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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Pfarrer und Kirche<br />

beerdigung <strong>in</strong> der rosler kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Von Georg Bierkoch<br />

Wie überall im Sachsenland, traf e<strong>in</strong>e Beerdigung <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> nicht nur die leidtragende<br />

Familie, sondern die ganze Geme<strong>in</strong>de. Starb e<strong>in</strong> junger Mensch plötzlich, so bewegte<br />

das alle besonders. Am alten Brauch festhaltend, der von den Vorfahren weitergegeben<br />

wurde, war die Teilnahme an den Beerdigungen sehr hoch.<br />

Da sich die Leute <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de kannten und e<strong>in</strong> gutes Verhältnis zue<strong>in</strong>ander hatten,<br />

wusste man meist von den Krankheiten, an denen die alten Leute litten. In diesem<br />

Fall war man darauf gefasst, dass der Tod dieser Menschen bald e<strong>in</strong>treffen würde.<br />

Die Geme<strong>in</strong>de war <strong>in</strong> drei Nachbarschaften e<strong>in</strong>geteilt: jede Nachbarschaft hatte ihren<br />

Nachbarvater. Dieser war dafür zuständig, die Beerdigung zu organisieren und sie nach<br />

altem Brauch durchzuführen.<br />

Nach dem „E<strong>in</strong>schlafen“ des Toten wurde die Totenbank, die sich immer beim Nachbarvater<br />

befand, geholt. Darauf wurde der Tote aufgebahrt, bis der Sarg vom Tischlermeister<br />

hergestellt wurde. Die leidtragende Familie <strong>in</strong>formierte den Nachbarvater über<br />

den Tod des Familienangehörigen und überreichte ihm die notwendigen Papiere. Von<br />

der Stunde an hatte der Nachbarvater die Verantwortung übernommen, die Beerdigung<br />

durchzuführen. Danach wurde der Totenbeschauer gerufen, der die entsprechende Besche<strong>in</strong>igung<br />

gab. Der Totensche<strong>in</strong> vom Rathaus war auch sehr wichtig. Im Anschluss<br />

g<strong>in</strong>g dann der Nachbarvater zum Pfarrer, um den Tag und die Stunde der Beerdigung<br />

mit ihm festzulegen. Bis zum Tag der Beerdigung wurde der Leichnam 48 Stunden <strong>in</strong><br />

der vorderen Stube aufgebahrt. Hier kondolierten die Verwandten und Freunde und<br />

saßen bis spät abends um den Sarg. Gegen 24 Uhr wurde Brot oder Kuchen mit e<strong>in</strong>em<br />

Schnaps serviert.<br />

Der Nachbarvater hatte die meiste Arbeit, weil er das „Nachbarzeichen“ herumschicken<br />

musste, das heißt, er musste dafür sorgen, dass der Term<strong>in</strong> der Beerdigung im<br />

Dorf bekanntgegeben wurde. Im Anschluss musste er die Adjuvanten und diejenigen<br />

verständigen, die an der Reihe waren, das Grab auszuheben. Nach der schweren Arbeit<br />

bekamen die „Grabmacher“ von den Leidtragenden e<strong>in</strong> Essen und e<strong>in</strong>en Liter Schnaps.<br />

Außerdem mussten diese Leute dafür sorgen, dass das Grab ordnungsgemäß aussah und<br />

geöffnet erhalten, blieb bis der Sarg <strong>in</strong>s Grab gesenkt wurde.<br />

„Geht nun h<strong>in</strong> und grabt me<strong>in</strong> Grab,<br />

denn ich b<strong>in</strong> des Wanderns müde.<br />

Von der Erde scheid’ ich ab,<br />

denn mir ruft des Himmels Friede,<br />

denn mir ruft die süße Ruh’,<br />

von den Engeln zu.“<br />

Nach altem Brauch läutete die kle<strong>in</strong>e Glocke e<strong>in</strong>e halbe Stunde lang, um den Anfang<br />

der Beerdigung anzukündigen. Während des Läutens wurde die alltägliche Arbeit niedergelegt<br />

und man bereitete sich auf die Beerdigung vor. Die Verwandtschaft machte<br />

sich jedoch schon beim ersten Läuten auf den Weg. Wenn die kle<strong>in</strong>e Glocke zum zweiten<br />

Mal ertönte, versammelte sich die ganze Nachbarschaft <strong>in</strong> Kirchentracht auf dem<br />

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