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Roseln mitten in Siebenbürgen

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Vor der Reformation<br />

Durchzug des Heeres durch Ungarn kam es zu unerquicklichen Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

mit der Bevölkerung.<br />

Das 11. Jahrhundert, bekannt als religiös besonders bewegt, hatte <strong>in</strong> Flandern und<br />

Umgebung se<strong>in</strong>e besonderen Züge. 3 Die Bevölkerung hatte stark zugenommen. Besitzlosen,<br />

die <strong>in</strong> den Städten Arbeit suchten, wurde der Zuzug dah<strong>in</strong> verwehrt. Sie mussten<br />

<strong>in</strong> den Vorstädten bleiben und zusehen, wie sie dort überlebten. Die Städte waren den<br />

reichen Patriziern vorbehalten, für die <strong>in</strong> feierlichen Hochämtern Messen zelebriert<br />

wurden, die das arme Volk nur aus Distanz genießen konnte. Kamen aber die verweltlichten<br />

Priester oder Mönche zu diesen, so allermeist, um ihnen ihre Fehler vorzuhalten.<br />

Dadurch wurde fruchtbarer Boden zu e<strong>in</strong>er ganz anderen Aussaat bereitet, den Wanderprediger<br />

nützten, die es gemäß Matthäus 10 als ihre Aufgabe ansahen, Verlorenen<br />

die Botschaft von dem nahen Reich Gottes zu br<strong>in</strong>gen. Diese Bewegung hatte ihren<br />

Ursprung <strong>in</strong> Bulgarien erhalten, von e<strong>in</strong>em Priester namens Bogumil, d. h. Gottlieb, der<br />

um 913 bis 963 lebte und e<strong>in</strong>e von der Kirche als ketzerisch bezeichnete Bewegung <strong>in</strong><br />

Gang brachte, die jedoch über fünfhundert Jahre, bis <strong>in</strong>s 16. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wirkte.<br />

Die damalige Lage <strong>in</strong> Bulgarien wird so beschrieben:<br />

„Die Mönche lebten <strong>in</strong> Saus und Braus, kleideten sich <strong>in</strong> prächtige Gewänder, waren von<br />

zahlreichen Dienerschaften umgeben, aßen teure Speisen, ritten schöne Pferde und plünderten<br />

ihre Untergebenen grausam aus. Die Bauern mussten alle Staatssteuern <strong>in</strong> Sachwerten<br />

abliefern, die Bodensteuer, die Herdsteuer, die Viehsteuer, die Bienensteuer und<br />

andere. Zusätzlich legte noch die Kirche den Bauern beträchtliche Abgaben auf.“ 4<br />

Dagegen wandten sich Bogomil und se<strong>in</strong>e Anhänger, die zu ihrer Welterklärung auch<br />

bibelferne dualistische Geheimlehren benützten, welche die Weltherrschaft aus dem<br />

R<strong>in</strong>gen von Gott und Satan, Licht und F<strong>in</strong>sternis, Gut und Böse verstehen. Ihre Boten,<br />

die sich an Matthäus 10 hielten, fanden offene Ohren für ihre Predigten, die sie bis<br />

nach Italien und Südfrankreich verbreiteten, wo sie ebenso als Ketzer verfolgt wurden,<br />

wie vorher schon <strong>in</strong> Bulgarien. Gemäßigt, die Geheimlehren für sich behaltend, kamen<br />

deren Gesandte auch nach Flandern. Ihnen nahe stand Tanchelm, e<strong>in</strong> Mönch, der<br />

bewegende, kirchenkritische Predigten <strong>in</strong> Antwerpen, Brabant, Flandern und Seeland<br />

hielt, die für 1112 bezeugt s<strong>in</strong>d. Auch se<strong>in</strong>e Predigten fanden offene Herzen, zumeist<br />

unter den Armen, vom Lande Zugewanderten. 1113/1114 wurde Tanchelm <strong>in</strong> Köln<br />

kurzfristig <strong>in</strong>haftiert, aber trotz des Protestes der Geistlichkeit Utrechts freigelassen. Ihn<br />

erschlug e<strong>in</strong> Priester 1115, 5 doch die Gedanken und Botschaften, die als Gottes Wahrheit<br />

und Wille erkannt wurden, konnten weder erschlagen noch ausgelöscht werden. Sie<br />

lebten im Volke weiter.<br />

Als um 1158 Boten des ungarischen Königs <strong>in</strong> Flandern verkündeten, dass ihr Herrscher<br />

Siedler suche, denen er zu günstigen Bed<strong>in</strong>gungen Boden verleihen wolle, da<br />

schlossen sich bald Gruppen zusammen, die zuerst <strong>in</strong> der Gegend von Broos und Rumes<br />

3 Vgl. zum Folgenden die Vorlesung von Dr. Hermann Rehner über „Geschichte der evangelischen<br />

Kirche <strong>in</strong> <strong>Siebenbürgen</strong>“, Typoskript. Passagen davon <strong>in</strong> www.alle­e<strong>in</strong>e­welt.de.<br />

4 Wikipedia, Stichwort: Bogomilen, Grundfrage der Dualisten.<br />

5 So Wikipedia. Karl Müller: Kirchengeschichte Bd. 1, S. 495, gibt 1124 oder 1126 an, Heussi,<br />

5. Aufl. § 61c, 1124.<br />

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