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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Unsere Er<strong>in</strong>nerungen und Gedanken<br />

Als Nachtrag sei noch Folgendes h<strong>in</strong>zugefügt:<br />

Der dorftischler war lange Zeit Mart<strong>in</strong> Rochus, <strong>in</strong> dem damals ersten Haus rechter<br />

Hand der Niedergasse wohnend. Er fertigte die Särge, machte Fenstern und Türen,<br />

konnte aber gewiss auch Möbel herstellen.<br />

Ebenfalls <strong>in</strong> der Niedergasse wohnte auch Johann Sallmen, der vor allem auch Särge<br />

herstellte.<br />

Fast sagenhaft ist die Mär von dem Schmied F<strong>in</strong>utz, e<strong>in</strong>em Zigeuner, der ungefähr<br />

1850 geboren wurde und etwa 1930 <strong>in</strong> hohem Alter starb. In se<strong>in</strong>en letzten Jahren<br />

stellte er nur noch Nägel her, die allerd<strong>in</strong>gs besonders gesucht waren, flach und spitz,<br />

handgeschmiedet, bis heute als se<strong>in</strong>e zu erkennen.<br />

Andreas Ludwig, e<strong>in</strong> Schmied aus Probstdorf, hatte mit e<strong>in</strong>em Rosler Mädchen „gesprochen“,<br />

aber deren Vater willigte nicht e<strong>in</strong>, so heiratete er e<strong>in</strong>e Frau aus Magarei und<br />

arbeitete e<strong>in</strong>e Zeit lang <strong>in</strong> Mediasch. Dann wurde er jedoch von der jüdischen Firma,<br />

die den Wald <strong>in</strong> der Kohl<strong>in</strong>g abholzte und das Holz bei der Rosler Station stapelte, nach<br />

<strong>Roseln</strong> gebracht. Er arbeitete auf dem Gullischen Hof <strong>in</strong> der Obergasse (Platz). Nachdem<br />

die Firma, der e<strong>in</strong>e Überschwemmung alle Baumstämme weggeschwemmt hatte,<br />

Pleite g<strong>in</strong>g, blieb er <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong>. Er lieferte, wie Altkurator Johann Klockner berichtet,<br />

auch Eisenbahnräder für die C.F.R. (Căile Ferate Române, die rumänische Staatseisenbahn).<br />

Se<strong>in</strong>e Söhne Johann und Georg Ludwig aus Probstdorf arbeiteten ab etwa 1950<br />

als Angestellte der Staatsfarm, Johann als Schmied, Georg als Wagner.<br />

Nach 1950, als alle Handwerker, die angemeldet waren (also e<strong>in</strong>e eigene Werkstatt<br />

hatten) durch Steuern zum Aufgeben gedrängt wurden, arbeiteten viele Handwerker,<br />

die sich nicht <strong>in</strong> der Kollektivwirtschaft oder bei der Staatsfarm anstellen ließen,<br />

„schwarz“, also selten. Sie mussten sich hüten, e<strong>in</strong>en Werkraum zu haben, der als solcher<br />

erkannt werden konnte.<br />

Nach den Enteignungen und der Kollektivierung wurde auf dem Gullnhof die<br />

Schmiede der Kollektivwirtschaft e<strong>in</strong>gerichtet. Dort arbeitete Thomas Rochus aus der<br />

Niedergasse, Vater der Organist<strong>in</strong>, der <strong>in</strong> Agnetheln das Handwerk gelernt hatte, sich<br />

aber nie e<strong>in</strong>e eigene Werkstatt e<strong>in</strong>richtete. Er war, wie alle Handwerker, immer zugleich<br />

Bauer.<br />

Der Schmied des Dorfes war vor allem Andreas Rochus, <strong>in</strong> der Niedergasse auf der<br />

Schattenseite, Vater von Sofia Merla. Er hatte e<strong>in</strong>e eigene Werkstatt. Die wurde ihm<br />

1950 von der Staatsfarm entschädigungslos genommen. Man bot ihm an, er könne<br />

bei der Farm am Bahnhof mit se<strong>in</strong>en Werkzeugen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Angestelltenverhältnis treten.<br />

Er lehnte ab und arbeitete bis fünf Jahre vor se<strong>in</strong>em Tod, also rund 25 Jahre lang, als<br />

Tagelöhner bei der Farm.<br />

wagner war vor allem Michael Klockner aus der Niedergasse, der zuletzt bei der<br />

Staatsfarm arbeitete. Aber auch Johann Rochus, der Bruder des Schmiedes Thomas Rochus,<br />

hatte auf se<strong>in</strong>em eigenen Hof e<strong>in</strong>e Werkstatt <strong>in</strong> der Zeit vor dem Krieg. Er kehrte<br />

nach Kriegsgefangenschaft und e<strong>in</strong>em Zwischenaufenthalt <strong>in</strong> Österreich erst etwa 1950<br />

heim, <strong>in</strong> Tirolerkleidung, was ihm sofort den Spitznamen „Tiroler“ e<strong>in</strong>trug. An e<strong>in</strong>e<br />

eigene Werkstatt dachte er nicht mehr. Er fand e<strong>in</strong>e Anstellung bei der Genossenschaft<br />

„Harbach“ (Hârtibaciu) <strong>in</strong> Agnetheln.<br />

E<strong>in</strong> besonderes Kapitel s<strong>in</strong>d die Schuster, nicht alle<strong>in</strong> weil sie das älteste und bestbezeugte<br />

Handwerk <strong>Roseln</strong>s s<strong>in</strong>d. Wie auch bei den vorgenannten Handwerkern, können

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