Roseln mitten in Siebenbürgen

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Anhang
Aus alter zeit
Von Johann Bruckner
I. 86
Diese Zeilen verfolgen nur den Zweck, unsern Landwirten einen Einblick zu ermöglichen
in die Preisverhältnisse der landwirtschaftlichen Produkte und anderer Bedarfsartikel
aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Daten, die hier angeführt sind, stammen
aus einem alten Kirchenbuch meiner Gemeinde, welches vor ein paar Tagen dem
Brukenthal’schen Museum als Depositum übergeben worden ist. Der erste Blick in dieses
Kirchenbuch erregt unser Staunen über den großen Unterschied des Geldwertes von
früher und heute. Hiefür folgende Beispiele, die chronologisch geordnet sind:
Im Jahre 1579 kauft die Kirchenkasse meiner Gemeinde „Leinwand zum Korrok 87
(Kätzel) für 40 Denar“ (28 h 88 ). Da für einen solchen „Korrok“ wenigstens 6 Meter
Leinwand erforderlich waren, so stellt sich das Meter auf 4­5 h. Der Macherlohn für
den Korrok beträgt 28 Denar (20 h). Wenn man bedenkt, welch’ mühselige Arbeit das
sogenannte „Reihen“ des Brust­ und Rückenteiles dieses Kirchenkleides ist, so entfallen
auf einen Tag an Macherlohn einschließlich der Kost 4­6 h.
Im Jahre 1582 wird ein Pfund Wachs für 14 Denar (10 h) gekauft. Item den Kirchenvätern,
da sie den Medden aufgehoben haben 2 /8 Wein 6 Denar (4 h). Demnach hat
damals ein alter Eimer Wein 16 h gekostet. Der geehrte Leser dieser Zeilen wird denken:
Die haben damals trinken können! Doch nur gemach. Wenn wir in Betracht ziehen,
daß auch andere landwirtschaftliche Produkte entsprechend ähnliche Preise hatten, so
werden wir sofort erkennen, daß man damals für 15 Denar (10 h) ebensoviel kaufen
konnte, wie heute für 2 K.
Nur nebenbei sei hier zur Hervorhebung des religiös­kirchlichen Sinnes unserer
Alten erwähnt, daß am Begräbnis des Lörinz Schuster 1 fl (70 h) gezahlt wurde. Diese
Begräbniskosten sind in die Kirchenkasse geflossen und entsprechen einem heutigen
Geldwert von 16­18 K. Welche Reden würden heute geführt werden, wenn auf unsern
Landgemeinden die Kirchenkinder für eine Grabstelle so viel zahlen müßten? Die Antwort
auf diese Frage möge Jeder in sich selbst suchen. Unsere Altvordern haben solche
Lasten, wie die vorhin erwähnte es ist, gerne auf sich genommen, weil sie von einem
tiefen Glauben und aufrichtiger Frömmigkeit durchdrungen waren. –
Im Jahre 1592 werden für die Aufstellung eines Ofens in die Schule „Dem Dipner“
28 Denar (20 h), natürlich ohne Kost, gezahlt. Jedenfalls haben wir es hier mit der
Aufstellung eines Kachelofens und der dazu gehörigen Kalefok 89 zu tun. Die Kenner
dieser Öfen – einschließlich des Herdes – werden zugeben, daß wenigstens zwei Tage
erforderlich waren, um jene Arbeit fertig zu bringen.
86 Anm. C.W.: Aus Landwirtschaftliche Blätter für Siebenbürgen XXXVI. Jahrgang 1908, S. 231.
87 Anm. C.W.: „Korrok“ = Chorrock, ein geistliches Gewand.
88 Anm. C.W.: „h“ = Heller, kleinste Münze.
89 Anm. C.W.: Kalefok ist ein Blechteil eines Kachelofens bzw. auch ein ganzer eiserner Ofen,
vgl. Siebenbürgisch­Sächsisches Wörterbuch Bd. 5, S. 16.