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Roseln mitten in Siebenbürgen

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1944 bis 1990<br />

Da zur Zeit von Pfarrer Sche<strong>in</strong>er am 2. Dezember 1955 die Presbyter den Verlust der<br />

Schreibmasch<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Todesnacht Pfarrer Lutschs und der Blas<strong>in</strong>strumente ansprechen,<br />

„die noch <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d“ (die Schreibmasch<strong>in</strong>e wohl nicht mehr), s<strong>in</strong>d<br />

ihnen die Instrumente also für ke<strong>in</strong>e Beerdigung mehr zurückgegeben worden.<br />

Schon <strong>in</strong> der Sitzung vom 23. Dezember 1945 konnten 27.000 Lei Spende vom<br />

Bezirk unter sieben Waisenk<strong>in</strong>der verteilt werden: Es waren dies Maria und Georg des<br />

Georg Zucker, Maria, Mart<strong>in</strong> und Kathar<strong>in</strong>a der Witwe Maria Sill geb. Rochus sowie<br />

die beiden K<strong>in</strong>der der Kathar<strong>in</strong>a Balthes geb. Hartel: Kathar<strong>in</strong>a und Michael. Die beiden<br />

K<strong>in</strong>der Johann Sills, Johann und Annemarie, wurden ausdrücklich ausgenommen,<br />

wohl nicht nur, weil ihr Vater noch lebte, sondern eher, weil der Großvater als Maurer<br />

materiell besser stand.<br />

Am 3. Februar kamen 36.000 Lei zur Verteilung, sie wurden drei älteren Waisen gegeben:<br />

Der neunjährigen Maria Rochus Nr. 26, deren Vater <strong>in</strong> Amerika lebte und deren<br />

Mutter 1942 gestorben war, sowie Andreas Helmut Rochus Nr. 92, noch ke<strong>in</strong>e anderthalb<br />

Jahre alt, dessen Mutter gestorben war und dessen Vater nach Russland deportiert<br />

wurde, der selbst taubstumm war und als solcher se<strong>in</strong> Schicksal zuletzt meisterte. Er<br />

heiratete ebenfalls e<strong>in</strong>e Taubstumme und wurde e<strong>in</strong> angesehener Facharbeiter. Die<br />

Dritte war die dreizehnjährige Tochter Herm<strong>in</strong>e des Gastwirts Johann Orawetz, deren<br />

Mutter am Vortag beerdigt worden war, und deren Vater auf der Reise von Russland<br />

nach Deutschland am 23. Februar ebenfalls verschieden war. Aber das konnte damals <strong>in</strong><br />

<strong>Roseln</strong> noch nicht bekannt gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Am 27. April konnte berichtet werden, dass e<strong>in</strong>e Kollekte zugunsten des Landeskirchlichen<br />

Hilfswerks statt der erwarteten 155.400 Lei ganze 192.989 Lei erbracht hatte und<br />

e<strong>in</strong>e weitere Sammlung für die notleidenden Nordsiebenbürger weitere 178.000 Lei.<br />

Und das <strong>in</strong> Notzeit. Hier zeigte sich <strong>in</strong> der Not die wahre Rosler Mentalität: Man bedenke<br />

die vielen, vielen Meldungen der Presbyterialprotokolle über Rückstände, unter<br />

eigentlich allen Pfarrern – und dann die Gebefreudigkeit, wo Geiz fast Natur hätte se<strong>in</strong><br />

müssen! Man kann nur sagen: Die Rosler rechnen anders!<br />

Pfarrer Csallner wurde es zunächst verweigert nach <strong>Roseln</strong> zu übersiedeln, von wem,<br />

wissen wir nicht, wohl von irgende<strong>in</strong>er der staatlichen Stellen des Ortes oder des Kultusm<strong>in</strong>isteriums.<br />

Als der orthodoxe Pfarrer Grecu das erfuhr, erschien er, <strong>in</strong> Abwesenheit<br />

Csallners, „mit e<strong>in</strong>em Teil des Geme<strong>in</strong>derates und vielleicht auch dem gar nicht angehörigen<br />

Zigeunern auf dem Pfarrhof, den er für sich beanspruchte“. Als Zweck vermutet<br />

der Protokollschreiber, dass er „alle Räume, Wirtschaftsgebäude und sogar die landwirtschaftlichen<br />

Geräte der Frau Pfarrer Lutsch aufnehmen wollte“. Das davon verständigte<br />

Landeskonsistorium unternahm die notwendigen Schritte dagegen.<br />

In dieser Zeit schickte Pfarrer Csallner wiederholt Berichte von Übergriffen der Behörden<br />

an den Bischof, zum Beispiel am 1. Februar 1946:<br />

„Ihre unter Z. K. 89/1946 vom 14.1.1946 erfolgte Mitteilung, dass ‚die Gerüchte über<br />

neue Aushebungen <strong>in</strong> den Reihen unserer Glaubensgenossen vollständig unbegründet‘<br />

seien und dass ‚das Arbeitslager bei der Eisenbahnstation Valea Homorodului aufgegeben‘<br />

werde, hat, wie wohl überall, so auch <strong>in</strong> <strong>Roseln</strong> große Freude hervorgerufen. Leider muss<br />

ich Ihnen nun aber zur Kenntnis br<strong>in</strong>gen, dass die diesbezüglichen Weisungen entweder<br />

noch nicht an alle untergeordneten staatlichen Stellen gelangt s<strong>in</strong>d oder sich diese wenigstens<br />

z. T. nicht daran halten und weiter tun, was ihnen beliebt.<br />

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