21 wurden <strong>in</strong><br />

dessen Hof Gegenstände gefunden, die der neolithischen Epoche zugeordnet werden müssen,<br />

vor allem Keramik der Starcevo­Criş­Kultur. 22 Die bei dieser Gelegenheit entdeckten<br />

Funde wurden von Herrn Dumitru Popa gesammelt und dem Brukenthalmuseum <strong>in</strong><br />

Hermannstadt geschenkt.<br />

17 Karl Re<strong>in</strong>erth, Missale Cib<strong>in</strong>iense, S. 253.<br />

18 Zeno­Karl P<strong>in</strong>ter, Typoskript erhalten 2001 zu archäologischen Funden <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong>.<br />

19 In drei­ bis fünfhundert Metern Entfernung h<strong>in</strong>ter dem Friedhof der Roma „de mătase“ (Seidenzigeuner),<br />

Anmerkung des Verfassers.<br />

20 Schleßken = e<strong>in</strong>e Agnethler Ortsbezeichnung, Toponym.<br />

21 Wohl nach 1950 durchgeführt, Anmerkung des Verfassers.<br />

22 Neolithikum (Jungste<strong>in</strong>zeit) etwa 5000­2500 v. Chr. Vgl. dazu: Großer Ploetz, S. 89; 94f.,<br />

Multimedia Lexikon „Neolithikum“.<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!